In der Naxoshalle sind noch bis Sonntag die Finalisten des Lichter Art Awards zu sehen - am Mittwochabend wurde der Sieger gekürt. Und am Freitag lockt eine aufsehenerregende Performance in die Halle im Ostend.
Nils Bremer /
Saul Judd, Kurator des Lichter Art Award, meint: "Es wird auch jedes Jahr größer!" Das sagt er mit Blick auf die Naxoshalle, in der in diesem Jahr der Kunstpreis des Frankfurter Filmfestivals vergeben wurde. 2015 war man noch in einem abgerissenen, leerstehenden Altbau im Bahnhofsviertel – auch ein tolles Ambiente. Doch das "größer", das darf man auch durchaus auf den Award selbst beziehen. Über 80 Werke wurden dieses Jahr eingereicht, internationaler ist das Wettbewerbsfeld auch geworden.
Für seinen Film „B-Roll with Andre“ von 2015 hat der in Brooklyn lebende Künstler und Filmemacher James N. Kienitz Wilkins am Mittwochabend den Lichter Art Award erhalten. Bis zum 3. April sind alle fünf Finalisten des Wettbewerbs für zeitgenössische Videokunst in der Naxoshalle zu sehen. Der Preisträger und die Finalistinnen Sita Scherer und Tina Schönfelder sind außerdem am Donnerstagabend um 18 Uhr zu Gast bei einem Art Talk mit Saul Judd.
„B-Roll with Andre“ ist der dritte Teil der 2014 und 2015 entstandenen „Andre“-Trilogie von James N. Kienitz Wilkins. Im Zentrum der Filme steht die abwesende Figur Andre. Das Phantom aus einem realen Traum des Künstlers wird in Aussagen und Beschreibungen anderer Charaktere greifbar. In „B-Roll with Andre“ sind es die Stimmen ehemaliger Mitgefangener Andres, die von ihrem Knastbruder das Bild eines visionären Gurus und Philosophen zeichnen. Filmemacher Williams ist als unsichtbarer Interviewer wie Andre selbst anwesend und abwesend zugleich.
Fabian Schöneich, Kurator des Portikus und Jury-Mitglied hob hervor, dass sich der Filmemacher gleich mehrerer zeitgenössischer Techniken neu auslote, wie etwa Streetview, Smartphones und Stopmotion.
„Wilkins hinterfragt in seinem Werk unser aller Abhängigkeit von Bildern und kritisiert eben diese Entwicklung in seiner ganz eigenen Sprache“, heißt es in der Begründung der Jury.
Neben den Herren Schöneich und Judd wirkte die Kuratorin und Autorin Vivien Trommer in der Jury mit, die aber bei der Verleihung nicht dabei sein konnte. Die weiteren Finalisten stammen aus Australien, Brasilien, Deutschland und Kanada. Der Preis ist mit 1000 Euro (und einem Bembel!) dotiert und wurde zum sechsten Mal verliehen.
Auf eine Aufführung am Freitagabend wies eine große goldene Sonne inmitten der Naxoshalle schon hin. Sie spielt eine Hauptrolle in dem Stück Der 1. April 2016 von Jan Philipp Stange, das sich performativ mit der Tagesschau auseinandersetzt und sie zur Tages-Show umfunktionieren möchte. Das Stück wird als Video-Techno-Oper angekündigt.
>> Lichter Art Award Naxoshalle, Do 17–19.30 Uhr, Fr–Sa 14–19.30 Uhr, So 13–18 Uhr, Eintritt frei
>> Der 1. April 2016 Naxoshalle, Freitag, 1. April, 19.45 Uhr, 75 Minuten, 10 Euro