Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs

vokalRaum / projektHaus Leistikow

„Viele Menschen sprechen ohne Punkt und Komma“

Welche Bedeutung die Stimme hat, weiß Brigitte Leistikow. Sie trainiert nicht nur Sprechen und Singen - sondern bietet in ihrem projektHaus seit 25 Jahren einen Ort der kulturellen Begegnung. Das JOURNAL hat mir ihr über Kunst und die Stimme gesprochen.
Frau Leistikow, was habe ich mir unter dem vokalRaum vorzustellen?
Den Namen für mein Studio vokalRaum habe ich aus dem Bereich der menschlichen Stimme entliehen. Unsere Stimme, also der Ton, die Tonhöhe, wird in unseren Stimmbändern erzeugt. Aber jeder Ton, jeder Klang braucht einen Resonanzraum, der diesen Ton verstärkt, so dass der Ton auch nach außen hin hörbar wird. Der Resonanzraum gliedert sich in zwei Bereiche: Einmal den Bereich, der unterhalb unserer Stimmbänder liegt, nämlich Luftröhre und oberer Lungenbereich. Zum anderen der Bereich über der Stimme, der sogenannte Vokalraum.

Was heißt das praktisch?
Wir Menschen können nicht ohne Sprache tönen. Wir können pfeifen und zwitschern, sprich Laute imitieren, aber wenn wir sprechen oder singen, formen wir Vokale und Konsonanten. Diese Wortelemente formen einen inneren Raum, z.B. öffnet man die Mundhöhle weit und groß und weitet den Rachen, dann wird der Buchstaben A zu hören sein. Spitzt man den Mund und zieht den Gaumen hoch, hören wir ein U. Der Ton, der in der Stimme erzeugt wird, trifft in diesen vokalRaum und erzeugt eben auch die Sprache. Das hat mich fasziniert, daher heißt mein Studio vokalRaum.

Das Training ist besonders wichtig für die Menschen, die die Stimme beruflich brauchen

Warum ist Stimmtraining wichtig?
Das Training ist besonders wichtig für die Menschen, die die Stimme beruflich brauchen. Das sind nicht nur Politiker:innen, sondern auch diejenigen, die zum Beispiel viel telefonieren müssen. Ein gezieltes Stimmtraining verhindert Dauerbelastung, durch die es zur Heiserkeit oder Stimmschäden kommen kann. Die menschliche Stimme ist eben ein komplexes Muskelsystem, das genau wie alle anderen Muskeln auch trainiert werden möchte, damit es leistungsfähiger ist. Ein gutes Stimmtraining ist eine Prophylaxe für die Stimmgesundheit, es ist aber auch ein Training für die Qualität der Kommunikation oder des Gesangs.

Mit welchen Anliegen kommen die Leute zu Ihnen?
Oft stört es meine Klienten, dass ihre Stimmlage zu hoch oder zu tief ist, dass sie nicht gut verstanden werden, dass sie beim Sprechen oder Singen unter Atemnot leiden, dass sie zu schnell und ohne Punkt und Komma sprechen. Hier kann Atem- und Sprechtraining helfen. Das Stimmtraining hilft aber auch bei Lampenfieber und bei der Scheu, vor anderen zu sprechen oder zu singen.

Viele leiden darunter, dass sie zu schnell und zu hoch sprechen



Sie feiern am 30. Juni und 1. Juli Ihr 25-jähriges Jubiläum mit einem Konzert und einem Hinterhoffest mit Live Musik. Inwiefern sehen Sie sich als Teil der Stadtteilkultur?

Seit 25 Jahren nutze ich meine Räume in der Rotlintstraße 62 im Nordend für verschiedenste kulturelle und künstlerische Aktivitäten. Für meine Sängerstudent:innen habe ich seit 1998 eine Auftrittsplattform geschaffen, IN Tune. Hier hat so mancher Sänger, so manche Sängerin ihren ersten Auftritt absolviert. Gleichzeitig habe ich meine Räume als projektHaus Leistikow für andere Kunstformen und als Treffpunkt der Künste genutzt und stelle Frankfurter Künstler:innen aus. Dazu gibt es immer auch ein Rahmenprogramm, das gerade auch in der Nachbarschaft seit 25 Jahren angenommen wird.

Wer darf alles bei Ihnen auftreten?

Da meine Räume nicht so groß sind, beschränken sich Auftrittsmöglichkeit eher auf Kammermusik oder unplugged Musik. Im Prinzip jedoch kann jede, jeder auftreten, der / die sein Kunst einem Publikum präsentieren möchte. Wie das dann abläuft – da bin ich für alles offen.





Welche Begegnungen sind Ihnen am stärksten in Erinnerung geblieben?
Herauszuheben ist die Fotoausstellung 2003 von Manfred Jung - TODLOSIGKEIT, die so konzipiert war, dass Fotografie, Text, Performance und ein zur Taverne umgestalteter Raum Teil der Ausstellung waren. Wichtig war uns der direkte Austausch mit den Menschen über das Erlebte. Also Kunst nah und direkt. Bei der Ausstellung Mutabor - Verwandlung von Heide Lauterbach 2004 haben wir eine Live Performance gemacht – ca. 70 Zuschauer standen dicht gedrängt und Heide Lauterbach hat auf eine Leinwand zur improvisierten Musik von Annemarie Roelofs und Elvira Plenar gemalt. Aus dieser Aktionskunst ist ein spannender Film entstanden.

2022 /23 habe ich einen szenischen Liederabend im Gallus Theater gesungen und performt: „E-I-S ist der Anfang und das Ende“

Aber es bleiben auch eindrückliche Begegnungen, die daraus entstehen, wenn ich Menschen zu ihrer Stimme führe, etwa nach einem Stimmverlust, oder wenn der Sprung auf die Bühne hin zum Profi geschafft wird. Ich bin sehr dankbar für all diese Begegnungen.

Sie sind ja nicht nur Trainerin, sondern auch auf der Theaterbühne zu sehen. In welche Rollen schlüpfen Sie am liebsten?

Tanz, und hier besonders der Ausdruckstanz und Art Performance, haben mich viele Jahre geprägt, später kam das Schauspiel oder das Wirken als Regisseurin hinzu. Gesang und die Stimme kamen tatsächlich erst 2004, da habe ich mein erstes Solokonzert gesungen. Ab da habe ich immer wieder Konzerte gegeben, hauptsächlich mit dem Repertoire von Kompositionen aus dem 20ten und 21ten Jahrhundert, also der sogenannten Neuen Musik.

Und aktuell?

2022 /23 habe ich einen szenischen Liederabend im Gallus Theater gesungen und performt: „E-I-S ist der Anfang und das Ende“. Dafür habe ich auch meine erste filmische Arbeit als Regisseurin zusammen mit dem Kameramann Elis Aki gedreht. Im Film haben ich auch vor der Kamera gestanden und eine Hexe gespielt, die Zigarre raucht, im tief verschneiten Wald herumrennt und im Schnee tanzt. Ich mag die verrückten, extremen Rollen und die traurig, dramatischen am liebsten. Als literarische Vorlage für die Komposition der Liederzyklen von Patrik Bishay habe ich die Gedichte der Schriftstellerin Silke Scheuermann ausgewählt.

Noch ein persönliches Highlight war die Inszenierung der Oper Rigoletto / Verdi 2013 für die Sommerfestspiele Monschau Klassik. Das Publikum hat trotz starkem Regen ausgeharrt und gejubelt – es war ein magischer Moment.

INFO Hoffest und 25 jähriges Jubiläum_________________________________

Freitag, 30. Juni, ab 19.30 OUVERTÜRE in den Räumen des projektHauses. Auf dem Programm steht ein Sektempfang und ein klassisches Konzert mit Werken von Bishay, Bizet, Debussy, Pergolesi, Wolff, Verdi. Wunderbare Stimmen interpretieren wunderschöne Melodien.

Samstag, 1. Juli, ab 15.30 Uhr: Tombala, ab 16.00 Uhr – Vernissage – Frankfurter Künstler: innen zeigen ihre Arbeiten. Ab 17.00 Uhr – OPEN MIC für alle, die auftreten möchten. Singen, Instrumental, Poetry Slam… Wer auftreten möchte, schreibt eine Mail.

Mit dabei sind: Die La Lai Ladies mit Liedern aus aller Welt, Die Klangspeisen, Bastian Hahn, Lisa Marzi, ab 19.00 Uhr interpretiert Faber Sanna & Friends Liedern des italienischen Liederpoeten Fabrizio De André.
 
25. Juni 2023, 16.01 Uhr
Katja Thorwarth
 
Katja Thorwarth
Die gebürtige Frankfurterin studierte an der Goethe-Uni Soziologie, Politik und Sozialpsychologie. Ihre journalistischen Schwerpunkte sind Politik, politisches Feuilleton und Meinung. Seit März 2023 Leitung online beim JOURNAL FRANKFURT. – Mehr von Katja Thorwarth >>
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Stadtleben
Bauarbeiten am Frankfurter Hauptbahnhof sorgen im September und Oktober für wochenlange Änderungen im ÖPNV. Ab Freitag verkehren für drei Tage keine Straßenbahnen zum Baseler Platz und über den Main.
Text: Florian Aupor / Foto: Symbolbild © Adobe Stock/Rainer Fuhrmann
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
22. September 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • hr-Bigband
    Casals Forum | 11.00 Uhr
  • Jo van Nelsen
    Theater im Pariser Hof | 19.30 Uhr
  • Sababa 5
    Brotfabrik | 20.00 Uhr
Klassik / Oper/ Ballett
  • La Stagione Frankfurt
    Casals Forum | 18.15 Uhr
  • Orchester hautnah
    Neue Kaiser | 15.00 Uhr
  • Streichquartett des Orchesters im Treppenhaus
    Casals Forum | 16.15 Uhr
Theater / Literatur
  • Deutschwald im Herbst
    Oberschweinstiege | 11.00 Uhr
  • Macbeth
    Staatstheater Darmstadt | 18.00 Uhr
  • Parliament Square
    Staatstheater Mainz | 20.00 Uhr
Kunst
  • Magic Moments im alten Präsidium
    Fotogalerie am Wiesenhüttenplatz im Le Méridien | 09.00 Uhr
  • Maja Smrekar
    Nassauischer Kunstverein | 11.00 Uhr
  • Licht und Farbe – Wie das Göttliche sich zeigt
    Dommuseum Frankfurt | 11.00 Uhr
Kinder
  • Wo ist Feenland?
    Theaterhaus | 11.00 Uhr
  • Weltkindertagsfest
    Abenteuerspielplatz Günthersburgpark | 14.00 Uhr
  • Deniz & Ove
    Mousonturm | 15.00 Uhr
und sonst
  • Dippemess im Herbst
    Festplatz am Ratsweg | 12.00 Uhr
  • 22. Tage der Industriekultur Rhein-Main
    Rhein-Main Region | 11.00 Uhr
  • Löwen Frankfurt – EHC Red Bull München
    NIX Eissporthalle Frankfurt | 14.00 Uhr
Freie Stellen