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Foto: © Initiative Stolpersteine Frankfurt
Foto: © Initiative Stolpersteine Frankfurt

Streit um Denkmal im Bahnhofsviertel

Kontroverse um Stolperstein-Enthüllung in Frankfurt

Nach Zwischenfällen bei einer Stolperstein-Zeremonie gibt die Initiative nun ein Statement ab. Sie widerspricht den Darstellungen des Sicherheitsdienstes.
Update, 4.November: Auch die Initiative Stolpersteine Frankfurt hat sich hinsichtlich unserer Berichterstattung geäußert. So erklärt die Initiative, man hätte trotz der Auseinandersetzung mit dem Sicherheitsmitarbeiter vorerst gar nicht an die Öffentlichkeit gehen wollen. Nach den Presseberichten und den laut Initiative „verzerrten und in großen Teilen unwahren Darstellungen der Sicherheitsfirma“ sehe man sich nun doch dazu veranlasst, ein offizielles Statement abzugeben, das der Redaktion vorliegt.

Laut der Initiative seien die vom Hausprojekt Nika geschilderten Ereignisse „völlig korrekt“ dargestellt worden. Noch vor Beginn der Veranstaltung sei ein uniformierter Mann, offensichtlich von einem Wachdienst, auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Zeremonie zugekommen und habe gefordert, den Platz zu verlassen, so die Initiative. Auch nach der Erklärung, dass es sich um eine genehmigte Gedenkfeier auf öffentlichem Gehweg handele, habe der Mann nicht von der Personengruppe abgelassen.

Foto widerlegt Darstellung von der Sicherheitsfirma Alybaba

Entgegen der Behauptungen des privaten Sicherheitsdienstes Alybaba habe sich das Transparent mit der Aufschrift „Steine gegen das Vergessen“ zu keinem Zeitpunkt am Tor oder Zaun befestigt befunden. Das Transparent sei stattdessen an zwei Stangen befestigt und „immer in der Hand gehalten“ worden, so die Initiative.
Der Redaktion wurde von der Sicherheitsfirma ein Foto zugeschickt, dieses bestätigt wiederum die Darstellung der Initiative. Auf dem Foto, auf den ersten Blick nicht gleich erkennbar, befindet sich im unteren Bereich der Aufnahme eine gelbe Stange, die zeigt, dass das Transparent nicht am Zaun befestigt ist, sondern von zwei Personen gehalten wird.



Schwer auf den ersten Blick zu erkennen, aber das Transparent wird durch zwei Stangen auf der linken und rechten Seite gehalten. © Alybaba Frankfurt

Nachkommin von Opfer der Shoa muss Rede unterbrechen

Während die Zeremonie bereits begonnen habe, sei der Wachmann erneut dazu gestoßen, diesmal mit zwei weiteren Personen in Zivilkleidung. Diese störten lautstark die Zeremonie und hätten die Entfernung des Transparents gefordert, so die Initiative. Die Nachkommin von Robert Zunz, dem mit dem Stolperstein gedacht wird, habe ihre Rede unterbrechen müssen. Auch eine erneute Erklärung, um welche Art der Veranstaltung es sich handeln würde, sei ignoriert worden.
Erst als die Initiative Polizeibeamte hinzurief, die zum Schutz der Veranstaltung auf der gegenüberliegenden Straßenseite warteten, hätten die Wachleute die Störung beendet. „Auf Anraten der Polizei achteten wir darauf, den Zaun nicht zu berühren und das Transparent in einem ‚Sicherheitsabstand‘ von 10 cm zum Zaun zu halten“, erklärt die Initiative Stolpersteine Frankfurt.

Unruhe bei Enthüllungen von Stolpersteinen in Frankfurt

Update, 1. November: Nun hat sich der Sicherheitsdienst aufgrund unserer Berichterstattung wie folgt geäußert: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hätten „unerlaubterweise“ ein Transparent an einem Zaun angebracht, der in den Zuständigkeitsbereich des Sicherheitsmitarbeiters falle. (Anmerkung der Redaktion: Auf diesem Transparent war der Satz „Steine gegen das Vergessen“ zu lesen). Auf dessen Entfernung habe sich das Begehr des Mitarbeiters gerichtet, keineswegs auf die Veranstaltung an sich, schreibt der Sicherheitsdienst in einer Stellungnahme und fährt fort: "Die Aufforderung unseres Mitarbeiters, das Plakat zu entfernen, ignorierten die Teilnehmer, bis sie von der Polizei dazu angehalten wurden."

Enthüllungen von Stolpersteinen in Frankfurt gestört

Erstmeldung, 28. Oktober: Am Dienstag, den 29. Oktober, wurden in Frankfurt mehrere neue Stolpersteine offiziell enthüllt. Bei den Zeremonien wurden die in den Boden eingelassenen Messingtäfelchen, die an die Opfer der Verbrechen der NS-Zeit erinnern sollen, aufgedeckt. Insgesamt waren an diesem Tag sechs Enthüllungen im Stadtgebiet geplant. Im Bahnhofsviertel kam es dabei zu einem Zwischenfall mit einem dort aktiven privaten Sicherheitsdienst sowie Bewohnerinnen und Bewohnern des im Viertel ansässigen Hausprojektes Nika e.V. & GmbH.

Bei der Enthüllung in der Karlstraße 19 waren etwa 15 Personen anwesend, darunter auch Bewohnerinnen und Bewohner des Hausprojektes. Während eine Angehörige des zu Gedenkenden gerade eine Rede hielt, soll ein Mitarbeiter eines für das Haus zuständigen Sicherheitsdienstes hinzugekommen sein und die Anwesenden dazu aufgefordert haben, den Bürgersteig vor der Karlstraße 19 zu verlassen, das berichteten das Hausprojekt Nika und die Initiative Stolpersteine e.V.. Der Security-Mitarbeiter wurde darauf hingewiesen, dass es sich um eine Gedenkfeier handele und sein Verhalten störend wirke, erklärt das Hausprojekt Nika. Dennoch habe der Mann nicht davon abgelassen.

Auch Martin Dill von der Initiative Stolpersteine Frankfurt beobachtete die Situation und äußerte sich verwundert über das Verhalten des Sicherheitsdienstes. „Was der Grund und die Motivation waren, die Veranstaltung zu stören, weiß ich nicht“, erklärt Dill. Der Vorfall sei unangenehm gewesen. Letztlich habe der Sicherheitsdienst durchgesetzt, dass sich die Zeremonie wenige Zentimeter vom Zaun des Grundstücks entfernen musste.

Eine Anfrage zu den Vorwürfen beim privaten Sicherheitsdienst Alybaba aus Frankfurt blieb bisher unbeantwortet.

Weiterer Zwischenfall an der Konstablerwache

Zu einem weiteren Zwischenfall sei es in der Nähe der Konstablerwache, in der Kurt-Schumacher-Straße, gekommen. Dort soll eine Teilnehmerin der Zeremonie beobachtet haben, dass ein vorbeilaufender Passant hinter einem Transparent der Initiative einen Hitlergruß gezeigt habe, berichtet Dill. Die Zeugin habe ihre Beobachtung anschließend auch der Polizei mitgeteilt, jedoch sei der Passant bis dahin schon verschwunden gewesen. Da dieser Bereich ohnehin stark videoüberwacht ist, vermutet Dill, dass die Person theoretisch identifiziert werden könnte.
 
Fotogalerie:
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4. November 2024, 17.20 Uhr
Till Taubmann
 
Till Christian Taubmann
Jahrgang 1997, Studium in Kommunikationsdesign an der Hochschule Mainz, Arbeit als freier Illustrator, seit Januar 2023 beim JOURNAL FRANKFURT. – Mehr von Till Christian Taubmann >>
 
 
 
 
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