Dépaysé im Fotografie Forum Frankfurt

Die flüchtige Welt des Serge Clément

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Die Ausstellung Dépaysé zeigt 50 Schwarz-weiß-Fotografien. Der Fotograf Serge Clément spielt darin mit Unwirklichkeiten, die ihm vor allem in seiner Heimat Québec begegnet sind – zum Beispiel sein erstes Apartment.

Nils Bremer /

"Nur zwei Aufnahmen habe ich gemacht", sagt Serge Clément. Eine, auf der nur die Treppe zu sehen ist, um den Bildausschnitt festzulegen. Eine weitere, auf der er selbst die Treppe herunterzusteigen vorgibt und auf den Selbstauslöser der Kamera wartet. Auf der Fotografie ist der Künstler 1971 zu sehen, wie er, fast vergeistigt, sein Apartment verlässt, "ziemlich klein war das dort", erinnert er sich. Die Aufnahme ist gewissermaßen typisch für die ganze Ausstellung. Dépaysé war zuvor in Paris zu sehen, dort gingen die Besucher auf das Selbstporträt zu, stiegen die Treppe hinauf, während der Künstler sie im Foto hinabstieg. "In Paris waren die Werke einzeln beleuchtet, auch wunderschön – hier in Frankfurt aber haben sie mehr Platz", sagt Herr Clément und setzt am Abend vor der Eröffnung zu einem letzten Rundgang durch die Ausstellung an. Der Künstler wird bei der Vernissage am Freitag wie auch am Wochenende noch in der Stadt sein, wird zwei Workshops geben und am Samstagabend einen Vortrag über Fotobücher halten – mithin seine große Leidenschaft. Somit verwundert es auch nicht, dass zur Ausstellung im Kehrer-Verlag ein Begleitbuch erschienen ist, in dem die Werke, ähnlich der Schau, in Beziehung zueinander gestellt werden. "Ich möchte gerne, dass die Besucher Bezüge herstellen", so Serge Clément.

Dépaysé ist eines dieser kaum übersetzbaren französischen Wörter, das Fotografie Forum umschreibt es als "fehl am Platze", "fremd" oder "verloren", im Wörterbuch ist noch die Rede davon, dass dépayser qn. auch bedeuten kann, jemandem das Gefühl von Fremdheit zu geben. Welch lyrische Umschreibung dessen, was wir im Fotografie Forum zu Gesicht bekommen. Ein Hot-Dog-Verkäufer in New York, der wirkt wie von einem anderen Stern in die dunkle Ödnis der Stadt verfrachtet. Eine Schneeverwehung in einem Hauseingang in Québec, die sich bis zu den Briefkästen hinaufzieht. Und immer wieder Bäume und Gestrüpp, deren Verästelungen erscheinen als wollten sie das eigentliche Motiv schleunigst vertuschen. Weiteres zentrales Stück der Schau: Ein riesenhaftes Fotobuch, das man sich erst gar nicht traut, umzublättern. Lohnt sich aber.

>> Serge Clément: Dépaysé
21. November 2015 – 31. Januar 2016
Eröffnung: Freitag, den 20. November, 19 Uhr
Öffnungszeiten: Dienstag–Sonntag: 11–18 Uhr,
Mittwoch: 11–20 Uhr, Montag geschlossen
Eintritt: 6 Euro
Braubachstraße 30–32, Frankfurt am Main

Das Buch enthält 138 Abbildungen auf 192 Seiten, ist im Kehrer-Verlag erschienen und kostet 35 Euro. Eine Sonderedition mit einer Auflage von 96 Exemplaren enthält einen Silbergelatine-Handabzug, der vom Künstler signiert ist und ist für 250 Euro ebenfalls im Fotografie Forum erhältlich.


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