Am 4. Juni startet das Festival LiteraTurm – und widmet sich dem autobiografischen Schreiben. Den Auftakt gestaltet Büchnerpreisträgerin Felicitas Hoppe mit der Komponistin Iris ter Schiphorst und dem Ensemble Modern.
Christoph Schröder /
Der Aspekt des Autobiografischen hat in den vergangenen Jahren in der Literatur noch einmal an Bedeutung gewonnen. Sicher, schon immer haben sich Leser für die Lebensberichte anderer Menschen interessiert, doch macht das was mit dem Begriff der „Autofiktion“ beschrieben wird, mittlerweile einen nicht unbeträchtlichen Teil der erfolgreichsten Romane der Gegenwart aus, man denke nur an Jan Ove Knausgards Mammutprojekt. So ist es tatsächlich eine schlüssige Entscheidung, dass das Frankfurter Literaturfest LiteraTurm sich vom 4. bis 10. Juni dem Themenfeld der Autobiografie widmet.
Kulturdezernentin Ina Hartwig berichtete in der Programmpressekonferenz in ihrem Grußwort von den Schwierigkeiten, die ihre eigene, mit den Poststrukturalisten groß gewordene Generation mit dem Autobiografischen hatte: „Wir waren gegen die großen Heldengeschichten immun.“ Das hat sich mittlerweile geändert, wie auch Sonja Vandenrath, die Literaturbeauftragte der Stadt Frankfurt, die für Konzept und Programm des Festivals verantwortlich zeichnet, in ihrem Statement betonte. LiteraTurm, darauf legt Vandenrath stets Wert, ist kein beliebiges Literaturfestival, sondern eine kuratiertes Konzeptveranstaltung, die Genregrenzen überschreitet. In diesem Jahr zum Beispiel die zum Sachbuch. In vier thematische Blöcken – Autobiografie, Autofiktion, Künstlerroman und wissenschaftliche Biografie – lassen sich die 44 Veranstaltungen mit rund 100 Mitwirkenden einordnen.
Zum Auftakt am 4.6. wird die Büchnerpreisträgerin Felicitas Hoppe, die mit ihrem Roman „Hoppe“ geradezu ein Paradebeispiel der Gattung Autofiktion abgeliefert hat, gemeinsam mit der Komponistin Iris ter Schiphorst und dem Ensemble Modern ein Lesungskonzert im Dominikanerkloster gestalten. Weitere prominente Gäste des Festivals werden beispielsweise die Schriftsteller Ralf Rothmann und Ulrike Edschmid, die Biografen Helmut Lethen oder Magnus Brechtken, der eine Biografie über den Hitler-Architekten Albert Speer geschrieben hat, sein. Aber auch Linn Ullmann, die Tochter von Liv Ullmann und Ingmar Bergman wird ihr Buch „die Unruhigen“ vorstellen. In Zusammenarbeit mit den Frankfurter Stadtevents wird Dominik Bloh sein Buch „Unter Palmen aus Stahl“ präsentieren, in dem er von seinem Leben auf der Straße erzählt. Und zum Abschluss des Festivals wird der mittlerweile 91 Jahre alte Martin Walser gemeinsam mit seinem Sohn, dem Publizisten Jakob Augstein, auf der Basis ihres gemeinsamen Buchs „Das Leben wortwörtlich“ ein Gespräch führen.
Der Festivalname LiteraTurm ist im Übrigen ebenfalls wortwörtlich zu nehmen: Ein Großteil der Veranstaltungen findet in Frankfurter Hochhäusern statt, beispielsweise im Opernturm oder im Westend Duo in der Bockenheimer Landstraße. Aber auch das Literaturhaus, das Goethehaus oder das Hessische Literaturforum sind als Veranstaltungspartner im Boot. Und dank der Unterstützung des Kulturfonds Frankfurt RheinMain wird das Literaturfest auch in die Region getragen, nach Wiesbaden, in den Rheingau und in den Taunus – „ein Angebot, die Region neu zu entdecken“, wie die Kulturdezernentin es formuliert.
Das komplette Programm und Links zum Kartenvorverkauf finden Sie unter www.literaturm.de