Mittwoch, 20. Juli. Ein Kleinod, gut versteckt in der Frankfurter Rundschau. Sagte doch der Vorstand von Eintracht Frankfurt Klaus Lötzbeier über die randalierenden Fans: „Unsere Jungs sind nicht schlimmer als die Allgemeinheit, sie sind nur mehr“.
Mittwoch, 27. Juli. Die Deutsche Bank kriegt einen neuen Boss. Anshu Jain heißt der Mann und gehört der Religionsgemeinschaft des Jinismus an. Das ist eine vegane Truppe, deren ethisches Grundprinzip die Gewaltlosigkeit gegenüber allen Lebewesen ist. Darunter verstehen die Jungs auch Pflanzen und essen deswegen keine Möhren, Zwiebeln oder Kartoffeln, weil dadurch die Pflanze stirbt. Soweit, so gut. Gleichzeitig ist der Herr Anshu Jain aber auch ein Banker, und zwar einer der gnadenlosesten Sorte. So verdiente er laut Bild in den vergangenen fünf Jahren 16 Milliarden Euro für die Deutsche Bank. Netto. Und womit? Mit Investment-Banking. Also durch das Ruinieren von Existenzen. Hut ab. Das nenne ich Konsequenz. Dagegen erscheint mir jeder, der seinen Geländewagen mit laufendem Motor vor dem Bioladen parkt, wie ein Radikal-Ökologe.
Donnerstag, 28. Juli. Ein Wort zu Norwegen. Die Diskussion nach dem Amoklauf erinnert an jene um den Polizisten Daschner, der es zuließ, dass dem Metzler-Mörder Gäfgen im Verhör Gewalt angedroht wurde. Auch damals stand die Demokratie auf dem Prüfstand. Großartig finde ich die ersten Reaktionen in Norwegen. Nicht nach Todesstrafe wird gerufen, sondern nach noch mehr Demokratie, noch mehr Toleranz, noch mehr Offenheit. Der Attentäter wird 21, maximal 30 Jahre inhaftiert werden. Nach meiner Meinung immer noch viel zuviel, aber immerhin. Das Land knickt hoffentlich nicht ein. Es könnte ein Vorbild sein für die „Kopf-ab“-Gröler bei uns. Ausgerechnet bei uns.
Samstag, 30. Juli. Auf einer kleinen Radtour nach Nieder-Eschbach gleich zwei bemerkenswerte Schilder in Bäckereien entdeckt. Zuerst konnte man gleich die ganze Butze mitnehmen: „Café to go“. Und dann das Gegenteil: „Stehkaffee“.
Sonntag, 31. Juli. So langsam habe ich das Gefühl, tatsächlich zum Zombie zu werden. Warum? Weil ich anscheinend der einzige Mensch in dieser Stadt bin, der nicht unent- wegt in ein tragbares Telefon starrt und ständig daran herumfingert. War das früher schön, als man in Kneipen saß und miteinander sprach. Als man nicht ständig irgendwelche bescheuerten Fotos oder Filmchen gezeigt bekam oder irgendwelche blöden Melodien vorgespielt. Das geht soweit, dass Ortsfremde gar nicht mehr nach dem Weg fragen, sondern dumpf in ihr Telefon stierend kreuz und quer wie ferngesteuert umherstapfen, weil sie eine Straße suchen. Hallo! Ich bin Eingeborener! Ich kann reden! Und ich kenne alle Straßen im Viertel! Ich könnte euch helfen!!!