Pfiffiges Kerlchen, dieser Mike Doughty, so ganz allein auf der Bühne des Nachtlebens, nur mit seiner Klampfe „bewaffnet“ und seinem Cellisten „Scrap“ Livingston als treuem Begleiter. Über das Album des Ex-Soul Couching-Mannes schrieben wir im JOURNAL kürzlich: „Deep Slacker Jazz“ nannte man den ungewöhnlichen Stil seiner Band Soul Coughing in den Neunzigern im Umfeld der Knitting Factory. Solche Extravaganzen hat Mike Doughty als Solist aufgegeben. Statt Hipness nun also die Authentizität eines gereiften Singer/Songwriters. Klar strukturierte Songs, die Raum lassen für Doughtys charakteristische Rockstimme und das entlarvende Storytelling über die USA today.“ Solche Feinheiten gehen natürlich bei einem solchen Stripped Down-Konzert ein wenig unter, dafür treten die Entertainer-Qualitäten des New Yorkers in den Vordergrund.
Kann der Mann wirklich Deutsch oder hat er sich seine Sätzchen von einem Übersetzungscomputer eins zu eins vorformulieren lassen und blappert sie jetzt nur nach? Wurst egal – das hat jedenfalls viel Charme („Ich habe ein schönes Geschenk nach dem Auftritt – kostenlose Aufkleber. Ich hab’ auch CDs, aber das ist nicht so exciting wie kostenlosen Aufkleber...“) und passt zu seiner live rockigen Balladenkultur, seinem sehr rhythmischen Gitarrenstil, der stellenweise am ehesten an die irischen Brüder Christy Moore und Luka Bloom erinnert. „Ihr werdet mit jedem Song schöner und sexier“, betreibt er Fanarbeit und lügt dann wie gedruckt: „Wir sind gerne in Deutschland (das glauben wir ihm noch), aber wir müssen morgen nach Portugal, leider... Dieses Wetter da, das Meer, das Essen...“ Das glaubt ihm keiner.
„Wir reden nicht so gut Deutsch“, stellen Baskery dann klar. „Aber besser als mein Schwedisch“, kommt prompt der Zwischenruf. Die Atmosphäre ist gelöst, obwohl das Publikum eher staunend vor den schwedischen Grazien, den Schwestern Greta, Stella und Sunniva steht. Unbelehrbare Machos meinen, gar nicht schlecht für Frauen, andere – Männlein wie Weiblein übrigens – bemerken, wie „niedlich“ die Mädels doch seien. "Sex sells" jedenfalls ist für die Bondessons Schwestern nicht das Thema. Dann würden sie sich einen Typ- und Klamottenberater leisten. Well – es geht um Musik. Musik, die sie wahlweise „Banjo Punk“ oder „Killbilly“ nennen. Denn so sweet, wie die Drei auf Anhieb wirken mögen, sind sie, ist ihre Musik beileibe nicht. Mit akustischer Gitarre, Banjo, Kontrabass und mit den Füßen gespielter Bassdrum und Snare rocken Baskery das Haus.
Stella treibt mit ihrem Kontrabass die Schwestern voran, Sunniva entspricht mitnichten dem Klischee einer Klampfenelse und Greta lässt mit ihrem verzerrten Six String Banjo-Sound die meisten Grunge-Gitarristen alt aussehen. Dazu sorgt sie barfuß noch für die Beats. Das Sahnehäubchen auf ihrem Folk-Country-Roots-Americana-Sound von diesseits des Großen Teiches und aus den Weiten der schwedischen Provinz ist der Sologesang aller Schwestern und vor allem der Satzgesang, der wahlweise an die McGarrigle Sisters, Simon & Garfunkel, Crosby, Still & Nash oder die frühen amerikanischen Fleetwood erinnern. „Die haben ihre Lektionen ganz klar gelernt, kennen ihren Robert Johnson und...und...und“, meint Gitarrist und Mandolinenspieler Michael Breuer im Publikum. Ja, den Blues (und den Boogie) beherrschen sie, den Rock’n’Roll streifen sie auch und wenn Greta noch mit dem Bottleneck über die Banjosaiten in höchste Lagen geht, dann ist’s ein wahres Soundinferno, das einem Neil Young in seinen lauteren Phasen noch Respekt abnötigt.