Mitte April startet das Lesefest "Frankfurt liest ein Buch", an dem sich zahlreiche Schulen und Kultureinrichtungen im Rhein-Main-Gebiet beteiligen. Im Mittelpunkt steht dieses Jahr der Roman "Das siebte Kreuz" von Anna Seghers.
Christoph Schröder /
Es waren große Worte, die auf der Pressekonferenz zum Lesefest „Frankfurt liest ein Buch“ zu hören waren. Doch wahrscheinlich waren sie in diesem Zusammenhang auch angebracht. Denn Anna Seghers‘ Roman „Das siebte Kreuz“, das vom 16. bis zum 29. April im Mittelpunkt von rund 120 Veranstaltungen steht, ist wohl eines der bedeutendsten Bücher, das im 20. Jahrhundert in deutscher Sprache geschrieben wurde. Nach der Begrüßung durch die neu gewählte 1. Vorsitzende des Vereins, Sabine Baumann, die nach acht Jahren die Nachfolge von Klaus Schöffling angetreten hat, betonte Kulturdezernentin Ina Hartwig auch in ihrer Wortmeldung, dass bereits die Auswahl des Romans ein deutliches und wichtiges Zeichen sei im Hinblick auf Zeiten, in denen die Demokratie gegen Spaltungstendenzen und Hasstiraden verteidigt werden müsse. „Das Buch“, so Hartwig weiter, „wirft aktuelle und universelle Fragen auf; die nach der Verantwortlichkeit gegenüber Mitmenschen und Zivilcourage.“
Anna Seghers‘ Roman erzählt die Geschichte von sieben Häftlingen, denen im Jahr 1937 während eines Arbeitseinsatzes die Flucht aus dem (fiktiven) KZ Westhofen, angelehnt an das KZ Osthofen nahe Mainz, gelingt. Einer von ihnen ist die Hauptfigur des Romans, der Kommunist Georg Heisler. Er ist auch der einzige, der die Flucht letztendlich überleben wird. Constanze Neumann, seit November 2017 Leiterin des Aufbau Verlags, erläuterte in einem hoch interessanten Kurzvortrag Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte des Romans. Neumann schilderte die Bedingungen, unter denen Seghers arbeiten musste, und die finanziellen Nöte der Autorin im Exil. Constanze Neumann betonte, dass auch die Städte Mainz und Frankfurt am Main, durch die Heisler bei seiner Flucht kommt, und die dazwischen liegenden Landschaften von hoher Bedeutung für Anna Seghers gewesen seien.
Lothar Ruske, der für das Programm verantwortlich zeichnet, stellte einige Höhepunkte aus dem mit 120 Veranstaltungen höchst umfangreichen Programm vor: Sowohl zur Auftaktveranstaltung von „Frankfurt liest ein Buch“, aber auch zur Eröffnung der Ausstellung, die sich auf die Spuren des Romans begibt, wird Pierre Radvanyi, der 92 Jahre alte Sohn von Anna Seghers, anwesend sein. Zudem wird unmittelbar vor der (bereits ausverkauften) Eröffnung ein Weg in der Nähe der Deutschen Nationalbibliothek in „Anna-Seghers-Pfad“ umbenannt. Der Hessische Rundfunk sendet vom 16.4. bis zum 1..5. täglich einen Ausschnitt aus der von Martin Wuttke eingelesenen Hörbuchfassung des Romans.
>> Anna Seghers: Das siebte Kreuz. Aufbau Verlag, 448 S., 20,- €