Der Portikus zeigt die Schau "Model Malady" von Shahryar Nashat. In dem Häuschen im Main sind zwei Arbeiten des Schweizer Künstler zu sehen. Ein leichtfüßiges Spiel mit dem Blick des Besuchers - nicht frei von Humor.
Tamara Marszalkowski /
Haut, Haare, ein paar Blessuren: Der Blick wird so nah an den Körper geführt, dass gar nicht richtig klar ist, um welches Körperteil es sich gerade handelt. Die Kamera wandert wie durch eine Landschaft bis hin zum Mittelpunkt des Körpers. Shahryar Nashat zeigt in seiner Videoarbeit Present Sore, die für den Portikus entstanden ist und dort gezeigt wird, Fragmente von Körpern. Es sind die Körperteile unterschiedlicher Menschen, vermengt zu einer großen Skulptur. Einer Skulptur bestehend aus bewegten Bildern.
Haut ist zu sehen, manchmal wird sie von der Person mit Kleidung verdeckt. Der Blick des Betrachters wird mal angezogen, mal abgestoßen, verspielt wird er gelenkt, wie bei einem Flirt. Doch die Haut ist mal beschädigt, mal ist sie blau oder rot verfärbt. Auch weitere Makel sind zu sehen. Man sieht ein Bein, dem Kompressionsstrümpfe angezogen werden, auch eine Prothese ist zu sehen. Die Bilder werden im Zentrum gedoppelt. Das sei ursprünglich ein Fehler gewesen, der während der Arbeit an den Videos aufgetreten sei. Doch Nashat habe es unter anderem auch genau deswegen dabei belassen.
"Die unbeachteten Dinge machen einen Körper erst ideal", so Nashat, "nicht die Perfektion". Perfektion mache einen Körper nicht interessant. Gerade Prothesen hätten ihn fasziniert, so der Künstler. "Denn der Körper wird auch mit sozialen Werten aufgeladen", so Nashat. Auch das queere Element fasziniere ihn. Deswegen sei in den Aufnahmen nicht direkt ersichtlich, um welches Geschlecht es sich bei den Körpern handelt. Die Kamera hat dennoch einen fast forensischen Blick, der nah am Fetisch vorbeischlittert. "Die Präsenz von Pornografie innerhalb unserer Kultur ist für diese Arbeit wichtig", so Nashat.
Gegenüber von dem Bildschirm, der wie ein überdimensionales Smartphone wirkt, sind pink bemalte Sockel zu sehen. Sie sind so angeordnet, als würden sie sich die Videoarbeit anschauen. Ihrer Funktion gänzlich enthoben, sitzen sie auf noch kleineren Sockeln. Die sind geformt aus filigranen Stäben und wirken fast wie Stühle. Die Arbeit Chômage Technique heißt übersetzt betriebsbedingte Kurzarbeit.
Bei der Frage wieso in der Videoarbeit auch immer wieder Sequenzen zu sehen sind, in denen ein großer, animierter Felsblock zu sehen ist, antwortet Nashat: "I don't have answers to everything" - Er habe keine Antworten auf alles.
>>> "Shahryar Nashat Model Malady, 23. April bis 19. Juni 2016, Eröffnung: 22. April, 20 Uhr. Portikus, Alte Brücke 2 / Maininsel, Di–So 11–18 Uhr, Mi 11–20 Uhr. Mehr Informationen unter www.portikus.de