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Studie über die soziale Ader der Frankfurter

Neue Potenziale für soziales Engagement

"Frankfurt ist eine Hochburg des Engagements", sagt Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld. Gestützt wird ihre These durch den Frankfurter Sozialbericht, eine repräsentative Studie, für die 1782 Bürger befragt wurden.
Stadträtin Daniela Birkenfeld (CDU) ist, wie sie sagt, mit dem Bewusstsein aufgewachsen, dass man sich für andere einsetzen muss, das habe ihr die Familie vorgelebt. Als Dezernentin für Soziales habe sie ein besonderes Interesse an einem sozialen Einsatz der Bürger, das sei ein Pfeiler der Gesellschaft. „Der soziale Frieden basiert auf freiwilligem Engagement. Menschen, die sich nicht engagieren sind unzufriedener, fühlen sich weniger eingebunden und betrachten sich oft als isoliert.“ Vor allem in den vergangenen zwei Jahren habe man durch den Zuzug der Flüchtlinge aber beobachten können, wie einsatzfreudig die Frankfurter sind. Rund 1500 Freiwillige haben sich in rund 70 Gruppen um die Versorgung, Unterbringung, Bildung und Integration der Flüchtlinge bemüht. Im Frankfurter Sozialbericht, der auf Daten vom Juni/Juli 2015 basiert – also vor der Flüchtlingsbewegung –, lässt sich ablesen, welche Bürgergruppen sich am ehesten engagieren und bei welchen auch die Stadt mit Anreizen, mit Anerkennung oder Handreichungen für mehr Initiative der Bürger sorgen könnte.

Für die Studie wurden 1782 deutsche Frankfurter teils telefonisch teils schriftlich durch die FORSA Main GmbH befragt, davon hatten 272 Bürger einen Migrationshintergrund, außerdem befragt wurden 362 Frankfurter mit ausländischer Staatsbürgerschaft. Die ausgewählten Bürger waren alle über 18 Jahre alt und beantworteten jeweils 21 Einzelfragen.

Dabei stellte sich heraus, dass 31,5 Prozent sich Bürger aktuell freiwillig engagierten, 29,6 Prozent hatten sich zu einem früheren Zeitpunkt engagiert und 38,9 Prozent haben sich noch nie freiwillig eingesetzt. Da im Interview jedem befragten selbst überlassen wurde, was ein „freiwilliges Engagement“ ist, können die Antworten vielleicht auch irritieren. So engagieren sich 33,6 Prozent der Männer aber „nur“ 29,5 Prozent der Frauen. Dieses Ergebnis mag verblüffen, da persönliche Eindrücke an Schulen und Vereinen vielleicht andere Annahmen nahelegen. Möglich ist allerdings, dass Frauen viele ihrer freiwilligen Aufgaben weniger stark herauskehren, sie eher als selbstverständlich annehmen als Männer. Auffallend ist auch, dass die meisten sozial engagierten Bürger in der Gruppe der über 65-Jährigen zu finden sind und es vor allem Bürger unter 30 sind, die sich noch nie freiwillig engagiert haben. Hier sieht Daniela Birkenfeld noch viel Potenzial. Sich für andere freiwillig einzusetzen, sei es beim Verein oder in Verbänden, scheint ein recht deutsches Phänomen zu sein. So sind 36,2 Prozent aller befragten engagierten Bürger deutsch ohne Migrationshintergrund, gefolgt von 27,5 einsatzfreudigen Deutschen mit Migrationshintergrund und nur 21,8 Prozent der Befragten ohne deutschen Pass setzen sich freiwillig sozial ein, dabei scheinen Alter oder Schulabschluss keine Relevanz zu haben. Herbert Jacobs, Leiter des Teams Jugendhilfe und Sozialplanung, erklärt das mit der deutschen Kultur, zu der etwa auch eine Freiwillige Feuerwehr gehört, die es nicht unbedingt in der Form andernorts gebe, auch das rege Vereinsleben in Deutschland, sei speziell. Aber es scheine so, als ob die Menschen mit Migrationshintergrund sich den gesellschaftlichen Konventionen anpassten.

Fast die Hälfte aller Engagierten sind im sozialen Bereich tätig, 30,6 Prozent sind in Sportvereinen aktiv (davon am ehesten Männer), 29,3 Prozent betreiben Nachbarschaftshilfe und ein ähnlich hoher Prozentsatz engagiert sich in Schulen oder Kindergärten. Zu den am meisten angegebenen Hauptaufgabenfeldern der Aktiven gehören Veranstaltungsplanungen, persönliche Hilfeleistungen und praktische Arbeiten, etwa handwerkliche Tätigkeiten. Die Hälfte der aktiven Befragten verwenden drei bis zehn Stunden pro Woche auf ihr Engagement. Aktiv sind die meisten bei Vereinen und Verbände sowie in Kirchengemeinden. Weniger relevant scheinen bei den Befragten Arbeitsgruppen, kommunale Einrichtungen und alleiniges Engagement zu sein. Als Motive für ihren Einsatz gaben 60 Prozent an, die könnten damit anderen Menschen helfen und der Hälfte der Befragten war wichtig, dass es ihnen Spaß und dass sie etwas Gutes für das Gemeinwohl tun könnten. Nur 17,5 Prozent gaben an, dass sie sich wegen der Anerkennung betätigten. Mehr als 45 Prozent haben, das ergab die Studie, sich schon in jungen Jahren, noch vor dem 17, Geburtstag, freiwillig engagiert. Personen aus einer Gruppe, Familienmitglieder und Bekannte und auch eigene Erfahrungen hätten die Aktiven zu ihrem Engagement bewogen, kam bei der Studie heraus.

Die früher einmal Engagierten und die, die bislang noch nicht aktiv wurden, seien vor allem durch Bereitstellung von Mitteln, durch fachliche Unterstützung, durch Weiterbildungsmaßnahmen und die Anerkennung durch Hauptamtliche für ein Engagement zu begeistern. Die Stadt erhofft sich über die Studie nun einen Erkenntnisgewinn darüber, wie sie ihre Bürger mehr fürs Ehrenamt interessieren kann. „Es geht um die Frage, wie wir Engagement nachhaltig unterstützen in einer wachsenden Stadt mit einer permanenten Bevölkerungsfluktuation“, sagt Daniela Birkenfeld.
 
Fotogalerie:
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21. Juli 2017, 13.06 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
 
 
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