Die wandelnde Stadt

Das Deutsche Architekturmuseum zeigt die Ausstellung "Zukunft von Gestern"

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Ungetüme, die sich über Wüstensand bewegen und in denen tausende von Menschen leben: Das Architekturmuseum zeigt Utopien der Architektengruppen Archigram und Future Systems. Eine Ausstellung für Technophile, Träumer und Visionäre.

Tamara Marszalkowski /

Das riesige, organisch wirkende Ungetüm bewegt sich langsam über den Wüstensand, vorbei an der Sphinx, an Oasen, weiter rein in die lebensfeindliche Sphäre. Doch das Ungetüm bietet schützenden Raum für tausende von Menschen. Es handelt sich dabei um eine Stadt, einen wandelnden, autonomen Lebensraum. Die Walking City von Warren Chalk und Ron Herron (s. Bild und Galerie) ist eine architektonische Utopie. Sie gehört zu den bekanntesten Projekten der Architektengruppe Archigram.

Die Londoner Architektengruppe um Peter Cook, Ron Heron, Dennis Crompton, Warren Chalk Michael Webb und David Greene mischte Ende der 60er Jahre die englische Architekturszene auf. In einer Zeit, die von Fortschrittsoptimismus, Raumfahrt und der Angst vor einem Atomkrieg geprägt war, entwarfen die Architekten technoide Visionen, die nie umgesetzt wurden. Für ihre Architekturcollagen nutzten sie Musik, Kunst und die Mode ihrer Zeit als Materialpool. Von der Pop-Art schauten sie sich die Prinzipien der Verbreitung ab.

Der Besucher der Ausstellung lernt, dass Archigram in den 80er Jahren sogar nach Frankfurt kam. 1984 wurde Cook Professor für Architektur an der Städelschule und baute 1992 deren neue Mensa.

Das Deutsche Architekturmuseum (DAM) zeigt detaillierte technische Zeichnungen, farbig opulente Collagen und filigrane Originalmodelle. Die Entwürfe des Archigram stammen aus dem Depot des DAM. Sie werden den 20 Jahre später entstandenen Werken des tschechischen Architekten und Gründer von Future Systems Jan Kaplicky entgegengestellt.

Der Prager Kaplicky kam 1968 nach London und arbeitete als freier Architekt für unterschiedliche Architekturbüros. So war er zum Beispiel auch an der Planung des Centre Pompidou und der Hong Kong & Shanghai Bank beteiligt. 1979 gründete er daraufhin sein eigenes Büro Future Systems. Die Architekten entlehnten auch hier viele Ideen der Weltraumtechnologie. Auch das Future Systems Büro war mal für Frankfurt aktiv. Es beteiligte sich an einem Wettbewerb für einen Kindergarten in Sossenheim. Anders als bei Archigram hieß es beim Future Systems irgendwann weniger träumen, mehr bauen. So war eines der letzten Projekte von Kaplicky der Neubau der Tschechischen Nationalbibliothek.

>>> "Zukunft von gestern. Visionäre Entwürfe von Future Systems und Archigram", Eröffnung Freitag, 13. Mai 2016, 19 Uhr, 14. Mai bis 18. Oktober 2016, Di, Do bis So 11–18 Uhr, Mi 11–20 Uhr, Schaumainkai 43. Mehr Informationen unter www.dam-online.de/.


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