Schriftsteller Navid Kermani ist in der Paulskriche mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. Er rief dazu auf, entschlossener gegen den Islamischen Staat sowie das Assad-Regime vorzugehen.
Christina Weber /
Navid Kermani ist Romanschreiber, Orientalist, Reporter und Berichterstatter. Für sein Wirken wurde er nun mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Bei seiner Dankesrede am Sonntag in der Paulskriche ermahnte der deutsch-iranische Schriftsteller, dem Krieg in Syrien nicht länger untätig zuzusehen. „Darf ein Friedenspreisträger zum Krieg aufrufen? Ich rufe nicht zum Krieg auf. Ich weise lediglich darauf hin, dass es einen Krieg gibt – und dass auch wir, als seine nächsten Nachbarn, uns dazu verhalten müssen, womöglich militärisch, ja, aber vor allem sehr viel entschlossener als bisher“, sagte Kermani. Erst wenn die Gesellschaften den Irrsinn nicht länger akzeptieren, werden sich auch die Regierungen bewegen, so der Preisträger weiter. „Wahrscheinlich werden wir Fehler machen, was immer wir jetzt noch tun. Aber den größten Fehler begehen wir, wenn wir weiterhin nichts oder so wenig gegen den Massenmord vor unserer europäischen Haustür tun, den des 'Islamischen Staates' und den des Assad-Regimes.“
Kermani ist Muslim, hinterfrage den Islam aber bewusst. „Wer als Muslim nicht mit ihm (dem Islam) hadert, nicht an ihm zweifelt, nicht ihn kritisch hinterfragt, der liebt den Islam nicht.“. Er betonte auch, dass der Islam keinen Krieg gegen den Westen führe. „Eher führt der Islam einen Krieg gegen sich selbst, will sagen: wird die Islamische Welt von einer inneren Auseinandersetzung erschüttert, deren Auswirkungen auf die politische und ethnische Kartographie an die Verwerfungen des ersten Weltkrieges heranreichen dürfte“, so Kermani. Nach seiner sehr politischen Ansprache bat er die Gäste, auf Applaus zu verzichten und stattdessen mit ihm zu beten – für die vom IS entführten Christen aus der Gemeinde Qaryatain.
Die Laudatio auf den Preisträger hielt Literatur- und Kunstwissenschaftler Norbert Miller. Navid Kermanis Leben sei ein Roman, so seine zentrale Aussage. „Dieses Festhalten am Schreibvorgang als Lebensprogramm des Schriftstellers Kermani, der Endlichkeit entgegengehalten, begreift in sich auch alle künftigen Äußerungen. Sie alle sind, bis auf diesen heutigen Tag, Teil eines roman à faire“, so Miller. Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins lobte Kermanis Einsatz für den Frieden. „Unsere Welt braucht Vorbilder. Menschen, die uns Orientierung geben, die zeigen, dass es sich lohnt, füreinander einzustehen, sich zu engagieren, die beweisen, dass Frieden und Freiheit nur dann gelingen können, (…) wenn man bereit ist, für die Freiheit und gegen ihre inneren wie äußeren Feinde einzutreten.“