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Umbenennungen am Campus Westend
Die Goethe-Uni residiert am Adorno-Platz
Auf dem Campus Westend wurde Umbenennung gefeiert. Obwohl der Grüneburgplatz nach Norbert Wollheim umbenannt wurde, lautet die Uni-Adresse Theodor-W.-Adorno-Platz 1. Der Asta fühlt sich getäuscht.
Zwei Plätze und eine Straße auf dem Uni-Campus Westens haben jetzt neue Namen: Der Grüneburgplatz vor dem IG Farben-Gebäude ist nach dem ehemaligen Zwangsarbeiter Norbert Wollheim benannt. Der Campusplatz am Hörsaalzentrum heißt Thedor-W.-Adorno-Platz. Die Lübecker Straße wird Max-Horkheimer Straße genannt. Die Umbenennungen wurden am Mittwoch auf dem Campus gefeiert. Neben Uni-Präsidentin Birgitta Wolff kamen auch Bürgermeister Olaf Cunitz (Grüne) und Trude Simonsohn, eine Überlebende des Konzentrationslagers Theresienstadt und des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau.
Birgitta Wolff hob die Wichtigkeit des Gedenkens an die Opfer hervor und sagte, dass die imposante Architektur des IG Farben-Gebäudes zwiespältige Assoziationen auslöse, sowohl beeindruckend als auch beklemmend sein könne. Die Umbenennung stelle eine Chance dar, sich mit der Zwiespältigkeit des Campus konstruktiv auseinanderzusetzen.
Bürgermeister Cunitz nannte den neuen Namen für den Platz einen "überfälligen Beitrag". Er wäre nicht nur ein Symbol, die Erinnerung an die Verbrechen des NS-Regimes wachzuhalten. Auch würde den Opfern so die Würde zurückgegeben, die die Nationalsozialisten ihnen geraubt hätten. Zu der Debatte um die Platzbenennung sagte er: "Es hat zu lange gedauert."
Die Kritik aus der Studierendenschaft fiel stärker aus. Bereits vor der offiziellen Zeremonie warf der Asta der Universität Täuschung vor, weil ihre Adresse nicht Norbert-Wollheim-Platz 1 sondern Theodor-W.-Adorno-Platz 1 lautet. "Die Universität täuscht damit diejenigen, die sich seit Jahren für eine
Aufarbeitung der Geschichte der Universität und des Campus im Besonderen einsetzen", sagte David Wedmann, Referent für Hochschulpolitik im AStA und Teil der Initiative Studierender am IG-Farben-Campus. "Für uns alle war klar, dass der Senatsbeschluss bedeutet, dass die zentrale Uni-Adresse an die Geschichte der NS-Zeit erinnern soll."
Alisa Siegrist von der Studenten-Initiative sagte bei dem Festakt, die Uni versuche, mit einer prestigeträchtigen Adresse, dem "IG Farben-Campus" einen "neuen Anstrich" zu geben. Allerdings werde die kritische Theorie, für die Adorno stehe, in den Bachelor- und Master-Studiengängen nicht mehr gelehrt. Die Präsidentin, die erst seit einem Monat im Amt ist, ließ den Vorwurf unkommentiert.
Mit der Umbenennung des Grüneburgplatzes geht eine mehr als zehn Jahre alte Diskussion zu Ende. Seit die Universität im Jahr 2001 in das sanierte ehemalige IG Farben-Gebäude gezogen ist, wurde darüber diskutiert, wie die Hochschule mit der Geschichte des Hauses umgehen soll. Die IG Farben hatten in der NS-Zeit das Giftgas Zyklon B hergestellt und Zwangsarbeiter beschäftigt. Im Jahr 2004 appellierten Holocaust-Überlebende an die Stadt und Universität, den Grüneburgplatz nach Norbert Wollheim umzubenennen, jenen Zwangsarbeiter, der die IG Farben zuerst auf Schadensersatz verklagt hatte. Doch weder Stadt noch Universität lenkten ein.
Im Jahr 2008 wurde in einem ehemaligen Pförtnerhäuschen auf dem Campus das Norbert-Wollheim-Memorial eröffnet, eine Gedenkstätte, in der man sich über die Geschichte informieren kann. Das Memorial stellte eine Art Kompromiss dar. Vor einem Jahr kam die Diskussion um die Umbenennung erneut auf, als der Studienkreis "Deutscher Widerstand 1933-1945" eine Resolution veröffentlichte. Die Uni sperrte sich erneut. Erst nachdem sich mehrere Organisationen wie das Fritz-Bauer-Institut und der Ortsbeirat, der für Straßennamen zuständig ist, sich der Forderung anschlossen, gab jedoch der Senat der Uni schließlich nach und trat die Flucht nach vorn an: er schlug vor, auch die Namen Adorno und Horkheimer an den Campus zu holen.
Mit dem Ortsbeirat einigte sich das Präsidium darauf, im Zuge des Gedenkens an Wollheim auch den Namen Adorno-Platz, der bislang in Bockenheim lag, samt Denkmal ins Westend zu übertragen und die Lübecker Straße nach Max Horkheimer umzubenennen.
Birgitta Wolff hob die Wichtigkeit des Gedenkens an die Opfer hervor und sagte, dass die imposante Architektur des IG Farben-Gebäudes zwiespältige Assoziationen auslöse, sowohl beeindruckend als auch beklemmend sein könne. Die Umbenennung stelle eine Chance dar, sich mit der Zwiespältigkeit des Campus konstruktiv auseinanderzusetzen.
Bürgermeister Cunitz nannte den neuen Namen für den Platz einen "überfälligen Beitrag". Er wäre nicht nur ein Symbol, die Erinnerung an die Verbrechen des NS-Regimes wachzuhalten. Auch würde den Opfern so die Würde zurückgegeben, die die Nationalsozialisten ihnen geraubt hätten. Zu der Debatte um die Platzbenennung sagte er: "Es hat zu lange gedauert."
Die Kritik aus der Studierendenschaft fiel stärker aus. Bereits vor der offiziellen Zeremonie warf der Asta der Universität Täuschung vor, weil ihre Adresse nicht Norbert-Wollheim-Platz 1 sondern Theodor-W.-Adorno-Platz 1 lautet. "Die Universität täuscht damit diejenigen, die sich seit Jahren für eine
Aufarbeitung der Geschichte der Universität und des Campus im Besonderen einsetzen", sagte David Wedmann, Referent für Hochschulpolitik im AStA und Teil der Initiative Studierender am IG-Farben-Campus. "Für uns alle war klar, dass der Senatsbeschluss bedeutet, dass die zentrale Uni-Adresse an die Geschichte der NS-Zeit erinnern soll."
Alisa Siegrist von der Studenten-Initiative sagte bei dem Festakt, die Uni versuche, mit einer prestigeträchtigen Adresse, dem "IG Farben-Campus" einen "neuen Anstrich" zu geben. Allerdings werde die kritische Theorie, für die Adorno stehe, in den Bachelor- und Master-Studiengängen nicht mehr gelehrt. Die Präsidentin, die erst seit einem Monat im Amt ist, ließ den Vorwurf unkommentiert.
Mit der Umbenennung des Grüneburgplatzes geht eine mehr als zehn Jahre alte Diskussion zu Ende. Seit die Universität im Jahr 2001 in das sanierte ehemalige IG Farben-Gebäude gezogen ist, wurde darüber diskutiert, wie die Hochschule mit der Geschichte des Hauses umgehen soll. Die IG Farben hatten in der NS-Zeit das Giftgas Zyklon B hergestellt und Zwangsarbeiter beschäftigt. Im Jahr 2004 appellierten Holocaust-Überlebende an die Stadt und Universität, den Grüneburgplatz nach Norbert Wollheim umzubenennen, jenen Zwangsarbeiter, der die IG Farben zuerst auf Schadensersatz verklagt hatte. Doch weder Stadt noch Universität lenkten ein.
Im Jahr 2008 wurde in einem ehemaligen Pförtnerhäuschen auf dem Campus das Norbert-Wollheim-Memorial eröffnet, eine Gedenkstätte, in der man sich über die Geschichte informieren kann. Das Memorial stellte eine Art Kompromiss dar. Vor einem Jahr kam die Diskussion um die Umbenennung erneut auf, als der Studienkreis "Deutscher Widerstand 1933-1945" eine Resolution veröffentlichte. Die Uni sperrte sich erneut. Erst nachdem sich mehrere Organisationen wie das Fritz-Bauer-Institut und der Ortsbeirat, der für Straßennamen zuständig ist, sich der Forderung anschlossen, gab jedoch der Senat der Uni schließlich nach und trat die Flucht nach vorn an: er schlug vor, auch die Namen Adorno und Horkheimer an den Campus zu holen.
Mit dem Ortsbeirat einigte sich das Präsidium darauf, im Zuge des Gedenkens an Wollheim auch den Namen Adorno-Platz, der bislang in Bockenheim lag, samt Denkmal ins Westend zu übertragen und die Lübecker Straße nach Max Horkheimer umzubenennen.
4. Februar 2015, 18.00 Uhr
Lukas Gedziorowski
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Text: Till Taubmann / Foto: © Bernd Kammerer
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23. November 2024
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