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Verkehrsdrehscheibe in der Diskussion
Viel Gerede um schweigende Mehrheiten
In der IHK wurde am Dienstagabend viel über alternde Wutbürger, über den Flughafen und über demoskopische Wahrheiten diskutiert. Das Thema war von vornerein klar abgesteckt: die Mehrheit schweige. Nur warum?
Der Saal in der IHK: bis auf den letzten Platz gefüllt. Beim Hereinhuschen erkennt man Fraport-Chef Stefan Schulte in der ersten Reihe, dabei soll der doch gar nicht aufs Podium heute. Andererseits wird sein Thema verhandelt. "Verkehrsdrehscheibe FrankfurtRheinMain - warum schweigen Mehrheiten", so der Titel (die Frage, ob es den Plural von Mehrheit gibt oder warum Frankfurt-Rhein-Main neuerdings ein Wort ist, wird an diesem Abend übrigens nicht geklärt). Die IHK hält also schon in der Einladung nicht mit ihrer Meinung hinterm Berg. So heißt es weiter: "Die moderne Verkehrsinfrastruktur ist in Frankfurt-Rhein-Main zwar leistungsfähig, stößt aber an ihre Grenzen. Verbesserungen, Kapazitätsanpassungen und Ergänzungen dürfen kein Tabu sein." Reden wir also schon über die nächste neue Landebahn?
Zunächst einmal redet Klaus-Peter Schöppner vom Unternehmen Emnid. Der Meinungsforscher legt dar, dass die Deutschen sich immer weniger für Politik interessieren, Politiker für Lügner halten und Manager auch, und allgemein also eine desinformierte Mehrheit entscheide, und je länger man ihm zuhört, desto mehr fragt man sich, wie Emnid eigentlich Leute befragt: per Telefon oder in der Kneipe um die Ecke. Dann sagt Herr Schöppner aber auch, dass den Paradigmenwechsel in den letzten zehn Jahre die Tatsache kennzeichne, dass die Deutschen ein höheres Gespür für soziale Verantwortung von Unternehmen hätten. Es geht also um Moral. Auch bei den politisch Verantwortlichen - nicht mehr Charisma und Durchsetzungsfähigkeit sollen Politiker zeigen, sondern Verantwortungsbewusstsein.
In der anschließenden Podiumsdiskussion hat die IHK nur eine Politikerin platziert - Ursula Fechter von den Flughafenausbaugegnern. Die tut einem fast schon ein bisschen leid, denn sie ist erstens umgeben von Männern (wenn man mal von Moderatorin Katja Marx absieht), zweitens von Meinungsmachern wie Dirk Kurbjuweit vom Spiegel, Frank Schirrmacher von der FAZ, Volker Fasbender von der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) und Handwerkskammerpräsident Bernd Ehinger. So lässt sich also der Spiegel-Journalist über alternde Wutbürger aus (einen Begriff, den er in einem Artikel über Stuttgart21 wieder aus der Versenkung geholt hat), so spricht der FAZ-Journalist also über die alternde Gesellschaft und darüber, dass schon immer gegen Industrieansiedlungen protestiert worden sei, nur dass der Fortschritt einer jungen Gesellschaft wenig ausmache, weil sie ja noch lange davon profitiere, so darf der Unternehmer nochmal erklären, dass wir ohne Flughafen sofort unseren gesamten Wohlstand verlören und den Flughafen auf Sicht verlören, wenn nachts keine Jets mehr starten können und der Handwerker stößt ins gleiche Horn.
Bleibt es also bei Ursula Fechter darauf hinzuweisen, dass bei den Montagsdemos eben nicht nur Silberhaarige demonstrierten, sondern auch junge Familien, dass der Flughafen auch Kosten verursache, die keiner berechne (Gesundheit, Immobilien etc). und dass, würden diese Kosten der Fraport in Rechnung gestellt, die neue Landebahn nie gebaut worden wäre. Erstaunlicherweise klatschen plötzlich gut ein Viertel der Menschen im Saal - die IHK kann nur hoffen, dass es sich nicht um Mitglieder von ihr handelt, sondern um Groupies von Frau Fechter.
Warum schweigen nun die Mehrheiten? Vielleicht weil andere schon genug reden.
Zunächst einmal redet Klaus-Peter Schöppner vom Unternehmen Emnid. Der Meinungsforscher legt dar, dass die Deutschen sich immer weniger für Politik interessieren, Politiker für Lügner halten und Manager auch, und allgemein also eine desinformierte Mehrheit entscheide, und je länger man ihm zuhört, desto mehr fragt man sich, wie Emnid eigentlich Leute befragt: per Telefon oder in der Kneipe um die Ecke. Dann sagt Herr Schöppner aber auch, dass den Paradigmenwechsel in den letzten zehn Jahre die Tatsache kennzeichne, dass die Deutschen ein höheres Gespür für soziale Verantwortung von Unternehmen hätten. Es geht also um Moral. Auch bei den politisch Verantwortlichen - nicht mehr Charisma und Durchsetzungsfähigkeit sollen Politiker zeigen, sondern Verantwortungsbewusstsein.
In der anschließenden Podiumsdiskussion hat die IHK nur eine Politikerin platziert - Ursula Fechter von den Flughafenausbaugegnern. Die tut einem fast schon ein bisschen leid, denn sie ist erstens umgeben von Männern (wenn man mal von Moderatorin Katja Marx absieht), zweitens von Meinungsmachern wie Dirk Kurbjuweit vom Spiegel, Frank Schirrmacher von der FAZ, Volker Fasbender von der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) und Handwerkskammerpräsident Bernd Ehinger. So lässt sich also der Spiegel-Journalist über alternde Wutbürger aus (einen Begriff, den er in einem Artikel über Stuttgart21 wieder aus der Versenkung geholt hat), so spricht der FAZ-Journalist also über die alternde Gesellschaft und darüber, dass schon immer gegen Industrieansiedlungen protestiert worden sei, nur dass der Fortschritt einer jungen Gesellschaft wenig ausmache, weil sie ja noch lange davon profitiere, so darf der Unternehmer nochmal erklären, dass wir ohne Flughafen sofort unseren gesamten Wohlstand verlören und den Flughafen auf Sicht verlören, wenn nachts keine Jets mehr starten können und der Handwerker stößt ins gleiche Horn.
Bleibt es also bei Ursula Fechter darauf hinzuweisen, dass bei den Montagsdemos eben nicht nur Silberhaarige demonstrierten, sondern auch junge Familien, dass der Flughafen auch Kosten verursache, die keiner berechne (Gesundheit, Immobilien etc). und dass, würden diese Kosten der Fraport in Rechnung gestellt, die neue Landebahn nie gebaut worden wäre. Erstaunlicherweise klatschen plötzlich gut ein Viertel der Menschen im Saal - die IHK kann nur hoffen, dass es sich nicht um Mitglieder von ihr handelt, sondern um Groupies von Frau Fechter.
Warum schweigen nun die Mehrheiten? Vielleicht weil andere schon genug reden.
25. April 2012, 07.40 Uhr
Nils Bremer
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