Samstag, 19. März. Hui, da kocht sie wieder, die Seele des zornigen Volkes. Der wegen Mordes an Jakob von Metzler verurteilte Markus Gäfgen hat gefordert, was ihm in einer Demokratie zusteht, nämlich Schmerzensgeld, weil ihm Folter angedroht wurde. Vollkommen legitim. Doch schon fängt er wieder an zu toben, der Bürger. Schlimm genug. Skandalös allerdings, dass ein Blatt wie Bild einen Leserbrief abdruckt wie diesen: „Das gibt es nur in Deutschland. In Amerika wäre eine Bestie wie diese kein Thema mehr“. Geschrieben von einem Schwachkopf aus Lüdenscheid. Was aber sind es für Schwachköpfe, die so etwas auch noch abdrucken? Zumal sie sich auch noch in Punkt eins ihres Redaktionsstatuts zum Eintreten für einen freiheitlichen Rechtsstaat verpflichtet haben?
Montag, 21. März. Sicherheits-Dezernent Volker Stein, der Mann, der letzte Woche zum Fechenheimer Chemie-Alarm im Kampfanzug ausrückte und sich dabei auch noch stolz AbBILDen ließ, veröffentlichte die bundesweit erste Stadtpolizei-Bilanz. Dernach stießen im Jahre 2010 die Ordnungsämtler in detektivischer Kleinarbeit auf 2724 hündische Scheißhaufen. Das ist doch einen Kotau wert! Beachtlich auch der Bußgeldkatalog. Der geübte Gesetzesbrecher kann demnach mit einigem Geschick im Kumulieren mit einer einzigen Tat gleich drei Delikte verüben. Man muss nur in einen Park pinkeln (Bußgeld 80 Euro), dabei kiffen (kostet 100 Euro) und gleichzeitig seine Kinder zum Betteln schicken (60–110 Euro). Das macht insgesamt bis zu 290 Euro. Verbrechen lohnt sich wieder! Dienstag, 22. März. Ist ja prinzipiell schon in Ordnung, dass es nun eine Firma gibt, die ihren Kunden einen vollen Einkaufskorb mit sinnvollen Lebensmitteln samt Kochrezepten für eine ganze Woche nach Hause bringt. Aber mal ehrlich: Wenn diese Kunden sich nicht mal was zu essen kaufen können, ein Rezept raussuchen und es dann zubereiten, wozu sind die denn überhaupt noch in der Lage? Und wenn es so arg mit ihnen ist, wer denkt an das Danach? Müssen die dann ganz alleine aufs Klo? So ganz ohne fremde Hilfe? Wenn das mal nicht daneben geht ...
Mittwoch, 23. März. Das nenne ich Pragmatismus. Einen Ball absagen wegen einer Katastrophe? Papperlapapp. Flugs wurde der „Ball des Weines“ in Wiesbaden umbenannt in „Ein Abend für Japan“ – und schon kann wieder munter gezecht werden.
Donnerstag, 24. März. Wie schade, dass Roland Koch nicht mehr Ministerpräsident ist. Gerne hätte ich gesehen, wie er sich wie sein schwäbischer Kollege Mappus zum Affen macht und nun als Biblis-Gegner durch die Lande rennt.