Das Projekt „Eine Stadt zeigt sich. Offen“ will Menschen zusammenbringen. Auf eine ebenso ungewöhnliche, wie charmante Weise. Der überraschende Blick hinter die Fassaden ist kostenfrei.
Katrin Börsch /
Ein Festival ganz ohne Bühne, Musik, Theater oder sonstiges Unterhaltungsprogramm – gibt es das? Ja, denn bei „Eine Stadt zeigt sich. Offen“ öffnen 40 Gastgeber in Frankfurt und Offenbach die Türen zu ihren Lebenssituationen und gewähren einen Einblick in Privates. Das Unterhaltungsprogramm ist dann quasi die Begegnung untereinander, die Wohnräume sind die Bühnen.
„Eine Stadt zeigt sich. Offen“ möchte einen Kontext vom Individuum zur Stadtgesellschaft als Ganzes spinnen. Bereits zum zweiten Mal findet die Veranstaltung statt. 2014 hatte das Stadtfestival sein Debüt. „Ziel ist es, die Offenheit, den Austausch und die Kommunikation zu fördern, ohne Szenen zu deuten“, so Loimi Brautmann von Urban Media Project. Denn die Städte Frankfurt und Offenbach sind besonders vielfältig: Menschen aller Generationen, Gemeinden aller Weltreligionen und Bürger aus insgesamt 180 Nationen sind hier ansässig. „Eine Stadt zeigt sich. Offen“ ist ein Kooperationsprojekt vom Deutschen Architekturmuseum, dem Amt für Arbeitsförderung, Statistik und Integration der Stadt Offenbach und dem Amt für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt.
Zurzeit haben die Macher schon 17 Frankfurter und 19 Offenbacher, die ihre Lebenssituationen zeigen möchten. „Unser einziges Kriterium ist Offenheit und ein gutes Plus wäre dann noch eine spannende Geschichte, die der Gastgeber erzählen kann“, sagt Brautmann. So sollen möglichst viele unterschiedliche Situationen gezeigt werden – ob in einem Loft im Bahnhofsviertel, in einem Hochhaus am Ben-Gurion-Ring in Bonames, oder in einer Gründerzeit-Villa im Nordend. Dabei bestimmt jeder Gastgeber selbst, wie oft an diesem Wochenende und wie viele Menschen er empfangen möchte. Die Besuchergruppen bestehen aus zehn bis 25 Leuten.
Die Termine dauern maximal zwei Stunden und werden von Freiwilligen begleitet. Mit dabei sind unter anderem: Fritz und Nikolai
Seit knapp zwei Jahren leben die beiden an der Grenze von Gallus und Bahnhofsviertel. Fritz, der zuerst Richtung Rhein-Main zog, war gleich Feuer und Flamme für die Stadt, Nikolai musste erst mit ihr warm werden. Mittlerweile ist das Paar aber gemeinsam in Frankfurt angekommen. Beide haben Zwischenstation in Osteuropa gemacht, sind sich aber erst am Bodensee begegnet. Viel Herumgekommen - vom Süden, in die Mitte und beide mit einem Faible für den Osten – ist für Fritz und Nikolai Heimat kein Ort, sondern ein Gefühl.
Extravagant, farbenfroh, antik, handgemacht, eine beeindruckende Inszenierung - so lebt Manuela mit ihren Kindern, aber sonst bleibt sie lieber im Hintergrund und überlässt die große Bühne gerne anderen! Sie ist eine Macherin und liebt Kunst in jeglicher Form, insbesondere die alte Handwerkskunst der Wattefiguren! Vintage dominiert ihr Leben und ihre Einrichtung - alles ist aufeinander abgestimmt, aber es sind häufig die kleinen Dinge, die sie begeistern und die sie wie kleine Schätze bei ihren zahllosen Umzügen bewahrt hat. Betritt man ihre Wohnung im Nordend, gleicht der Besuch einer Zeitreise durch das 20. Jahrhundert.
Die gebürtige Berlinerin hat in Frankfurt ihren besten Freund gefunden, denn die Stadt half ihr gebrochenes Herz zu heilen. Dhara sprüht vor Energie und Lebenslust und sieht sich selbst als ihr größtes Projekt - man sollte immer an sich arbeiten und sich kleine Oasen schaffen. Heimat ist ihr kleines Nest, aber häufig auch eine sinnliche Erfahrung - Gerüche, Geschmäcker und Bilder, die große Bedeutung haben.
Interessierte melden sich online unter www.offen.city an. Am besten schon jetzt – dabei können bis zu drei Slots an einem Tag gewählt werden. Die Anmeldung ist kostenlos.
Eine Stadt zeigt sich. Offen. 9./10. Juni, 10–18 Uhr, www.offen.city