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Tatcraft Grand Opening Weekend
Die DIY-Hallen öffnen Tor und Tür
Am Freitagabend eröffnet "Tatcraft". Das Unternehmen von Fabian Winopal und Tim Fleischer soll die Frankfurter zum Selbermachen verführen. Das Journal Frankfurt stattete ihnen im April einen Besuch ab.
Im April waren noch alle Hallen leer, die Dachterrasse hatte ein mit Wellpappe verkleidetes Vordach. Nun eröffnet das Unternehmen "Tatcraft" von Fabian Winopal (l.) und Tim Fleischer am Freitagabend Tor und Tür des Gebäudes an der Gwinnerstraße, schräg gegenüber der neuen "Batschkapp". Zur großen Eröffnungsfeier hat sich der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir angekündigt. Außerdem soll es Speis und Trank, Musik und Lichtinstallation geben.
„Tatcraft“ haben Winopal und Fleischer ihr Unternehmen genannt: Auf 1500 Quadratmetern Fläche gibt es hier eine so genannte Multi-Gewerk-Produktionswerkstatt, ein „Makerspace“, wie die beiden es nennen. Ein Ort, an dem Startups, Kleinunternehmer, Handwerkprofis und –anfänger, Bastler, Schrauber, Tüftler, Erfinder und Visionäre, die für ihre Arbeit hochwertige Produktionsmaschinen und Spezialgeräte benötigen, einen Platz finden können, um ihrer Tätigkeit nachzugehen – sei es als Hobby, sei es als Teil der beruflichen Tätigkeit.
Winopal und Fleischer, beide Bornheimer Buben, kennen sich bereits seit fast zehn Jahren. Die Idee für ein Projekt wie „Tatcraft“ spukte bereits seit einiger Zeit in den Köpfen herum. Winopal, geboren 1984, hat als Investment Banker gearbeitet, unter anderem bei der Deutschen Bank und zuletzt als Partner bei Paarl Equity. Sein sechs Jahre jüngerer Geschäftspartner Fleischer hat Maschinenbau in München studiert und anschließend dort in einem Metallbaubetrieb gearbeitet. Was sie beide verbindet, ist ihre Leidenschaft für das Tüfteln und Schrauben. In einer 15-Quadratmeter-Werkstatt im Keller seines Elternhauses, erzählt Winopal, sei seine Leidenschaft dafür erwacht. Begeisterte Motorradfahrer sind sie beide. „Tatcraft“; so erläutern sie, fuße in seinem Konzept auf zwei Säulen: „Zum einen gibt es viele enthusiastische Hobby-Handwerker. Passionierte Biker und Radfahrer. Oder auch Privatpersonen , die sich ihr eigenes Bike zusammen bauen wollen. Es gibt in einer Stadt wie Frankfurt keinen Ort, an dem man das vernünftig machen kann.“
Wo, so fragen die beiden, könne man beispielsweise schweißen lernen, ohne sich an die Handwerkskammer zu wenden und umgehend in eine Mühle von zertifizierten Prozessen zu geraten? Schwierig sei es auch, sich bei professionellen Handwerksbetrieben einzumieten: „Die müssen ihr Geld verdienen und können es nicht gebrauchen, wenn ein Laie ihnen zwischen den Füßen steht und ihre Maschinen blockiert.“ Für solche Bastler soll es jetzt in der Gwinnerstraße eine Heimat geben. Aber auch, und das ist die zweite Säule, für professionell arbeitende Menschen, für Künstler, Designer, Unternehmensgründer und Kickstarter, die Prototypen oder Kleinstserien herstellen wollen, um sie für den Markt sichtbar zu machen. „In den USA oder in China“, sagt Winopal, „gibt es solche Plätze. In Deutschland nur sehr selten.“
Selbstverständlich steckt dahinter auch eine Lebenshaltung: Spätestens seit den 90er-Jahren hat sich die Baumarktkultur in Deutschland etabliert und hat hier und da sogar Kultcharakter gewonnen. Der Do-it-yourself-Mann, der MacGyver des Alltags, setzt einen Kontrapunkt zur zunehmenden Digitalisierung und dem damit verbundenen Wegfall des Haptischen. „Crafting“ ist sowohl ein Schlüssel- als auch ein Modewort geworden: zurück zum Ursprünglichen, Individuellen, Selbstgemachten. Weg von der uniformierten Warenwelt des globalisierten Zeitalters. Und auch die beiden „Tatcraft“-Macher stellen sich selbstverständlich solchen Fragen. „Das ist eine Überlegung, die enorm wichtig ist für uns“, sagt Fabian Winopal: „Wenn alles, womit wir täglich zu tun haben, immer digitaler wird – was passiert dann mit der Hardware?“ Die stellen Winopal und Fleischer nun zur Verfügung, und ihr geplanter Maschinenpark klingt auch für einen Zuhörer, der geradezu panische Angst davor hat, überhaupt eine Bohrmaschine in die Hand zu nehmen („Das treiben wir Ihnen hier aus!“) durchaus beeindruckend. Eine Holzwerkstatt wird es geben und eine Metallwerkstatt, einen Bereich für Textilverarbeitung und einen Schrauberbereich. Den größten industriell gefertigten 3D-Drucker der Welt und eine Wasserstrahlschneidanlage, mit der härteste Materialien millimetergenau zugeschnitten werden können. Eine Lackiererei und einen Hochleistungsbrennofen. „Eigentlich“, sagt Tim Fleischer, „ist das hier eine Fabrik im Kleinformat.“
Winopal und Fleischer haben diverse Hersteller als Partner gewinnen können. Manche der Hightech-Maschinen kaufen sie, andere werden gemietet, und nicht wenige Firmen stellen ihre Geräte kostenfrei in die Hallen in der Gwinnerstraße – „die betrachten das hier“, sagt Winopal, „als eine Art Showroom.“ Zwei Regeln haben die beiden Unternehmensgründer sich zu Beginn ihrer Arbeit aufgestellt. Erstens: Es muss immer Spaß machen. Zweitens: Wir arbeiten nur mit Leuten zusammen, die wir kennen und mögen. Das verzögert möglicherweise manchen Prozess, sorgt aber von Beginn an für ein gutes Betriebsklima. „Tatcraft“ hat mittlerweile fünf Mitarbeiter; bis Ende des Jahres, so die Planung, sollen es 13 werden. Die Vermietung der Maschinen und der Arbeitsplätze soll über eine App gesteuert werden, so dass keine Wartezeiten entstehen. Finanziert werden soll „Tatcraft“ über feste Monatsbeiträge, die nach den jeweiligen Bedürfnissen der Mieter gestaffelt werden.
Doch „Tatcraft“ will nicht einfach nur eine Werkstatt sein, in der Nerds stumm nebeneinander her arbeiten. „Der Communitygedanke“, sagen die Macher, „ist uns enorm wichtig.“ Ein Herzstück des Konzepts sind die vor Ort angebotenen Kurse, die von der Vermittlung von Handwerker-Basic-Anforderungen bis hin zur Vermittlung von spezialisiertem Wissen reichen sollen, je nach Nachfrage und Bedürfnis. Dafür sollen dann auch externe Kursleiter verpflichtet werden. „Es ist uns wichtig“, sagt Winopal, „dass die Eintrittsschwelle hier sehr niedrig bleibt. Niemand soll sich hier unwohl oder nicht ernst genommen fühlen.“ Über die Kurse hinaus wird es auch Raum für Vorträge, Veranstaltungen und Besprechungen geben. Und, auch das ist nicht unwichtig, eine große Kantine im ersten Stock mit angeschlossener Dachterrasse. Die Kantine wird von Dimitrios Antonakakis betrieben werden, der als Gastronom in Frankfurt bereits Spuren hinterlassen hat, beispielsweise in der Cantina Divino im Westend.
Wenn heute Abend das Opening stattfindet, liegen Monate voller Arbeit hinter den Machern. Auf eine Hilfe konnten die beiden dabei stets zählen: „Alle Ämter in Frankfurt“, so sagen beide übereinstimmend, „haben uns massiv geholfen und in jeder Problemsituation konstruktive Lösungen vorgeschlagen.“ Auch das ist ja einmal eine gute Nachricht.
>> 1. Tag des Tatcraft Grand Opening Weekends: Freitag, 23. Juni 2017, 19.30 Uhr, Gwinnerstraße 42. Große Eröffnungsfeier mit Tarek Al-Wazir, CASUAL FRIDAY und anderen Gästen.... Anmelden vor unter: www.eventbrite.de/e/tatcraft-grand-opening-tickets-34824864106. Mehr Informationen unter tatcraft.de.
„Tatcraft“ haben Winopal und Fleischer ihr Unternehmen genannt: Auf 1500 Quadratmetern Fläche gibt es hier eine so genannte Multi-Gewerk-Produktionswerkstatt, ein „Makerspace“, wie die beiden es nennen. Ein Ort, an dem Startups, Kleinunternehmer, Handwerkprofis und –anfänger, Bastler, Schrauber, Tüftler, Erfinder und Visionäre, die für ihre Arbeit hochwertige Produktionsmaschinen und Spezialgeräte benötigen, einen Platz finden können, um ihrer Tätigkeit nachzugehen – sei es als Hobby, sei es als Teil der beruflichen Tätigkeit.
Winopal und Fleischer, beide Bornheimer Buben, kennen sich bereits seit fast zehn Jahren. Die Idee für ein Projekt wie „Tatcraft“ spukte bereits seit einiger Zeit in den Köpfen herum. Winopal, geboren 1984, hat als Investment Banker gearbeitet, unter anderem bei der Deutschen Bank und zuletzt als Partner bei Paarl Equity. Sein sechs Jahre jüngerer Geschäftspartner Fleischer hat Maschinenbau in München studiert und anschließend dort in einem Metallbaubetrieb gearbeitet. Was sie beide verbindet, ist ihre Leidenschaft für das Tüfteln und Schrauben. In einer 15-Quadratmeter-Werkstatt im Keller seines Elternhauses, erzählt Winopal, sei seine Leidenschaft dafür erwacht. Begeisterte Motorradfahrer sind sie beide. „Tatcraft“; so erläutern sie, fuße in seinem Konzept auf zwei Säulen: „Zum einen gibt es viele enthusiastische Hobby-Handwerker. Passionierte Biker und Radfahrer. Oder auch Privatpersonen , die sich ihr eigenes Bike zusammen bauen wollen. Es gibt in einer Stadt wie Frankfurt keinen Ort, an dem man das vernünftig machen kann.“
Wo, so fragen die beiden, könne man beispielsweise schweißen lernen, ohne sich an die Handwerkskammer zu wenden und umgehend in eine Mühle von zertifizierten Prozessen zu geraten? Schwierig sei es auch, sich bei professionellen Handwerksbetrieben einzumieten: „Die müssen ihr Geld verdienen und können es nicht gebrauchen, wenn ein Laie ihnen zwischen den Füßen steht und ihre Maschinen blockiert.“ Für solche Bastler soll es jetzt in der Gwinnerstraße eine Heimat geben. Aber auch, und das ist die zweite Säule, für professionell arbeitende Menschen, für Künstler, Designer, Unternehmensgründer und Kickstarter, die Prototypen oder Kleinstserien herstellen wollen, um sie für den Markt sichtbar zu machen. „In den USA oder in China“, sagt Winopal, „gibt es solche Plätze. In Deutschland nur sehr selten.“
Selbstverständlich steckt dahinter auch eine Lebenshaltung: Spätestens seit den 90er-Jahren hat sich die Baumarktkultur in Deutschland etabliert und hat hier und da sogar Kultcharakter gewonnen. Der Do-it-yourself-Mann, der MacGyver des Alltags, setzt einen Kontrapunkt zur zunehmenden Digitalisierung und dem damit verbundenen Wegfall des Haptischen. „Crafting“ ist sowohl ein Schlüssel- als auch ein Modewort geworden: zurück zum Ursprünglichen, Individuellen, Selbstgemachten. Weg von der uniformierten Warenwelt des globalisierten Zeitalters. Und auch die beiden „Tatcraft“-Macher stellen sich selbstverständlich solchen Fragen. „Das ist eine Überlegung, die enorm wichtig ist für uns“, sagt Fabian Winopal: „Wenn alles, womit wir täglich zu tun haben, immer digitaler wird – was passiert dann mit der Hardware?“ Die stellen Winopal und Fleischer nun zur Verfügung, und ihr geplanter Maschinenpark klingt auch für einen Zuhörer, der geradezu panische Angst davor hat, überhaupt eine Bohrmaschine in die Hand zu nehmen („Das treiben wir Ihnen hier aus!“) durchaus beeindruckend. Eine Holzwerkstatt wird es geben und eine Metallwerkstatt, einen Bereich für Textilverarbeitung und einen Schrauberbereich. Den größten industriell gefertigten 3D-Drucker der Welt und eine Wasserstrahlschneidanlage, mit der härteste Materialien millimetergenau zugeschnitten werden können. Eine Lackiererei und einen Hochleistungsbrennofen. „Eigentlich“, sagt Tim Fleischer, „ist das hier eine Fabrik im Kleinformat.“
Winopal und Fleischer haben diverse Hersteller als Partner gewinnen können. Manche der Hightech-Maschinen kaufen sie, andere werden gemietet, und nicht wenige Firmen stellen ihre Geräte kostenfrei in die Hallen in der Gwinnerstraße – „die betrachten das hier“, sagt Winopal, „als eine Art Showroom.“ Zwei Regeln haben die beiden Unternehmensgründer sich zu Beginn ihrer Arbeit aufgestellt. Erstens: Es muss immer Spaß machen. Zweitens: Wir arbeiten nur mit Leuten zusammen, die wir kennen und mögen. Das verzögert möglicherweise manchen Prozess, sorgt aber von Beginn an für ein gutes Betriebsklima. „Tatcraft“ hat mittlerweile fünf Mitarbeiter; bis Ende des Jahres, so die Planung, sollen es 13 werden. Die Vermietung der Maschinen und der Arbeitsplätze soll über eine App gesteuert werden, so dass keine Wartezeiten entstehen. Finanziert werden soll „Tatcraft“ über feste Monatsbeiträge, die nach den jeweiligen Bedürfnissen der Mieter gestaffelt werden.
Doch „Tatcraft“ will nicht einfach nur eine Werkstatt sein, in der Nerds stumm nebeneinander her arbeiten. „Der Communitygedanke“, sagen die Macher, „ist uns enorm wichtig.“ Ein Herzstück des Konzepts sind die vor Ort angebotenen Kurse, die von der Vermittlung von Handwerker-Basic-Anforderungen bis hin zur Vermittlung von spezialisiertem Wissen reichen sollen, je nach Nachfrage und Bedürfnis. Dafür sollen dann auch externe Kursleiter verpflichtet werden. „Es ist uns wichtig“, sagt Winopal, „dass die Eintrittsschwelle hier sehr niedrig bleibt. Niemand soll sich hier unwohl oder nicht ernst genommen fühlen.“ Über die Kurse hinaus wird es auch Raum für Vorträge, Veranstaltungen und Besprechungen geben. Und, auch das ist nicht unwichtig, eine große Kantine im ersten Stock mit angeschlossener Dachterrasse. Die Kantine wird von Dimitrios Antonakakis betrieben werden, der als Gastronom in Frankfurt bereits Spuren hinterlassen hat, beispielsweise in der Cantina Divino im Westend.
Wenn heute Abend das Opening stattfindet, liegen Monate voller Arbeit hinter den Machern. Auf eine Hilfe konnten die beiden dabei stets zählen: „Alle Ämter in Frankfurt“, so sagen beide übereinstimmend, „haben uns massiv geholfen und in jeder Problemsituation konstruktive Lösungen vorgeschlagen.“ Auch das ist ja einmal eine gute Nachricht.
>> 1. Tag des Tatcraft Grand Opening Weekends: Freitag, 23. Juni 2017, 19.30 Uhr, Gwinnerstraße 42. Große Eröffnungsfeier mit Tarek Al-Wazir, CASUAL FRIDAY und anderen Gästen.... Anmelden vor unter: www.eventbrite.de/e/tatcraft-grand-opening-tickets-34824864106. Mehr Informationen unter tatcraft.de.
23. Juni 2017, 11.04 Uhr
Christoph Schröder
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6. Februar 2025
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