Großes Kino – 30 Jahre Rodgau Monotones

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Detlef Kinsler /



Die Rodgau Monotones gibt es seit 1977. Aber sie haben 2008 zu ihrem Jubiläumsjahr erklärt und jedes Konzert seit Anfang des Jahres als Geburtstagsfeier zelebriert. Klar war auch seit vielen Monaten, dass es eine zentrale, große Live-Sause geben würde – mit vielen Freunden und Gästen auf der Bühne. Und das in einer der schönsten Konzert-Locations der Region, Open Air und doch im Trockenem (dem deutschen Spätsommer darf man eben nicht trauen), und auf eigenes Risiko, alles selbst organisiert. Der Rund die Tickets setzte schnell ein. Seit Wochen war das Amphitheater in Hanau schon ausverkauft. Obwohl keiner wusste, welche Stargäste als Bonus dabei sein würden. Ganz egal: denn man wollte die Monotones feiern. Und ihre 30 Jahre Leben für Lärm.


Die Stimmung unter der futuristisch anmutenden Zeltkonstruktion war schon lange vor Beginn des Auftrittes prächtig. Da, wo zuletzt Jethro Tull, Manfred Mann´s Earth, The Hooters und Chris deBurgh mit Sinfonieorchester, auf der Bühne standen, hatten auch die Hessen mächtig an Technik, Sound und Licht aufgefahren. Und das Fernsehen mit seinem Kamerakränen trug dazu bei, dass hier alles nach Champions League aussah. Fast pünktlich der Beginn, denn die Massen strömten auch um halb Acht noch von den umliegenden Parkplätzen ins Parkareal am Main während über die Großleinwand schon Grußbothscaften von Schauspieler Ralph Richter oder Konzert-Impressario-Legende Fritz Rau flimmerten . . Großes Kino dann schon gleich zu Beginn der mit Musik vollgepackten drei Stunden (Punkt 11 musste der letzte Ton verklungen sein, eine Auflage der Stadt Hanau): Auf die Bühnen kamen über 100 Kids der Walldorfschule Dietzenbach, um mit Chor und Orchester dem jüngsten Hit der Monotones die Weihe zu geben: „Nutella is all“... Schon da sang da Publikum in Partylaune mit wie eigentlich den ganzen Abend über, bei den alten Gassenhauern wie „Ei Gude wie“, „Mein Freund Harvey, „Volle Lotte“ oder den jüngsten Stücken wie „Frauenfeindliches AC DC-Stück“ oder „R.O.D.G.A.U.“.


Wie schon bei der Präsentation des aktuellen Albums „Ein Leben für Lärm“ vor einigen Montane im intimen Treffpunkt in Neu-Isenburg und jetzt recht auf der Riesenbühne des Amphitheaters fragte man sich, warum es die Monotones eigentlich in der Wahrnehmung der Medien und der Fans in Restdeutschland nie in die erste Rock-Liga geschafft haben, in der jahrelang – aber eben gerechterweise jetzt auch nicht mehr – mal Leute wie Wolf Maahn, Klaus Lage oder Heinz Rudolf Kunze versuchten zu rocken. Denn so viel Musikalität, Witz und Verve, Power in der Performance und instrumentale Virtuosität, dazu die textlichen Einfälle (schließlich waren die Rodgaus so nebenbei auch die Erfinder der Hessen Comedy) hat die „Konkurrenz“ so nie auf die Bühne gebracht.


Von den Kollegen kamen dann auch einige gerne zum Gratulieren. So die neue Band von Ex-Flatsch! Olaf Mill, Tür zu es zieht, ein Akkordeonorchester, das „Bad Orb“ und „St. Tropez“ klanglich veredelte, die U-Bahnkontrollöre, Anne Haigis (mit einer Megaversion von „Is´nur Kino“, die Glashaus` Interpretationsversuch verblassen ließ) und Badesalz, die als Fleuropkuriere getarnt die Bühne in ein Blumenmeer verwandelten bevor sie „Alles Gute“ anstimmten und das Publikum in noch mehr Verzückung versetzten. Dann stieg Henny wieder für vier Stücke bei seinen alten Kumpels ein, sang u.a. „So oder so“ und „Der kleine Pirat“. Wann hatte man Nachtsheim das letzte Mail so rocken sehen?!


Und dann kam der Mann auf die Bühne, der wahlweise als deutsche Antwort auf Bob Dylan und Bruce Springsteen apostrophiert wird u und tatsächlich auch mal so oder so aussehen kann: Wolfgang Niedecken. Lässig, souverän, bester Laune und frenetisch bejubelt hatte er seinen Drummer Jürgen Zöller dabei, der einst als Produzent der Rodgaus für einen Karriereschube des Hessen gesorgt hatte. Klar musste ein Dylan gemeinsam interpretiert werden. Ohne „Like A Rolling Stone“ geht gar nichts. Und dass er „Frach misch net“ auf kölsch sang, war wohl eine besondere Verbeugung für die Hesse, so als habe er den Song wie selbstverständlich in sein Repertoire übernommen. Damit trug er zu einem rundum gelungenen Abend bei.


Fotos: Detlef Kinsler


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