Seit Anfang 2017 haben Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren kostenlosen Zutritt zu städtischen Museen. Das niedrigschwellige Kulturangebot wird rege genutzt, aber eine Ausweitung auf alle Museen steht nicht an.
Nicole Brevoord /
Der Eintrittspreis ist seit Anfang 2017 für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren keine Hemmschwelle mehr, ins Museum zu gehen. Denn die Stadt gewährt dem Nachwuchs seit fast eineinhalb Jahren einen kostenlosen Eintritt zu den städtischen Museen. Das Konzept des Kulturdezernats, kulturelle Angebote Kindern und Jugendlichen, milieuübergreifend und niedrigschwellig zugängig zu machen, scheint aufzugehen. Am Donnerstag präsentierte Kulturdezernentin Ina Hartwig die Besucherzahlen für das abgelaufene Jahr. „Die Annahme ist überwältigend!“, freut sich die SPD-Politikerin. „Die städtischen Museen haben fast fünfzig Prozent mehr jugendliche Besucher, das hat unsere Erwartungen übertroffen. Offenbar ist der Wunsch nach kultureller Teilhabe immens“.
Zum Vergleich: Im Jahr 2016 besuchten 47.394 Besucher unter 18 Jahren die insgesamt 16 städtischen Museen, im vergangenen Jahr waren es 69.503 junge Menschen. Das entspricht einer Steigerung von 47 Prozent. Die Stadt hatte für das vergangene Jahr mit Kosten von 80.000 Euro gerechnet, die den Museen durch die entgehenden Einnahmen des Kindereintritts fehlen. Dieses Geld wurde wegen der Konsolidierungsmaßnahmen mit den Etats der Ausstellungshäuser verrechnet. In diesem Jahr rechnet man mit Kosten in Höhe von 135.000 Euro, die den Museen von der Stadt zurückerstattet werden.
Für Ina Hartwig ist der kostenlose Museumseintritt für Jugendliche eine Investition in die Zukunft. „17 Prozent der Frankfurter sind unter 18 Jahre alt.“ Dabei gebe es einen nicht unerheblichen Anteil an Personen, die sich den Museumsbesuch sonst nicht leisten könnten. „Kultur für alle ist für mich eine Verpflichtung!“, sagt Hartwig. Es solle gar nicht erst so etwas wie eine Schwellenangst aufkommen. Wenn es nach Hartwig ginge, wäre sie auch für einen kostenlosen Eintritt in allen Frankfurter Museen, doch das sei bei der derzeitigen Haushaltslage nicht leistbar. „Das schließt nicht aus, dass man Ideale formuliert. Für mich wäre das eine nachhaltige Investition.“ Würde man das Angebot unter anderem auf die Schirn, das Städel und das Senckenberg Museum ausweiten, würde dies insgesamt eine Million Euro kosten, mit dem Frankfurter Zoo miteingerechnet sogar 1,5 Millionen Euro.
Den unschätzbaren Wert eines niedrigschwelligen kulturellen Angebots, den weiß Angelika Totzer, Leiterin des Internationalen Kinderhauses des Evangelischen Vereins für Jugendsozialarbeit, zu schätzen. Der Verein ermöglicht Kindern, die im nicht gerade kinderfreundlichen Bahnhofsviertel aufwachsen, teilweise weil sie notdürftig in Hotelunterkünften untergebracht wurden, eine soziale und kulturelle Teilhabe. Museumsbesuche gehörten sonst nicht unbedingt zum Freizeitverhalten der Kinder, jetzt könne man in Gruppen von acht bis zwölf Kindern ein bis zweimal die Woche ein Museum besuchen und es ohnehin fußläufig erreichen.
Während das Archäologische Museum, das Caricatura Museum, das Deutsche Architekturmuseum, das Hindemithkabinett, das Historische Museum, das Ikonen-Museum, das Institut für Stadtgeschichte, das Jüdische Museum (derzeit im Umbau), das MMK 1,2 und 3, das Museum angewandte Kunst, das Museum Judengasse, das Porzellanmuseum und das Weltkulturenmuseum jetzt natürlich für Kitagruppen und Schulklassen oder auch Familien attraktiver, weil für die Kinder kostenlos geworden sind, müssen private Museen schauen, wie sie weiterhin Jugendliche anziehen. Dem Senckenberg Museum etwa scheint das ganz vorzüglich zu gelingen, anders sah es zuletzt beim Dialog Museum aus. Dort scheint es zwischenzeitlich einen deutlich spürbaren Besucherschwund bei Schulklassen gegeben zu haben. Das Kulturdezernat unterstütze jedoch das Dialog Museum, das auch nach einem neuen Standort sucht, hieß es dazu am Donnerstag.