Was der Ire am Saint Patrick's Day macht? „Trinken“, sagt Eamonn O’Sullivan. Und er muss es wissen, schließlich ist der 60-Jährige Inhaber der Town and Country Bar in Tralees größter Straße. Er hat in der Zeitung vom Besuch aus Deutschland anlässlich der Kulturpartnerschaft zwischen dem Höchster Schlossfest 2009 und der Hauptstadt des Countys Kerry im Südwesten Irlands gelesen. Und weil er gehört hat, dass auch die Deutschen gerne feiern, hat er extra ein schwarz-rot-goldenes Willkommensschild ausgehängt. „Mein Sohn hat mir bei der Übersetzung geholfen“, erzählt er. „Hoffentlich kommen morgen nach der Parade viele deutsche Gäste zu mir. Wir haben auch den ganzen Tag Live-Musik.“
Zum St. Patrick's Day am 17. März gedenken die Iren ihrem Nationalheiligen. Der in Wales geborene Patrick wurde im Jahr 405 als 16-Jähriger von Iren auf die grüne Insel verschleppt. Da ihm sein Glaube über seine Zeit als Sklave hinweg half, kam er im Jahr 432 als Missionar wieder zurück nach Irland und verbreitete das Christentum. Die Legende besagt, er habe bei einer Predigt die Insel von allen Schlangen befreit und dies nicht nur mit der Macht seiner Worte, sondern unter tatkräftigem Einsatz seines Bischofsstabes. In Wahrheit hat es im nacheiszeitlichen Irland nie Schlangen gegeben, was die Iren aber nicht weiter stört. Um ihren Patrick kräftig zu feiern, ist den katholischen Iren in der Fastenzeit an diesem Feiertag sogar eine Fastenpause erlaubt.
Ob es denn auch Brauch sei, morgens in die Kirche zu gehen, frage ich Eamonn O’Sullivan. „No, just drink“, so die knappe Antwort. Irgendwelche anderen Rituale? „Wir schmücken unsere Häuser und die Straße zur Parade“, so der Pub-Inhaber. „Die Kinder und manche Erwachsene ziehen sich grün an. Aber die Hauptsache ist trinken.“ Wie zur Bekräftigung seiner Worte bittet er den Reporter des Journal Frankfurt sogar hinter den Tresen und lässt ihn sein eigenes Guinness zapfen. Eine Minute braucht das perfekte „Pint“ Das sind ja gute Aussichten.
Am nächsten Morgen zeigt sich dann doch ein etwas anderes Bild. Viele Familien mit Kindern sind gekommen, um am St. Patrick’s Day die Messe zu besuchen, die zu Ehren der deutschen Gäste aus Frankfurt Höchst auch teilweise auf Deutsch gehalten wird. Überhaupt ist der Ire ungeheuer gastfreundlich und offen. Im Gälischen, der irischen Muttersprache, existiert nicht einmal ein Wort für „Nein“. Unmittelbar im Anschluss an die Messe strömen die Menschen zur Parade, die eineinhalb Stunden durch die Stadt führt. Es stellt sich heraus, dass außer den Unmengen an teilnehmenden und zuschauenden Kindern höchstens einige englische Touristen nahezu karnevalistisch verkleidet sind. Total zum Affen machen sich jedoch die deutschen Pressevertreter mit ihren grünen Zipfelmützen.
Grüne Hüte haben sich auch die Musiker der Höchster Skylineband aufgesetzt – einer der Höhepunkte unter den rund 50 Zugnummern. Aber auch vom Honoratioren-Wagen waren Frankfurter Töne zu hören, als Joachim Safran, Ehrenmitglied des Höchster Vereinsrings und ältester Delegierter der etwa 60-köpfigen Abordnung vom Main, „Die Frau Rauscher aus de Klappergass“ über Mikrofon in die jubelnde Menge schmettert. Ein Kulturaustausch eben, der seinen Namen verdient.