Berliner Frankfurter Rundschau

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Michi Herl /

Dienstag, 3. Mai. Willy Praml, eines der letzten großen Tiere dieser Stadt, erhält den mit 50 000 Ohren dotierten Binding-Kulturpreis. Es gibt noch eine Gerechtigkeit!

Mittwoch, 11. Mai. Suhrkamp ist dorthin, Eichborn wird folgen, und jetzt soll also der gesamte Politik-Teil der Frankfurter Rundschau auch in Berlin gemacht werden – und zwar von sogenannten Berlinern (also bionadebourgeoisen schwäbischen Gutmenschen), denn von den Frankfurter Kolleginnen und Kollegen will ja offensichtlich keiner dorthin (was ich vollkommen verstehe). Das war’s dann wohl, liebe Rundschau. Es interessiert mich nicht, wie jogaverseuchte, lak-tosein­tolerante Prenzlauer Bergbewohner die politische Lage einschätzen. Ich will sie aus Frankfurter Sicht kommentiert wissen. Da weiß man nämlich, was man hat. Und ich brauche übrigens in einer seriösen Tageszeitung auch keine albernen Krönchen auf der Titelseite, wenn in England zwei Spacken Hochzeit feiern, und keine drei Sonderseiten, wenn in Düsseldorf ein Trällerwettbewerb spätpubertierender Möchtegern-Sternchen stattfindet.

Samstag, 14. Mai. Ein netter Dialog in der U5. Fremder: „Entschuldigen Sie, diese Bahn fährt doch zum Hauptfriedhof, oder?“ Einheimischer: „Ja, das ist die dritte Station nach der Konstab­lerwache.“ Fremder: „Und da muss ich ja auch aussteigen, wenn ich zum hr will, oder?“ Einheimischer: „Ja, das kommt aufs Gleiche raus.“
Montag, 17. Mai. Jetzt möchte unser Ordnungsdezernent den Markt am Friedberger Platz vom Freitag auf den Mittwoch legen. Es will mir ja immer noch nicht in den Kopf hinein. Wenn sich irgendein Wirrkopf neben einer Kneipe darüber beschwert, dass es dort abends zu laut ist, muss die um acht den Garten schließen. Aber wenn sich zweitausend Einzeller besaufen, Berge von Müll hinterlassen und den Leuten in den Vorgarten kacken, heißt es bei den Ämtern, man habe keine Handhabe.

Mittwoch, 18. Mai. Ex-Eintracht-Trainer Michael Skibbe sagt, mit ihm sei die Eintracht nicht abgestiegen. Mit mir auch nicht.

Donnerstag, 19. Mai. So, jetzt bin ich auch bei Facebook. Hat mir ein Bekannter per Mail mitgeteilt. Ich bin männlich, habe ein graues Haupt und eine üppige Brustbehaarung (ich bin halbnackt abgebildet), ich trage weiße College-Schühchen und bin verheiratet mit Yvette Saunders, ich mag eine Sängerin namens Rihanna und eine Fernsehserie namens Family Guy, ich arbeite als Analyst bei der Firma K2 und wohne in Herndorn, Virginia. Prima. Mit diesen Angaben bin ich vollkommen einverstanden, alles Weitere geht niemand was an. Und die Sache mit Facebook wäre damit auch erledigt.


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