Den Friedenspreis des deutschen Buchhandels bekommt Saul Friedländer erst im Herbst – doch schon jetzt referiert er morgen Abend im Jüdischen Museum: das Thema seiner englischsprachigen Vorlesung lautet "The Years of Extermination: A Plea for an Integrated History of the Holocaust".
Saul Friedländer wurde 1932 als Pavel Friedländer in Prag geboren. Den Krieg überlebte er in einem Internat in Frankreich. Seine Eltern wurden in Auschwitz ermordet, nachdem ihnen die Flucht in die Schweiz nicht gelungen war. Friedländer wanderte 1948 nach Israel aus. Dem Studium in Tel Aviv und Paris folgte 1963 die Promotion in Genf, wo er von 1967-87 als Professor lehrte. Es folgten Professuren für moderne europäische Geschichte in Tel Aviv und ein Lehrstuhl an der University of California in Los Angeles.
Mit den beiden umfangreichen Bänden über "Das Dritte Reich und die Juden" hat Friedländer seine lebenslange Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Holocaust zu einer umfassenden Gesamtdarstellung und -deutung zusammengeführt. Friedländer argumentiert gegen die Ausgrenzung jüdischer Erinnerung aus der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der NS-Zeit. Dass erst die Zusammenführung der Erinnerungen der Opfer mit der Analyse von NS-Staat und Gesellschaft zu einer richtigen Erkenntnis führen, zeigt er in seinem Werk.