Die Franken 66 gehörten Mitte der 60er Jahre zu den ersten Damen auf dem Rasen. Ein Film aus dem Jahr 1969 zeigt die ersten Ballkontakte der Frauen. Zu sehen sind die Aufnahmen am 14. Mai beim Frankfurter Filmfestival „Kick it!“.
Ann-Kathrin Rose (pia) /
Die Spule des Films rattert im Abspielgerät, das Rauschen im Hintergrund verrät - dieser Film stammt aus einer anderen Zeit. Aber vielleicht ist es gerade das, was den „Füsschenball" aus dem Jahr 1969 so besonders macht. Denn schon die ersten Worte aus dem Off klingen verheißungsvoll, aus heutiger Sicht fast prophetisch. „Dieser Film könnte einmal sehr wertvoll werden", sagt der Sprecher. Dass der Film, der die Franken 66, Frankfurter Fußballpionierinnen aus dem Stadtviertel Gallus, porträtiert, inzwischen ein Stück Zeitgeschichte ist, erkannte auch Karola Gramann von der Kinothek Asta Nielsen und entschied sich, den einzigartigen Mitschnitt im Rahmen des Frauenfußball-Filmfestivals „Kick it!" zu zeigen.
Initiiert von der Kinothek sind vom 11. bis 15. Mai internationale Filme zum Thema Frauenfußball zu sehen. Spielort ist das CineStar Metropolis mitten in der Stadt. Die Besucher erwarten fünf Tage voll mitreißender Fußballgeschichten mit prominenten Gästen wie Ex-Nationalspielerin Sandra Smisek. Regisseure, Schauspieler und Persönlichkeiten aus dem Frauenfußball stehen für Publikumsgespräche nach den Filmen zur Verfügung. Auf dem Programm finden sich Filme wie „Bend it like Beckham“ (Gurinder Chadha, Großbritannien/Deutschland 2002) oder „Hana, dul, sed – Fußball und die DVR Korea“ (Brigitte Weich, Österreich 2009). Die Mischung aus Spielfilmen und Dokumentationen gibt einen Überblick, wie Frauenfußball wahrgenommen und filmisch verarbeitet wird.
Den Film „Füsschenball" empfindet auch Heidi Herbst, die einst selbst mit den Franken 66 auf dem Rasen stand, als etwas ganz Besonderes. Dass der einmal auf einem Festival laufen würde, hatten die Frauen nicht geahnt, als sie vor fast 45 Jahren beschlossen, ihre Pumps gegen Fußballschuhe zu tauschen. Die Idee dazu kam den Spielerfrauen, als sie mal wieder gelangweilt vom nicht immer ansehnlichen Fußballspiel ihrer Männer an der Seitenlinie standen. Die Männer forderten daraufhin die Damen heraus, es besser zu machen. Das ließen die sich nicht zweimal sagen - organisierten sich Trikots und begannen mit dem Training. Mit dem Ballgefühl kam auch die Frage nach den ersten Gegnerinnen auf, die sich schließlich unter den befreundeten Frauen der Niederräder Schützengesellschaft Oberst Schiel fanden. Am 30. Juni 1968, dem Tag des ersten großen Spiels, lief auch Heidi Herbst auf. „Von Strategie hatten wir damals gar keine Ahnung", erinnert sich die Fußballerin, die bei den Franken die Rückennummer drei trug, und fügt mit einem verschmitzten Lächeln hinzu: „Die kurze Spielzeit von zweimal 15 Minuten ging so schnell vorbei, da hatte man gar keine Zeit, Fehler zu machen." Für Tore hingegen schon - drei zu null hieß es am Schluss für die Franken.
„Es stand nicht zur Diskussion, dass wir Fußball spielten", erzählt Heidi Herbst. Und obwohl zu dieser Zeit der Frauenfußball noch einem offiziellen Verbot des DFB unterlag, prophezeite der Schiedsrichter eines Turniers in der Halbzeitpause in das Mikrofon des Reporters: „Ich glaube, dass sich der Frauenfußball in Deutschland durchsetzen wird." Auch diese Bemerkung ist im Film „Füsschenball" dokumentiert. Denn vom Bürgermeister bis hin zum Gastarbeiter war kein Zuschauer vor Reporter Günther Herbst, dem Mann von Verteidigerin Heidi, sicher, wenn dieser sich mit seinem Mikrofon auf die Zuschauerränge begab. Und so erstaunt es nicht, dass die Antworten der Gesprächspartner zumeist mit einem ganz eigenen Charme aufwarten.
Entstanden ist das einzigartige Material über die kickenden Damen übrigens dank der Initiative der Männer der Sportgemeinschaft. Das Gefühl, das die fußballbegeisterten Frauen aus dem Gallus Frankfurter Geschichte schreiben würden, scheint Peter Gruß, der Vorsitzende der Franken, schon damals gehabt zu haben, sonst wäre dieser einzigartige Super 8-Film, der die ersten Pässe der Frauenfußballmannschaft dokumentiert, wohl kaum entstanden. Der Film lebt von der Liebe der Männer - der Liebe zum Fußball, vor allem aber der Liebe zu ihren Frauen. Und so findet es auch Heidi Herbst inzwischen nicht mehr ganz so ungewohnt, sich auf der Leinwand zu sehen. Vielmehr freut sie sich, dass „Füsschenball" mit dem Filmfestival „Kick it!" ein Forum erhält. „Das Schönste", verrät sie, „ist aber die Euphorie der jungen Leute, die unseren Film sehen und sich für ihn begeistern."