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Varieté und Buch sind schee
Der Tigerpalast zwischen zwei Buchdeckeln
Seit 25 Jahren erfreut uns der Tigerpalast mit erstklassigen Varitetéprogrammen und wusste schon Stars wie Bette Midler und Liza Minnelli zu begeistern. Es wurde Zeit, dass ein Buch diese wunderbare Geschichte erzählt.
Manchmal treffen einfach Gleichgesinnte auf einander. So war es bei Tigerpalast-Urgestein Johnny Klinke, der die 25-jährige Geschichte seines Varietés druckreif fand und dann die langjährige Lokaljournalistin Sabine Börchers bat, diese doch in Worte zu kleiden. Und da die Frankfurterin von sich sagt: „Varieté und Artisten haben mich schon als Kind begeistert“, war das wohl eine gute Wahl. Das Thema Varieté sei sogar während ihres Studiums aufgetaucht und ziehe sich hin bis zu ihrem Lieblingsbild im Städel von Ernst Ludwig Kirchner, das ein derartiges Etablissement zeigt. Alsbald ermöglichten Johnny Klinke, Margareta Dillinger und Robert Mangold der Journalistin Einblicke in den kleinen Kosmos des Tigerpalasts bis hin zu den Artistenwohnungen im Haus, von denen kaum einer weiß. „In den vergangenen 25 Jahren haben wir noch nie jemanden so vertraut und hinter die Kulissen blicken lassen“, sagt Klinke. 18 lange Monate recherchierte Sabine Börchers intensiv. Herausgekommen ist das packende Buch „Die Kunst der Balance – 25 Jahre Tigerpalast in Frankfurt“, das im Societäts-Verlag erschienen und für 24,80 Euro erhältlich ist.
Tief tauchte die Autorin in die bewegte Varietégeschichte Frankfurts und die des Tigerpalasts ein, schilderte die gesellschaftliche und politische Ausgangssituation, in der Johnny Klinke, Margareta Dillinger und Matthias Beltz die Idee hatten, im Jahr 1988 das erste nach dem Weltkrieg eröffnete Varieté zu etablieren, in einem Versammlungssaal der Heilsarmee, in der Nähe des Gerichts und an der Grenze zu einem Viertel, das man damals zum Rotlichtviertel ausbauen wollte. Frankfurt sei in den 1980ern so bieder gewesen, man habe den Stadtverordneten tatsächlich erklären müssen, dass Varietés nichts mit Rotlichtetablissements zu tun haben. Johnny Klinke erinnert sich noch, wie er Hilmar Hoffmann damals angesprochen habe: „Wir wollen kein Geld, wir wollen Deinen Rückenwind“. Und schon war ein Fürsprecher gefunden, der nun zu dem Buch ein Geleitwort verfasst hat. „Ich hätte mir nie träumen lassen, dass wir beide mal zwischen zwei Buchdeckeln erscheinen“, sagt Sabine Börchers zum ehemaligen Kulturdezernenten.
Im Tigerpalast ist die Welt zu Hause, zumindest sind dort schon die besten Artisten der Welt aufgetreten, immer liebevoll ausgewählt und betreut von Margareta Dillinger. „Die Bühne ist ein magischer Ort“, sagt Sabine Börchers, die sich geehrt fühlt, dass man sie in so viele Geheimnisse eingeweiht hat. Die Geschichten der drei Betreiber seien eine unerschöpfliche Quelle gewesen. Von Anekdoten wie dem noch nicht getrockneten Boden bei der Premiere am 30. September 1988 , in dem die Gäste ihre Spuren hinterließen, erzählt das 176 Seiten starke Buch von Sabine Börchers ebenso wie von den berühmten Artisten, die schon zu Gast waren oder aber von dem geschichtsträchtigen Auftritt des Hochseiltänzers Philippe Petit, der am 12. Juni 1994 von der Paulskirche bis zum Dom spazierte. Ein teures Highlight zum 1200. Geburtstag der Stadt, das der Tigerpalast möglich machte. In dem Buch erfährt man aber auch, wie es kam, dass vor dem Kleinkunsttheater echte Tiger zu sehen waren oder das Max Raabe und Dirk Bach ihre Karrieren in der Heiligkreuzgasse in Gang brachten, lange bevor sie berühmt wurden. Und hätte man gedacht, dass selbst Bette Midler, Liza Minnelli und Udo Lindenberg schon im Tigerpalast zu Gast waren und sich die Fußballnationalmannschaft 1998 im – heute sogar mit zwei Sternen dekorierten –Restaurant stärkte?
„Die Kunst der Balance“ ist damit mehr als eine Ode an den Tigerpalast, sie dokumentiert und konserviert gespickt mit vielen Fotos ein Stück Frankfurter Zeitgeschichte.
Sabine Börchers: „Die Kunst der Balance“, Societäts-Verlag, 24,80 €
Im Bild zu sehen: v.l.n.r. Johnny Klinke, Sabine Börchers, Robert Mangold, Margareta Dillinger und der Handstandakrobat Oleg Izzossimov.
Tief tauchte die Autorin in die bewegte Varietégeschichte Frankfurts und die des Tigerpalasts ein, schilderte die gesellschaftliche und politische Ausgangssituation, in der Johnny Klinke, Margareta Dillinger und Matthias Beltz die Idee hatten, im Jahr 1988 das erste nach dem Weltkrieg eröffnete Varieté zu etablieren, in einem Versammlungssaal der Heilsarmee, in der Nähe des Gerichts und an der Grenze zu einem Viertel, das man damals zum Rotlichtviertel ausbauen wollte. Frankfurt sei in den 1980ern so bieder gewesen, man habe den Stadtverordneten tatsächlich erklären müssen, dass Varietés nichts mit Rotlichtetablissements zu tun haben. Johnny Klinke erinnert sich noch, wie er Hilmar Hoffmann damals angesprochen habe: „Wir wollen kein Geld, wir wollen Deinen Rückenwind“. Und schon war ein Fürsprecher gefunden, der nun zu dem Buch ein Geleitwort verfasst hat. „Ich hätte mir nie träumen lassen, dass wir beide mal zwischen zwei Buchdeckeln erscheinen“, sagt Sabine Börchers zum ehemaligen Kulturdezernenten.
Im Tigerpalast ist die Welt zu Hause, zumindest sind dort schon die besten Artisten der Welt aufgetreten, immer liebevoll ausgewählt und betreut von Margareta Dillinger. „Die Bühne ist ein magischer Ort“, sagt Sabine Börchers, die sich geehrt fühlt, dass man sie in so viele Geheimnisse eingeweiht hat. Die Geschichten der drei Betreiber seien eine unerschöpfliche Quelle gewesen. Von Anekdoten wie dem noch nicht getrockneten Boden bei der Premiere am 30. September 1988 , in dem die Gäste ihre Spuren hinterließen, erzählt das 176 Seiten starke Buch von Sabine Börchers ebenso wie von den berühmten Artisten, die schon zu Gast waren oder aber von dem geschichtsträchtigen Auftritt des Hochseiltänzers Philippe Petit, der am 12. Juni 1994 von der Paulskirche bis zum Dom spazierte. Ein teures Highlight zum 1200. Geburtstag der Stadt, das der Tigerpalast möglich machte. In dem Buch erfährt man aber auch, wie es kam, dass vor dem Kleinkunsttheater echte Tiger zu sehen waren oder das Max Raabe und Dirk Bach ihre Karrieren in der Heiligkreuzgasse in Gang brachten, lange bevor sie berühmt wurden. Und hätte man gedacht, dass selbst Bette Midler, Liza Minnelli und Udo Lindenberg schon im Tigerpalast zu Gast waren und sich die Fußballnationalmannschaft 1998 im – heute sogar mit zwei Sternen dekorierten –Restaurant stärkte?
„Die Kunst der Balance“ ist damit mehr als eine Ode an den Tigerpalast, sie dokumentiert und konserviert gespickt mit vielen Fotos ein Stück Frankfurter Zeitgeschichte.
Sabine Börchers: „Die Kunst der Balance“, Societäts-Verlag, 24,80 €
Im Bild zu sehen: v.l.n.r. Johnny Klinke, Sabine Börchers, Robert Mangold, Margareta Dillinger und der Handstandakrobat Oleg Izzossimov.
4. April 2014, 11.33 Uhr
Nicole Brevoord
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23. November 2024
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