In der Oberfinanzdirektion zeigt Hannes Michanek neue Arbeiten. Nicht zuletzt nach einer Ausstellung im Frankfurter Kunstverein kennt man den Städelabsolventen. Einige der Besucher freuen sich auf seine Berglandschaften.
Tamara Marszalkowski /
Die Oberfinanzdirektion riecht nach frischen Ölfarben. Eine dezente Laugengebäcknote mischt sich darunter. Der aufmerksame Besucher weiß: Es ist eine Vernissage. Zu sehen sind sehr gegensätzliche Arbeiten. Doch kann sich niemand des Gefühls erwehren, dass sie alle irgendwo eine Schnittmenge haben.
Fangen wir von Vorne an. Es handelt sich um Arbeiten von Hannes Michanek, einem Städelabsolventen. Der Frankfurter stammt aus Südschweden. Man kennt ihn hier möglicherweise aus dem Frankfurter Kunstverein, aus dem saasfee* pavillon oder einfach aus dem Bahnhofsviertel, wo er sein Atelier hat.
Für die Ausstellung "The Blue Mountain" in der Oberfinanzdirektion hat Michanek neue Arbeiten hergestellt. Einiges ist jedoch sehr vertraut: Seine monumentalen Berglandschaften. Die hätten fast schon etwas von Alpenromantik, wenn da nicht die zahlreichen Brüche wären. Oft sind die Berge etwa nicht in einer Landschaft verankert, sondern lösen sich nach unten hin auf. So realistisch und vollendet sie oben wirken, so unfertig sind sie unten und legen den Blick frei auf das, was sie wirklich sind: Malerei.
So gewaltig und groß die Bergketten wirken, der Betrachter muss dennoch näher treten. Denn inmitten der Hügel findet er bunte, filigrane, kleine Figuren: Zwerge, Personen, eine Uniform, ein Bär, antike Statuen. Wie aus dem Zusammenhang gerissen, tauchen sie auf oder fügen sich ein in die Landschaft. Ist das eine Frau? Ach nein, nur ein Felsen. Auch geometrische Figuren und farbige Flächen tummeln sich in dem Geschehen. Mal brechen sie die Erzählung auf, mal fügen sie sich als Fremdkörper ein. In den abstrakten, erzählerischen Landschaften scheint alles möglich zu sein.
Doch auch Arbeiten aus seiner Reihe "Suggestions" sind zu sehen. Die stellte Michanek 2013 im saasfee* pavillon aus. Die Bilder könnten Detailaufnahmen seiner Berglandschaften sein - allerdings ohne Berg. Einzelne Formen, Flächen und Figuren befinden sich auf einer leeren Fläche. Sie wirken etwas verloren und fügen sich nicht wie in den Landschaftsbildern in eine Erzählung ein. Viel eher sind sie auf sich zurückgeworfen.
Erfrischend sind seine monochromen Arbeiten. Die zeigen eine Farbe oder eine Farbveränderung. Dort kann das Auge ruhen. "Staring (not seeing)" heißt da eine Arbeit. Also nein, der Besucher ist dennoch gefordert. Vielleicht sogar mehr noch, als bei den erzählerischen Bergketten.
Der Künstler mit dem schönen Brillengestell und den tiefen Lachfalten hat viel gearbeitet in den Monaten vor der Ausstellung. Ganze neun Arbeiten sind in dem noch jungen Jahr entstanden. Donnerstag gab es also nicht nur einen Grund zum Anstoßen.
>>> Hannes Michanek: "The Blue Mountain", 8. April bis 1. Juli 2016, Mo-Do 9-18 Uhr, Fr 9-12 Uhr und nach Vereinbarung, Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main, Zum Gottschalkhof 3.