Rückenschmerzen wegen ungemütlicher Bürostühle ist längst eine Volkskrankheit. Der Stuhl von Designer Andy Zbinden soll das verhindern. Im Kunstraum rote Treppe ist der „Anti-Gravity-Chair“ nun ausgestellt und wird auch verkauft.
Christina Weber /
„Ich habe lange beobachtet, wie die Menschen sitzen. Manche liegen komplett im Stuhl, manche haben beide Beine auf der Sitzfläche – auf jeden Fall sind die Menschen kreativer als es die Möbel sind“, sagt Designer Andy Zbinden. Dieser Gedanke sei dem Schweizer bereits in den 80er Jahren gekommen. Lange Zeit habe er dann getüftelt, um einen besseren, ergonomischen Stuhl zu entwickeln – es fehlte jedoch an Partnern, die an seine Idee glaubten. Über ein Jahrzehnt verstrich, bis Zbinden einen Mitstreiter fand. Der half schließlich, den Prototyp zu produzieren: Der weltweit erste „Anti-Gravity-Chair“ entstand, eine Sitzgelegenheit, die der Schwerkraft trotzen soll.
Der Stuhl ähnelt einem Rhönrad. Er besteht aus zwei Holzreifen, auf denen die Sitzfläche auf Schienen aufliegt. Der Sitz ist so beliebig verstellbar. Eine Arbeitsplatte für den Computer bewegt sich synchron zur jeweiligen Sitz – bis hin zur Liegeposition. Egal also, ob man halb liegend oder konzentriert nach vorne gebeugt arbeitet – der „Anti-Gravity-Chair“ passt sich an. Es ist auch möglich, einen Bildschirm direkt in den Stuhl zu integrieren, auf der Arbeitsfläche würden dann nur Tastatur und Mauspad liegen. Die Assoziationen für den Stuhl sind vielseitig. „Er erinnert an ein Schiff, eine Barke, hat aber auch Ähnlichkeit mit der Knospe einer Lotusblüte“, so der Erfinder.
Durch einen gemeinsamen Bekannten von Zbinden und Oskar Mahler, Vorsitzender des Gewerbevereins Bahnhofsviertel, ist die ausgefallene Sitzgelegenheit nun in Frankfurt gelandet. Denn der Bekannte brachte die beiden Männer zusammen. Zbinden und Mahler verbrachten daraufhin viel Zeit im Eiscafé Fontanella auf der Kaiserstraße und berieten über Verbesserungen und Vermarktung. Der Prototyp wurde so weiterentwickelt. Nun kann der Sitzende seine Beine auf einer Art Leiter abstellen. Für die unterschiedlichen Position stehen vier Sprossen zur Auswahl. Um den „Anti-Gravity-Chair“ bekannt zu machen, stellt Mahler seine neue Galerien in der Kaiserpassage, den Kunstraum rote Treppe zur Verfügung. Dort ist das besondere Stück nun im Rahmen einer Ausstellung bis zum 7. November zu bewundern.
Der Stuhl ist im Kunstraum exklusiv erhältlich, Preise müssen vor Ort abgesprochen werden. Ganz billig sei er jedoch nicht, so viel sei schon verraten. Dafür seien auch Sonderanfertigungen kein Problem – denn momentan werde ohnehin jedes Exemplar einzeln hergestellt. „Ich mag Menschen, die an einer Idee festhalten, auch wenn sonst niemand daran glaubt“, sagt Mahler. Daher habe die Zusammenarbeit wunderbar funktioniert. Außerdem passe das Projekt perfekt zum Dachthema seines Ausstellungsraums. Das lautet „Making Friends“ – und einen jeweils neue Freund haben wohl beide gefunden.
Auch die Veranstaltungsreihe „Happy Hour – Making Friends“ wird es im Rahmen dieser Ausstellung wieder geben. Am 23. Oktober stellt Mahler dann das Gesamtkonzept der Ausstellungsreihe vor und erzählt von Zbindens Projekt.
>> „Happy Hour – Making Friends“ am 23. Oktober um 17 Uhr im Kunstraum Rote Treppe, Kaiserpassage