Die Galerie Rundgänger zeigt frisch gebackene Kunsthochschulabsolventen aus ganz Deutschland. Nun sind Sebastian Ritschel und Robert Schwark zu Besuch. So gegensätzlich beide Künstler sind - so gut ergänzen sie sich.
Tamara Marszalkowski /
Der Hamburger Sebastian Ritschel arbeitet digital (s. Foto). Das mag beim ersten Blick auf seine Bilder überraschend sein. Denn sie zeigen große, abstrakte Malerei - könnte man meinen. Doch tritt man näher an die Bilder ran, merkt man, dass es sich dabei keineswegs um Malerei handelt. Die Pinselstriche bestehen aus Pixeln - es handelt sich um großformatige UV-Drucke. Bei diesem Druck werden die Pixel besonders klar abgedruckt. Dennoch zeigen seine Arbeiten malerische Gesten. Dabei sind sie digital entstanden, am heimischen iPad.
Die Farbe hat keine Materialität, sie imitiert sie lediglich und ist nicht wirklich plastisch. Die Arbeiten Ritschels zitieren die analoge Malerei. Damit mäandern die Arbeiten zwischen zwei Polen: einem persönlichen Zugang über die Geste und einer kühlen Distanz des Digitalen. Ritschel versucht damit, die abstrakte Malerei in unsere Zeit zu holen.
Seine Arbeiten entstehen schnell: Er brauche 30 Sekunden um die Geste am iPad durchzuführen. Den Druck anzufertigen dauert hingegen länger. Außerdem gibt der Künstler hier die Handhabe über seine Arbeit ab und überlässt der Druckerei den Druckprozess. Die abstrakten Malereien stellt er in dem Programm ArtRage her. Dort mischt er auch die Farben selbst zusammen.
Die Arbeiten von Robert Schwark, der an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst studiert hat, verhalten sich fast gegensätzlich zu denen von Ritschel. Seine Arbeiten nehmen einen langen Prozess in Anspruch. Er malt abstrakte Bilder mit mehreren Farbschichten. Er nutzt Schablonen, Ölfarben und Pigmente. Eine akribische Ordnung liegt in seinen Motiven. Er malt abstrahierte, statische Strukturen. Nur manchmal werden sie durch kleine Details gebrochen.
Die Motivwahl begründet sich aus einem Interesse an grafischen Strukturen. Er habe sich in seinem Studium gefragt, wie unser Alphabet unser Formverständnis beeinflusst habe und wie die Bilder in Abhängigkeit zum Alphabet stehen.
Nach seinem Studium nutzte er die Gelegenheit, sich an einem Motiv abzuarbeiten und es bis zur Ermüdung zu variieren. Durch minimale Eingriffe verändert er die Lesbarkeit. Anderthalb Jahre hat er sich an einem Thema abgearbeitet, das in unserem urbanen Leben fast omnipräsent ist (s. zweites Bild in der Bildergalerie). Oft verschwinde der Gegenstand im Alltäglichen.
>>> Die beiden Künstler werden in der Galerie "Rundgänger" noch bis zum 27. Mai 2016 in der Niddastraße 63 zu sehen sein.
>>> Jeden Dienstag finden abends entspannte Rundgänge durch die Galerie mit einem Glas Wein und der Gelegenheit zum Gespräch statt. Mehr Informationen unter www.rundgaenger.de