... doch diesmal kamen nicht ganz so viele wie in den letzten Jahren zur großen Opening-Party des Rheingau Gourmet Festivals. Und das war gut so, denn endlich konnte man mal ohne klaustrophobische Anfälle durch die weitläufigen, aber dennoch eng angelegten Räume des Weingut Balthasar Ress schlendern. Schob sich bei den zurückliegenden Parties ein Lindwurm nach Art des Winterschlussverkaufs durch die romantischen Räume, so war diesmal angenehmes Promenieren angesagt.
Zeit für das Gespräch mit den Köchen – einer der Hauptgründe für viele, die eine solche Veranstaltung besuchen – blieb ebenfalls, denn man musste ja nicht Reinhard Mey und seinen Text zum kalten Buffet in die Tat umsetzen, sondern jeder bekam von allem etwas zu probieren. Das lohnte sich allemal, denn die bemerkenswerte Anzahl an besternten Küchenchefs schlug sich in ebenso variantenreichen Gerichten nieder.
Patrick Bittner* („Francais“ Frankfurter Hof, Frankfurt) / Frank Buchholz* (Buchholz, Mainz) / Martin Göschel* Tigerpalast, Frankfurt) / André Großfeld* (Gastraum der Sinne, Friedberg) / Oliver Heberlein (Kempinski Königstein) / Michael Kammermeier* (ENTE, Wiesbaden) / Mario Lohninger* (Silk Bed Restaurant, Frankfurt) / Alan Ogden* (King Kamehameha Suite, Frankfurt) / Christopher Reiner* (Villa Rothschild, Königstein) und Patrik Kimpel (Kronenschlößchen) machten die Genießermeile zur ultimativen Hüftgoldfete.
19 Sekt- und Weinstände sorgten dafür, dass alles gut ins Rutschen kam: Fritz Allendorf, Sektkellerei Bardong, Barth, Stefan Breuer, Schloßgut Diel (mein persönlicher Favorit des Abends: Dorsheimer Goldloch Riesling Großes Gewächs), August Eser, Georg Müller Stiftung, A.H. Hammond (einfacher, aber toller Pinot Noir 2007!), Hessische Staatsweingüter Kloster Eberbach, Jakob Jung, Robert König, Peter Jakob Kühn, Franz Künstler, Ohlig & Co, Fred Prinz, Balthasar Ress, Josef Spreitzer, Fred Strieth, Von Oetinger und Robert Weil gaben sich die Ehre.
Wenn man gemeinsam die Runde macht, dann kürt man seine persönlichen Favoriten. Auch in diesem Jahr war der kleine gekachelte Küchenraum ein Hort kulinarischer Glückseligkeit: Während der Petersfisch auf Roquefort von Andre Großfeld immerhin einen im Pulk zu leiser Kritik motivierte (nein, ich fand ihn toll, aber der Fisch wurde durchaus in den Hintergrund gedrängt), war der mit Ochsenschwanz gefüllte Knödel von Alan Ogden echtes Soulfood, aber auch die Jakobsmuschel von Christoph Rainer sowie der Tunfisch von Mario Lohninger waren exzellent und ....
Gut, es ist Zeit, zum Ende zu kommen, also sei noch angemerkt, dass das Duo im Hauptraum des Hauses musikalisch eher auf Ballermann-Niveau arbeitete (zwei etwas angegilbte Herren im Tanzmuckerdress sangen zum Vollplayback), die anderen Bands den Besuch allerdings umso mehr lohnten. Und der Preis? 140 Euro sind für einen solchen Abend viel, aber nicht zu viel.