Das Weltkulturen-Museum widmet sich einem seiner Sammlungsschwerpunkte der Gegenwartskunst: 600 Werken südafrikanischer Künstler, die der Missionar Hans Blum 1986 ankaufte. Seither waren sie nicht mehr zu sehen.
Nils Bremer /
Es geht, so heißt es im Ausstellungskatalog, um einen sehr spezifischen Moment. Dieser Moment ereignete sich im Jahr 1986, als Hans Blum im Auftrag des Weltkulturen-Museums nach Südafrika reiste und mit 600 Werken von Gegenwartskünstlern zurückkam. Die zeitgenössische Kunst, zumeist Druckgraphiken, waren im Jahr drauf zu sehen, seither nicht mehr. Ein Schicksal, das viele Werke dieses Museums teilen, denn die Sammlung ist groß, das Haus vergleichsweise klein. Nun sind die Werke zurückgekehrt – und wurden von Sam Nhlengethwa durch aktuelle Stücke ergänzt.
Hans Blum ging 1964 als Missionar nach Südafrika, auch, so seine Idee, um zur Versöhnung beizutragen in diesem von Apartheid gespaltenen Landes. Ein frommer Wunsch. Blum begann aber ebenfalls recht bald Kunst von schwarzen Künstlern zu kaufen und ging dabei einigermaßen unkonventionell vor: "Er bezahlte, was die Künstler verlangten", sagt Yvette Mutumba, Forschungskustodin beim Weltkulturen-Museum. Das sei damals alles andere als selbstverständlich gewesen.
1979 kehrte Hans Blum nach Deutschland zurück, sammelte weiter und organisierte kleinere Ausstellungen – eine fand auch das Interesse des damaligen Leiters des Weltkulturen-Museums, das damals noch Museum für Völkerkunde hieß. Josef Franz Thiel gab dem Missionar denn 1986 100.000 Mark und sechs Wochen Zeit, um Gegenwartskunst nach Frankfurt zu holen.Sam Nhlengethwa erinnert sich wie folgt an die Verkaufsgespräche: "Er sagte einfach: 'Was wollen Sie dafür haben?' Man hat es dann immer ganz leise gesagt und dachte, er würde antworten: 'Na komm, komm auf den Teppich.' Aber er war sofort einverstanden." Die Kaufurkunden wurden nun in der Ausstellung neben neben einigen der sehenswerten Werke zu arrangiert – und zeigen äußerst bescheidene Preise. Das Spannungsfeld, das sich unter anderem aus diesen Begegnungen ergibt und die Geschichte der südafrikanischen Gegenwartskunst werden im Ausstellungskatalog anschaulich erzählt – und ist zur ansonsten spärlich beschrifteten Ausstellung unbedingt zu empfehlen (Kerber Verlag, 42 Euro)
>> „A Labour of Love. Kunst aus Südafrika - Die 80er jetzt“ bis 24. Juli 2016 im Weltkulturen-Museum Frankfurt