Unser Volontär begleitete auf Einladung des Bundestagsabgeordneten Omid Nouripour (Grüne) eine politische Bildungsfahrt in die Hauptstadt. Seine Erlebnisse schildert er in einer kleinen Serie.
"Sind Sie Jude?" Für einen Bruchteil einer Sekunde (vielleicht empfand auch nur ich es so) herrschte betretenes Schweigen in unserer Besuchergruppe. Sollte es nicht klar sein, dass jemand, der in einem jüdischen Museum gerade eine 20-minütige Einführung zur Architektur des Gebäudes und zu Aufbau und Inhalt der Ausstellung gehalten hat und sich auch sonst an den dort scheinbar üblichen dunklen Dresscode der Mitarbeiter und das rote Tuch mit dem Granatapfel - einem jüdischen Symbol - hält, natürlich auch Jude ist?
"Ich bin Moslem", so die Antwort.
Und wieder einmal hatten mich die Jugendlichen vom Jugendzentrum Nordend in Offenbach überrascht und beschämt. Überrascht, da sie so unvoreingenommen und mutig Fragen stellen, die man sich oft vorschnell und - wie sich an diesem Beispiel zeigt - selbst falsch beantwortet. Beschämt, da mir in diesem Moment eben diese Arroganz vor Augen geführt wurde, mit der wir unbewusst auf vermeintlich "bildunsferne" Schichten reagieren. Wieder einmal, weil die Jugendlichen während unseres Berlinaufenthaltes des öfteren vermeintlich einfache Fragen stellten, deren Beantwortung sich komplexer gestaltete als erwartet.