Ausstellung "Azraq" und Podiumsdiskussion

"Paint Love not War" - Ein Graphikbüro engagiert sich

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Eine audiovisuelle Ausstellung zeigt Porträts von Menschen auf der Flucht. Am Samstag finden Podien mit spannenden, bekannten Gästen statt. Das Thema Flucht rückt dabei immer näher. Die Initiative eines Graphikbüros.

Tamara Marszalkowski /

Fast 60 Jahre alt ist sie. Sie kommt aus Homs, in Syrien. Sie ist Hausfrau. Ihre Hobbies sind Kochen und Aufräumen. Was ihr am meisten bedeutet? "Mein Sohn. Meine Jungs wohnen in Aman, und mein Sohn und ich würden gern dahin ziehen. Meine zwei Töchter wohnen in Syrien." Was sie sich am meisten wünscht? "Dass die Situation sich beruhigt, und dass die Kinder geschützt sind, und dass wir zurückkehren."

Geflüchtete Menschen haben nicht nur Krieg und Traumata erlebt. Sie haben auch ein Leben vor der Flucht geführt. Und plötzlich stellt man fest: Da sind mehr Gemeinsamkeiten, als man dachte. Das Graphikbüro U9 visuelle Allianz eröffnet heute die Ausstellung "Azraq" in der alten Textilfabrik. In der Ausstellung werden audiovisuelle Porträts von Flüchtlingen aus dem Flüchtlingscamp in Azraq, Jordanien gezeigt.

Den Fotografen Silas Koch führten ursprünglich Dreharbeiten in das Flüchtlingscamp, das so groß ist wie eine ganze Stadt ist. Er habe jedoch nicht den Eindruck gehabt, dass die Dreharbeiten den Menschen und Geschichten gerecht würden, erzählt Andreas Gnass, Initiator von Love Painter. Also machte er eigene Aufnahmen einzelner Flüchtlinge. Jule Tafelski führte ergänzend zu den Porträts Gespräche mit den Flüchtlingen. Sie fragte jedoch nicht nach den traumatischen Erlebnissen, sondern nach dem ganz alltäglichen Leben - etwas, das jeder kennt. "Wir wollen die Menschen greifbar machen", so Gnass.

Die großen Porträtaufnahmen werden von kleinen Fotoabzügen ergänzt. Auf ihnen sind viele Kinder zu sehen. Sie erinnern an heimische Fotoalben. "Viele der Kinder in dem Camp können sich nicht einmal mehr an eine Zeit vor dem Krieg erinnern", so Gnass. Der Initiator des Projekts ist gesundheitlich ein bisschen angeschlagen. Die letzte Zeit war sehr arbeitsintensiv. Die Mitglieder des Graphikbüros haben die Ausstellung und Podiumsdiskussion ehrenamtlich organisiert. "Man muss als Bürger und Unternehmen Flagge zeigen", so Gnass.

Er hofft, dass über den Konsum von Kaltgetränken zumindest ein wenig das Loch gestopft wird. Es ist nicht das erste Projekt, dass das Graphikbüro zu diesem Thema realisiert hat. Sie haben ein Info-Faltblatt entworfen, das in Erstaufnahmestellen ausgeteilt wird. Dort werden die geflüchteten Menschen in Graphiken über ihre Rechte und das tägliche Leben aufgeklärt.

Die Podiumsdiskussion am Samstag hat Andrea Löser kuratiert. Es wird drei Themenblöcke geben: Flucht und Fluchtursachen, Europas Grenzen, Und wir? Damit rückt das Thema Flucht immer näher nach Europa, immer näher an unsere Gesellschaften heran. Es werden Wissenschaftler und Journalisten auf dem Podium sein, zum Beispiel die Journalistin Mely Kiyak, die mit ihrer Kolumne "Deutschstunde" in der Zeit eine Debatte angestoßen hat. Aber auch Aktivist und politischer Philosoph Philipp Ruch vom Zentrum für Politische Schönheit wird auf dem Podium sitzen. Und darüber hinaus eine Juristin, Vertreter unterschiedlicher Hilfsorganisationen, ein Nahostexperte und ein ehemaliger Kapitän.

>>> Ausstellung "Azraq" 20. März bis 1. April 2016, Vernissage 18. März, 19 Uhr, Alte Textilfabrik, Taunusstraße 19.
>>> Podiumsdiskussion "Gedanken Zuflucht" 19. März, 12 bis 19.30 Uhr (Einlass ab 10 Uhr), Alte Textilfabrik, Taunusstraße 19. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.


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