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Unfallzone Osthafen
Radfahren verboten!
Hinter dem Atelier von Tobias Rehberger im Osthafen kommt es regelmäßig zu teils schweren Fahrradunfällen. Die Radfahrer übersehen oftmals die Bahngleise auf dem Gelände. Doch die für die Sicherheit im Hafen zuständige Gesellschaft HFM fühlt sich nicht verantwortlich.
Geradezu idyllisch ist die Atmosphäre im Osthafen an diesem knackig-kalten, aber sonnigen Dezembertag. Hinter dem Atelier des Künstlers Tobias Rehberger hat man einen wunderbaren Blick auf das Wasser, die Kräne und Container. In den Werkstätten des Ateliers kann man den charmanten Hafen-Flair leider nur noch bedingt genießen. Je besser das Wetter, desto angespannter sind die Mitarbeiter. Der Grund sind die sich häufenden Fahrradunfälle auf dem Gelände hinter den Werkstätten. Jürgen Rupprecht, verantwortlich für die Projekttechnik bei Rehberger, berichtet, dass es schon seit geraumer Zeit immer wieder zu teils schweren Unfällen kommt, da Radfahrer an den Hafen-Bahngleisen stürzen: „Wir haben in diesem Jahr rund 50 Unfälle gezählt – und das sind nur die Stürze, die während unserer Arbeitszeit geschehen. Die Anzahl der Unfälle, die am Wochenende geschehen, kennen wir nicht. Meine Strichliste hörte bei 28 auf. Irgendwann erschien mir das dann doch zynisch.“
Oft kommen Kunden des Künstlerateliers oder der im gleichen Gebäude befindlichen Morgen-Galerie mit dem Rad, aber auch Touristen erkunden die Gegend häufig mit diesem vermeintlich entspannten Verkehrsmittel. Doch viele übersehen die nicht gekennzeichneten Gleise. Erst vor kurzem stürzte an der Stelle eine ältere Dame und erlitt mehrere Knochenbrüche, Rupprecht weiß von zahlreichen weiteren schweren Unfällen: „Ich selbst half bei zwei gebrochen Armen, drei Platzwunden an Kopf und Kinn, eingeschlagene Zähnen, einem gebrochenen Handgelenk, zahllosen aufgeschlagenen Knien und Knöcheln. Und dann gibt es natürlich noch die Menschen, die davon hinken, ohne, dass man weiß, was am Ende die Diagnose ist.“
Schon seit dem Sommer wenden sich Rupprecht und seine Kollegen daher immer wieder an ihre Vermieterin, die HFM Management Gesellschaft für Hafen und Markt mbH. Die HFM verwaltet die Immobilien auf dem Hafengelände und ist auch für die dortige Sicherheit zuständig. In mehreren E-Mails und Telefonaten haben die Rehberger- und Morgen-Mitarbeiter von der Schwere der Unfälle berichtet mit der Bitte, zusätzliche Warnschilder aufzustellen, die auf die schlecht sichtbaren Gleise hinweisen – ohne Erfolg. „Uns wurde gesagt, dass es die HFM nicht interessiere, ob dort Menschen stürzen, da das Fahrradfahren auf dem Gelände verboten sei. Als wir einwandten, dass irgendwann auch ein Mensch sterben könnte, kam die gleiche Antwort“, sagt Rupprecht. Irgendwann blieben die Antworten jedoch aus. Die letzte Mail an die HFM mit einer weiteren Unfallbeschreibung und Vorschlägen für ein mögliches Warnschild, blieb unbeantwortet.
HFM fühlt sich nicht verantwortlich
Die Mitarbeiter des Ateliers haben inzwischen selbstständig die gefährlichen Stellen mit Neonfarben gekennzeichnet. Das helfe jedoch kaum. Natürlich wisse man auf dem Gelände, dass Fahrradfahren verboten sei, allerdings ist das nicht jedem Besucher sofort ersichtlich. Die besagte Stelle ist nicht durch ein Werkstor oder andere Hürden abgeschlossen, sondern frei zugänglich, die Gefahrenzonen sind nicht auf den ersten Blick erkennbar – und auch bei offensichtlich gefährlichen Orten ist es üblich, auf die entsprechende Gefahr hinzuweisen. Man denke nur an die „Eltern haften für ihre Kinder“-Schilder.
Bei der HFM reagiert man ungehalten auf unsere Nachfrage. Man sei mit den Mietern im Kontakt. „Radfahren ist auf dem Gelände verboten“, lautet die Antwort auf die Frage, ob man vorhabe, etwas gegen das hohe Unfallrisiko zu unternehmen. Weiter möchte man sich nicht dazu äußern. Nach einer guten Stunde kommt dann doch ein Statement über die PR-Stelle: „Wir befinden uns in einem Gewerbe- und Industriegebiet. Fahrradfahrer sind angehalten, die Lindleystraße zu nutzen. Mehrere Schilder weisen darauf hin, dass an der Kaimauer Bahnverkehr herrscht. Jeder Teilnehmer des Straßenverkehrs weiß, dass man an Gleisen aufpassen muss. Gleichwohl ist es vermehrt zu Unfällen mit Fahrrädern gekommen. Wir haben daher eine zusätzliche Beschilderung in Auftrag gegeben." Wann die zusätzlichen Warnschilder aufgestellt werden sollen, weiß man noch nicht. Man könne sich auch nicht daran erinnern, wann der Auftrag erteilt wurde. „Irgendwann im Herbst“, sagt die Sprecherin und möchte nicht weiter über das Thema sprechen.
Jürgen Rupprecht und seine Kollegen kümmern sich bis zur Aufstellung der Warnschilder weiter um die Unfallopfer. „Wir versorgen mit Pflastern und Desinfektionsspray, trösten mit einem Glas Wasser, legen den Kopf auf provisorische Kissen und verwahren die zurückgelassenen Fahrräder“, sagt er. „Meine temporäre Phobie verfliegt langsam, ich bin froh dass der ‚schöne‘ Sommer vorbei ist und weniger Fahrradfahrer unterwegs sind, die mich, im Augenwinkel wahrgenommen, dazu brachten, die Schulten etwas nach oben zu ziehen.“
Oft kommen Kunden des Künstlerateliers oder der im gleichen Gebäude befindlichen Morgen-Galerie mit dem Rad, aber auch Touristen erkunden die Gegend häufig mit diesem vermeintlich entspannten Verkehrsmittel. Doch viele übersehen die nicht gekennzeichneten Gleise. Erst vor kurzem stürzte an der Stelle eine ältere Dame und erlitt mehrere Knochenbrüche, Rupprecht weiß von zahlreichen weiteren schweren Unfällen: „Ich selbst half bei zwei gebrochen Armen, drei Platzwunden an Kopf und Kinn, eingeschlagene Zähnen, einem gebrochenen Handgelenk, zahllosen aufgeschlagenen Knien und Knöcheln. Und dann gibt es natürlich noch die Menschen, die davon hinken, ohne, dass man weiß, was am Ende die Diagnose ist.“
Schon seit dem Sommer wenden sich Rupprecht und seine Kollegen daher immer wieder an ihre Vermieterin, die HFM Management Gesellschaft für Hafen und Markt mbH. Die HFM verwaltet die Immobilien auf dem Hafengelände und ist auch für die dortige Sicherheit zuständig. In mehreren E-Mails und Telefonaten haben die Rehberger- und Morgen-Mitarbeiter von der Schwere der Unfälle berichtet mit der Bitte, zusätzliche Warnschilder aufzustellen, die auf die schlecht sichtbaren Gleise hinweisen – ohne Erfolg. „Uns wurde gesagt, dass es die HFM nicht interessiere, ob dort Menschen stürzen, da das Fahrradfahren auf dem Gelände verboten sei. Als wir einwandten, dass irgendwann auch ein Mensch sterben könnte, kam die gleiche Antwort“, sagt Rupprecht. Irgendwann blieben die Antworten jedoch aus. Die letzte Mail an die HFM mit einer weiteren Unfallbeschreibung und Vorschlägen für ein mögliches Warnschild, blieb unbeantwortet.
HFM fühlt sich nicht verantwortlich
Die Mitarbeiter des Ateliers haben inzwischen selbstständig die gefährlichen Stellen mit Neonfarben gekennzeichnet. Das helfe jedoch kaum. Natürlich wisse man auf dem Gelände, dass Fahrradfahren verboten sei, allerdings ist das nicht jedem Besucher sofort ersichtlich. Die besagte Stelle ist nicht durch ein Werkstor oder andere Hürden abgeschlossen, sondern frei zugänglich, die Gefahrenzonen sind nicht auf den ersten Blick erkennbar – und auch bei offensichtlich gefährlichen Orten ist es üblich, auf die entsprechende Gefahr hinzuweisen. Man denke nur an die „Eltern haften für ihre Kinder“-Schilder.
Bei der HFM reagiert man ungehalten auf unsere Nachfrage. Man sei mit den Mietern im Kontakt. „Radfahren ist auf dem Gelände verboten“, lautet die Antwort auf die Frage, ob man vorhabe, etwas gegen das hohe Unfallrisiko zu unternehmen. Weiter möchte man sich nicht dazu äußern. Nach einer guten Stunde kommt dann doch ein Statement über die PR-Stelle: „Wir befinden uns in einem Gewerbe- und Industriegebiet. Fahrradfahrer sind angehalten, die Lindleystraße zu nutzen. Mehrere Schilder weisen darauf hin, dass an der Kaimauer Bahnverkehr herrscht. Jeder Teilnehmer des Straßenverkehrs weiß, dass man an Gleisen aufpassen muss. Gleichwohl ist es vermehrt zu Unfällen mit Fahrrädern gekommen. Wir haben daher eine zusätzliche Beschilderung in Auftrag gegeben." Wann die zusätzlichen Warnschilder aufgestellt werden sollen, weiß man noch nicht. Man könne sich auch nicht daran erinnern, wann der Auftrag erteilt wurde. „Irgendwann im Herbst“, sagt die Sprecherin und möchte nicht weiter über das Thema sprechen.
Jürgen Rupprecht und seine Kollegen kümmern sich bis zur Aufstellung der Warnschilder weiter um die Unfallopfer. „Wir versorgen mit Pflastern und Desinfektionsspray, trösten mit einem Glas Wasser, legen den Kopf auf provisorische Kissen und verwahren die zurückgelassenen Fahrräder“, sagt er. „Meine temporäre Phobie verfliegt langsam, ich bin froh dass der ‚schöne‘ Sommer vorbei ist und weniger Fahrradfahrer unterwegs sind, die mich, im Augenwinkel wahrgenommen, dazu brachten, die Schulten etwas nach oben zu ziehen.“
14. Dezember 2018, 12.36 Uhr
Ronja Merkel
Ronja Merkel
Jahrgang 1989, Kunsthistorikerin, von Mai 2014 bis Oktober 2015 leitende Kunstredakteurin des JOURNAL FRANKFURT, von September 2018 bis Juni 2021 Chefredakteurin. Mehr von Ronja
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