Es sind bekannte Probleme, denen sich das Deutsche Architekturmuseum widmet: Wohnungsnot und Mobilität in der Metropolregion Rhein-Main. Ab Samstag, 9. Juni, zeigt die Ausstellung, wie die Zukunft der Region aussehen könnte. Eine Annäherung in Bildern.
Nicole Nadine Seliger /
Wohnen und Mobilität – das beschäftigt viele Menschen im Rhein-Main-Gebiet und das wird auch in Zukunft so bleiben. „Diese Region ist der Prototyp, um diese Herausforderungen zu zeigen und wie man sie zukunftsorientiert lösen kann“, erzählte Felix Nowak, einer der Kuratoren der Ausstellung „Rhein-Main. Die Region leben“. Die Schau im Deutschen Architekturmuseum möchte auf den aktuellen Zustand hinweisen und zugleich Ideen und Perspektiven für die Zukunft zeigen.
Wichtig ist den Kuratoren, dass die beiden komplexen Themen nicht nur einzeln betrachtet werden, sondern Stadtplaner, Verkehrsplaner, Architekten, Designer und Gestalter gemeinsam an Lösungen arbeiten.
Nowak warnte davor, dass die Gesellschaft auf einen sozial segregierten Zustand zusteuere: Wer es sich leisten kann, wohnt in der Stadt. Der Rest muss am Stadtrand oder im Umland leben und pendeln. In Beispielen aus dem In- und Ausland zeigt die Ausstellung alternative Wohnformen, die auch berücksichtigen, wie sich Haushaltsformen und Größe von Wohnraum in den nächsten Jahren entwickeln werden. Es geht um kleinere Wohneinheiten und Verdichtungen.
Auch in der Mobilität könne "Gestaltung helfen, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen“, sagte Kai Vöckler, der ebenfalls die Ausstellung kuratierte. Als Beispiele nannte er Radwege, etwa wie in Kopenhagen. Dort führt eine Radstrecke in Kurven über ein Hafenbecken – und ist so gestaltet, dass der Weg nicht nur funktional ist. „Es geht darum, eine Erlebnisqualität zu schaffen“, erzählte Vöckler. Bereits geschehen sei das bei der Ölhafenbrücke in Raunheim, die sich geschwungen in die Landschaft einfügt, und bei Radfahrern auch deshalb beliebt sei.
Die Ausstellung thematisiert auch die Gestaltung von Bahnhöfen, die in früheren Zeiten als Aushängeschilder der Stadt dienten. Sie waren der erste Ort, den Besucher und Reisende in einer neuen Stadt sahen. „Amsterdam zeigt, dass eine klare Gestaltung möglich ist“, sagte Vöckler.
Mobilität bedeutet auch, innerhalb der Stadt unterwegs zu sein und sich ohne Probleme zurechtzufinden – ohne auf das Smartphone als Wegweiser angewiesen zu sein. „14 Millionen in Deutschland haben keinen Zugang zum Internet“, sagte Vöckler, „wir können bei Leitsystemen nicht auf analoge Wege verzichten“. Als Vorbild nennt er das Orientierungssystem in New York, das Straßenkarten, Wegbeschreibungen und Informationen zum öffentlichen Nahverkehr kombiniert.
In Grafiken und Fotos sind die Ideen und Beispiele im Museum auf aufgestellte Wände gepinnt. Die „Work-in-progress“-Atmosphäre in der Ausstellung ist gewollt – die Schau soll nur der Anfang sein: „Wir wollen eine lebendige Diskussion, wie sich die Region weiterentwickeln kann“, sagte Andrea Jürges, die stellvertretende Direktorin des Deutschen Architekturmuseums. Die Ausstellung wird von weiteren Veranstaltungen und Workshops begleitet.
>> Rhein-Main. Die Region leben, Ausstellung, 9. Juni – 14. Oktober, Deutsches Architekturmuseum, Schaumainkai 43, www.dam-online.de[/img]