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Stadtteilreport
Das Glück liegt auf der Leipziger
ZDF-Moderator Achim Winter ist Bockenheimer mit Leib und Seele. Im aktuellen JOURNAL FRANKFURT zeigt er uns seinen Kiez - wir präsentieren Ihnen einen Auszug aus unserer Stadtteilreportage.
Achim Winter regt sich auf. Er zeigt auf die andere Straßenseite. „Schon wieder ein neues Spielcasino. Die sind eine echte Plage.“ Glatze, Brille, Typ hessicher Telly Savalas: Auf der Leipziger Straße ist der Spaßreporter so bekannt wie ein bunter Hund. Heute will er uns durch seinen Kiez führen. Wir starten unseren Spaziergang durchs Viertel, wechseln die Straßenseite, schlendern die Schaufenster entlang. „Wir haben wieder Sushi“: Für den japanische Asia-Laden ist Fukushima offenbar kein Thema mehr. Neben Japan liegt gleich Polen, „hier gibt’s die besten Krakauer“, freut sich Winter, beim Bockenheim-Grill den saftigsten Döner, und auch die Kochbananen beim Ayurveda-Inder hat er schon probiert. Der Mann ist kein Kostverächter, die Leipziger Straße sein Dorado. Denn hier ist die ganze kulinarische Welt zu Hause. „Zwei Euro, zwei Euro die Ananas. Willst du probieren?“, haut ihn der türkische Gemüsehändler an der Ecke Markgrafenstraße an. Unser Spaziergang ist ein einziges Spießrutenlaufen – Bussi hier, Bussi da. Aber wir haben’s ja nicht eilig. Eine Frau im Blümchenkleid radelt uns lachend entgegen. „Das ist eine echte Bockenheimer Berühmtheit“, klärt uns Winter auf und breitet die Arme zur Begrüßung aus. Ulrike Trautwein ist nicht nur Pfarrerin der evangelischen Gemeinde, sondern auch eine gestandene Fernsehfrau. Samstagsabends spricht sie regelmäßig das „Wort zum Sonntag“ in der ARD, für den nächsten Kirchentag in Dresden hat sie den „Kollegen“ schon als Moderator gebucht. „Aber das Wichtigste ist ja, was sie als Pfarrerin für unseren Stadtteil macht.“ Winter schätzt die Arbeit der Freundin, seine älteste Tochter besucht ihren Konfirmandenunterricht. „Diese Gemeinde ist das kulturelle Herz Bockenheims“, sagt Winter und outet sich als gläubiger Christ. „Ich bin Ex-Katholisch, meine Frau praktizierende Protestantin. Deshalb sind wir nun regelmäßig bei Frau Trautwein im evangelischen Gottesdienst.“ Ihre Kirche Sankt Jakob sei das eigentliche Herz des Stadtteils, erklärt uns die Gottesfrau. Denn rund um den Kirchplatz habe die Geschichte Bockenheims vor über 1500 Jahren begonnen. Im fünften Jahrhundert hätten sie sich an dem zentralen Platz nördlich der Leipziger Straße angesiedelt, die ersten Bockenheimer „Ureinwohner“. Die Leipziger Straße war damals noch ein Sumpf. 768 wird das Dorf „Bochinheim“ erstmals urkundlich erwähnt. „Schon im 13. Jahrhundert gab es am Kirchplatz eine Kirche“, klärt uns Achim Winter auf. Als studierter Historiker und ehemaliger Stadtführer weiß auch der Fernsehmann über die Historie Bockenheims bestens Bescheid. Ursula Trautwein verabschiedet sich und radelt weiter.
Stadtgeschichte, von den Römern bis zu Stoltze, das ist für Winter ein Stück Identität, die angesichts austauschbarer Ladenketten und Restaurants immer mehr verloren ginge. „Diese Vapianos, in denen alles von der Lampe bis zur Nudel durchorganisiert ist, das ist doch schrecklich. Wenn’s überall gleich aussieht, langweile ich mich zu Tode.“ Zu Winters Glück verschandelt noch kein Vapiano-Filialist die gastronomische Landschaft Bockenheims. Hier stehen noch waschechte Italiener am Pizza-Holzofen. Zum Beispiel Antonietta. Das nächste Bussi wird fällig, die Kommunikation läuft auch ohne Sprache, Antonietta versteht kein Deutsch. Das macht aber gar nix, eine feste Umarmung sagt mehr als tausend Worte. „Sie ist meine Heldin der Arbeit“, schwärmt Winter. „Diese Frau arbeitet von sieben Uhr morgens bis neun Uhr abends, und danach putzt sie noch den Laden.“
Wir sind wieder am Ausgangspunkt unserer Tour angekommen. Vor dem Tor ihres Wohnhauses beobachten Melitta und Philippa das Treiben. Die beiden Winter-Töchter sind dem Papa nicht nur wie aus dem Gesicht geschnitten, sie sind auch schon echte Stadtneurotiker. „Wir finden’s super hier.“ Der Zeppelin-Spilplatz ist nicht weit, und die Freundinnen wohnen auch alle in der Nachbarschaft. „Die kriegen Depressionen, wenn sie bei den Großeltern in Heusenstamm sind.“ „Alles wird gut“ prangt eine Aufschrift auf Winters weißem Briefkasten. Eine kleine Hommage an die frühere ZDF-Kollegin Nina Ruge? „Ja, so könnte man sagen“, sagt Achim Winter und lacht sein wieherndes Lachen. Hier im prallen Frankfurter Leben fühlen sich die Winters zu Hause, auf sein Bockenheim lässt Winter nichts kommen. „Isch bin ja eischentlisch so’n Rodgau Monotones-Typ, da bin ich großworn“, nölt er nach Henny-Nachtsheim-Art. Aber sein Dorf, das ist jetzt die Gegend zwischen Kirchplatz und Uni-Campus.
>> Die komplette Reportage lesen Sie im aktuellen JOURNAL FRANKFURT, Ausgabe 9/11, erhältlich überall am Kiosk.
Wer mehr über die Geschichte Bockenheims erfahren möchte, dem seien die Führungen der Frankfurter Stadtevents ans Herz gelegt:
Stadtgeschichte, von den Römern bis zu Stoltze, das ist für Winter ein Stück Identität, die angesichts austauschbarer Ladenketten und Restaurants immer mehr verloren ginge. „Diese Vapianos, in denen alles von der Lampe bis zur Nudel durchorganisiert ist, das ist doch schrecklich. Wenn’s überall gleich aussieht, langweile ich mich zu Tode.“ Zu Winters Glück verschandelt noch kein Vapiano-Filialist die gastronomische Landschaft Bockenheims. Hier stehen noch waschechte Italiener am Pizza-Holzofen. Zum Beispiel Antonietta. Das nächste Bussi wird fällig, die Kommunikation läuft auch ohne Sprache, Antonietta versteht kein Deutsch. Das macht aber gar nix, eine feste Umarmung sagt mehr als tausend Worte. „Sie ist meine Heldin der Arbeit“, schwärmt Winter. „Diese Frau arbeitet von sieben Uhr morgens bis neun Uhr abends, und danach putzt sie noch den Laden.“
Wir sind wieder am Ausgangspunkt unserer Tour angekommen. Vor dem Tor ihres Wohnhauses beobachten Melitta und Philippa das Treiben. Die beiden Winter-Töchter sind dem Papa nicht nur wie aus dem Gesicht geschnitten, sie sind auch schon echte Stadtneurotiker. „Wir finden’s super hier.“ Der Zeppelin-Spilplatz ist nicht weit, und die Freundinnen wohnen auch alle in der Nachbarschaft. „Die kriegen Depressionen, wenn sie bei den Großeltern in Heusenstamm sind.“ „Alles wird gut“ prangt eine Aufschrift auf Winters weißem Briefkasten. Eine kleine Hommage an die frühere ZDF-Kollegin Nina Ruge? „Ja, so könnte man sagen“, sagt Achim Winter und lacht sein wieherndes Lachen. Hier im prallen Frankfurter Leben fühlen sich die Winters zu Hause, auf sein Bockenheim lässt Winter nichts kommen. „Isch bin ja eischentlisch so’n Rodgau Monotones-Typ, da bin ich großworn“, nölt er nach Henny-Nachtsheim-Art. Aber sein Dorf, das ist jetzt die Gegend zwischen Kirchplatz und Uni-Campus.
>> Die komplette Reportage lesen Sie im aktuellen JOURNAL FRANKFURT, Ausgabe 9/11, erhältlich überall am Kiosk.
Wer mehr über die Geschichte Bockenheims erfahren möchte, dem seien die Führungen der Frankfurter Stadtevents ans Herz gelegt:
Web: www.frankfurter-stadtevents.de/monate/411/20010107/ / www.frankfurter-stadtevents.de/monate/1011/20010177/
19. April 2011, 10.19 Uhr
Jasmin Takim
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