Es muss sich nicht reimen!

Ein Fest der Lyrik

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Bei den Frankfurter Lyriktagen steht vier Tage lang das Gedicht im Mittelpunkt . Dieses Mal unter dem Motto „Experiment, lyrisch“. Unser Autor ist der Meinung: wer keine Gedichte mag, lernt sie hier lieben.

Christoph Schröder /

Die Lyrik ist ein zartes und wertvolles Pflänzchen. Das darf man nicht unterschätzen, gerade in einer Epoche, in der das Medium Buch einem radikalen Wandel unterzogen ist. Wenn die Literatur einer Förderung bedarf, so gilt das für das Gedicht noch einmal im ganz Besonderen.

Insofern kann man es nur lobenswert finden, dass das Kulturamt der Stadt Frankfurt auch in diesem Jahr wieder turnusgemäß – im Wechsel mit dem „LiteraTurm“-Fest, ein Lyrikfestival auf die Beine gestellt hat. Immerhin zehn prominent besetzte Veranstaltungen an vier Tagen dokumentieren die Wertschätzung, die man den Versen unter dem Motto „Experiment, lyrisch“ entgegenbringt. Am Eröffnungsabend diskutiert Gert Scobel in der Evangelischen Stadtakademie mit dem österreichischen Tausendsassa Raoul Schrott über eine Möglichkeit der Verbindung von Lyrik und Neurowissenschaften.

Einen Tag später liefert der für seine Auftrittsqualitäten mehrfach preisgekrönte Michael Lentz gemeinsam mit Ulrich Winters eine Performance im Sinkkasten ab, in der, wie versprochen wird, der Zuhörer manches wiedererkennt, was er noch nie gesehen hat. Am selben Abend bekommt im Ponyhof die Spoken-Word-Szene ihren Auftritt. Am 26. Mai beschwören Diedrich Diederichsen und Eckhard Schumacher im Orange Peel den Sound von Rolf Dieter Brinkmann; ebendort gibt es im Anschluss unter dem Motto „Verse sind zum Tanzen da!“ bis in die Nacht hi­nein Gedichte und Musik. Am 27. Mai sprechen in der Villa Metzler Klaus Reichert, Matthias Göritz und Uljana Wolf über die Schwierigkeiten des Übersetzens, bevor am Abschlussabend in der langen Nacht des lyrischen Experiments unter anderem Paulus Böhmer, Franz Mon, Ulrike Almut Sandig (Foto), Daniela Seel und Ulf Stolterfoth in der Evangelischen Stadtakademie die Bandbreite dichterischer Möglichkeiten aufzeigen.

Nun kommen Sie wahrscheinlich und sagen: „Also, Gedichte, das ist so überhaupt nicht meine Sache. Die verstehe ich nicht.“ Darauf würde ich antworten: „Geht mir auch oft so. Aber meistens erfreue ich mich trotzdem am Klang.“ Und ganz davon abgesehen: Das muss ja nicht so bleiben. Manchmal ist das auch eine Sache der Übung. Ein Fest für die Gedichte mit Musik und Tanz. Wie in der Waldorfschule.


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