Das Harmonie Kino ist Austragungsort der Fantasy Filmfest White Night am Wochenende. Zehn äußerst abwechslungsreiche Filme werden gezeigt.
Gregor Ries /
Nicht weiß, sondern eher blutrot verlaufen die Nächte der „Fantasy Filmfest White Night“, die am Samstag, den 20. und Sonntag, den 21.1. erstmals wieder in der Harmonie stattfinden. Angesichts des Umstands, dass die Veranstalter Rosebud Entertainment mit dem früheren Festivalort, dem Cinestar Metropolis, nicht mehr völlig zufrieden waren, und der Hinwendung des Cinema/Harmonie-Teams zum Genrekino mit der monatlichen „(Dis)Harmonie“-Reihe, erfolgt der Wechsel nicht ganz überraschend. Nach den ersten beiden Jahren 1992 und 93 kehrt man nun zur ersten Spielstätte zurück, zumal die Säle im Metropolis angesichts sinkender Besucherzahlen immer kleiner wurden. Nun muss man zwar mit der prekären Parkplatzsituation in Sachsenhausen zurecht kommen. Doch Kurzentschlossene sollten keine endlosen Schlangen mit teils halbstündiger Wartezeit wie an den Metropolis-Kassen mehr befürchten müssen, wobei die Atmosphäre trotz oder aufgrund etwas beengterer Foyer-Verhältnisse durchaus intimer ist.
Die Auswahl der neuen zehn Filme kann sich jedenfalls sehen lassen. Neben dem schon mehrfach ausgezeichneten „The Shape of Water“ über die verbotene Liebe einer unscheinbaren Putzfrau zu einem Fischmenschen, in dem Guillermo del Toro vertraute Motive wie seine Begeisterung für klassisches Hollywoodkino oder sein Appell für Außenseiter verknüpft, trifft man auf zahlreiche vertraute Namen. Nach dem überzeugenden harten Schocker „Let Up Prey“ bewegt sich Brian O’Malley mit „The Lodgers“ auf den Spuren des übersinnlichen Gothic Horrors. Wie in dem subtilen „Spring“ bauen Justin Benson und Aaron Moorhead in dem surrealen „The Endless“ den Schecken erst allmählich auf.
Bei Lynne Ramsey und dem Duo Hélène Cattet & Bruno Forzani darf man trotz vertrauter Genremotiven erst recht keine konventionellen Arbeiten erwarten. In „A Beautiful Day“ versucht Joaquin Phoenix als Kriegsveteran Kinder aus den Händen von Sexhändlern zu befreien, wobei Ramsey erneut die Chronologie der Ereignisse aufbricht. Wieder huldigen Cattet & Forzani im experimentellen „Let the Corpses Tan“ um eine Schatzsuche der Kinoästhetik und Musik der Sechziger. Natürlich dürfen die bewährten Zombies bei dem kanadischen Endzeitdrama „Les Affamés“ nicht fehlen. Einen inhaltlichen Ausreißer bildet die Sexkomödie „The Little Hours“ über lüsterne Nonnen im 14. Jahrhundert, zu der sich die Independent-Comedy-Riege von Dave Franco, Aubrey Plaza, Molly Shannon bis hin zu John C. Reilly als Abt versammelt. Trotz düsterer Rituale entwickeln sich die Dinge in dieser angeblichen „Decamerone“-Adaption weniger blutig, aber ebenso wüst.