Mehr als 70 Jahre lang waren zwei Seiten in Anne Franks Tagebuch verklebt. Dank moderner Technik kann man den Inhalt lesen. Anne schrieb frivole Witze und eine Passage über Sexualität nieder und verbarg beides.
nb /
Das Tagebuch der Frankfurterin Anne Frank rührt nicht nur, weil man weiß, wie tragisch das Leben des jungen, hoffnungsvollen Mädchens endete, sondern auch weil sie ihre Erfahrungen als Pubertierende niederschrieb und das noch dazu als eine heimlich in einem Amsterdamer Hinterhaus versteckte Jüdin, die fürchten musste, von den Nazis entdeckt zu werden. Forscher haben nun mittels einer digitalen Fototechnik zwei mehr als 70 Jahre lang mit braunem Packpapier zugeklebte Seiten im berühmten rotkarierten Tagebuch der Anne Frank entziffern können. Es handelt sich um die Seiten 78 und 79, die wohl am 28. September 1942 beschriftet wurden, augenscheinlich zensierte die Tagebuchschreiberin ihre eigenen Texte. Auch im restlichen Tagebuch gibt es Anspielungen auf Sexualität, auf den beiden neuen Tagebuchseiten finden sich von Anne Frank aber aufgeschnappte Zoten. Darunter: „Wissen Sie, wozu die deutschen Wehrmachtsmädchen in den Niederlanden sind? Als Matratze für die Soldaten.“ Auf der rechten Seite beschreibt sie, was sie sagen würde, wenn sie jemanden sexuell aufklären müsste.
Offenbar waren die beiden Seiten Anne Frank im Nachhinein unangenehm. Sie strebte nach ihrer Zeit im Hinterhaus an, Schriftstellerin zu werden und überarbeitete ja auch gerne ihre eigenen Texte. Darum blieben die zwei Seiten im Originaltagebuch wohl verklebt und sind es auch heute noch. Anne Frank hätte es so gewollt.
Gut möglich, dass die beiden neuen Seiten Bestandteil von neuen Ausgaben des Tagebuchs werden. Die Schriften von Anne Frank, die im August 1944 deportiert wurde und 1945 im Alter von 15 Jahren 1945 im KZ in Bergen-Belsen starb, erschienen erstmals im Jahr 1947, veröffentlicht von Anne Franks Vater.