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Rummel: „Herbst in der Stadt“

„Ein Stück Normalität in schwierigen Zeiten“

Keine Dippemess, kein Wäldchestag, kein Museumsuferfest: In diesem Jahr war in Frankfurt keines der beliebten Großevents möglich. Mit dem vierwöchigen Rummel „Herbst in der Stadt“ gibt es für Schaustellende und Vergnügungswillige nun einen Hoffnungsschimmer.
Update, 6.10., 16.07 Uhr: Die für Donnerstag geplante Eröffnung von „Herbst in der Stadt“ wird eventuell verschoben. Das teilte Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) am Dienstagnachmittag mit. Grund sind die verschärften Corona-Maßnahmen. Für die Veranstaltung wolle man ein neues Hygienekonzept entwickeln. Weitere Informationen folgen in Kürze.

Coronabedingt mussten in diesem Jahr sämtliche Volksfeste in Frankfurt abgesagt werden. Nun hat die Stadt Frankfurt in Abstimmung mit dem Schaustellerverband Frankfurt/Rhein-Main e.V. ein Hygiene-Konzept vereinbart, das Fahrgeschäft- und Büdchenbetreibenden vom 8. Oktober an vier Wochen lang ermöglicht, ihre Stände und Attraktionen auf einem Rummelplatz in der Frankfurter Innenstadt zu öffnen. Das Ganze findet unter dem Namen „Herbst in der Stadt“ statt.

„,Herbst in der Stadt‘ ist ein Stück Normalität in schwierigen Zeiten. Die Schausteller-Branche leidet schwer unter der Corona-Krise. Und die Frankfurterinnen und Frankfurter haben ihre Feste vermisst“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) am Montag. Stattfinden soll der Rummel an mehreren Orten in der Innenstadt: Am Römerberg, am Roßmarkt, in der Nähe der Hauptwache, auf der Freßgass' und am Opernplatz. Aufgestellt werden unter anderem Kinder-Karusselle, ein Wellenflieger, ein „Musikexpress“ sowie gastronomische Stände mit Bratwurst, Baumstriezeln, Langosch, Crêpes und Churros.

Das Hygienekonzept fuße auf dem des Bundesverbandes und sei nun von der Stadt Frankfurt genehmigt worden, so Thomas Roie, Vorsitzender des Schaustellerverbands Frankfurt Rhein/Main e.V. „Plexiglasscheiben, Desinfektionsmittelstationen, Abstandsmarkierungen, Hinweistafeln, die auf die Regeln hinweisen, gehören zum Standard, außerdem werden in den Fahrgeschäften nicht alle Sitzplätze vergeben“, sagte Roie. Zudem werde es einen festen Ein- und Ausgang geben, die Standplätze werden umzäunt und ein Teil der Fahrgeschäfte grundsätzlich frei bleiben. „Die Corona-Krise hat unsere arg gebeutelte Branche an den Rand des wirtschaftlichen Ruins getrieben. Die harte Zeit belastet leider auch viele, sonst so starke und leistungsstarke Kolleginnen und Kollegen seelisch.“

Bereits seit geraumer Zeit habe Wirtschaftsdezernent Markus Frank (CDU) gemeinsam mit dem Schaustellerverband, der Wirtschaftsförderung und der Tourismus+Congress GmbH ein „ganzes Bündel Ideen“ prüfen lassen. Dabei habe man Flächen ausgewählt, die auch für den ansässigen Einzelhandel und die Gastronomie von Vorteil seien.

Keine Jobs, sondern Existenzen

Den Anstoß zu „Herbst in der Stadt“ hatte der Vorsitzende des Schaustellerverbands Michael Roie selbst gegeben. „Wir haben keine Sekunde ausgelassen, um nach Lösungen zu suchen. Es hat seine Zeit gebraucht mit allen Ämtern im Einvernehmen eine geeignete Lösung zu finden“, sagt der Vorsitzende. Roie stammt selbst aus einer Schaustellerfamilie, sein Sohn gehört bereits der fünften Generation an. Die Familie betreibt unter anderem das Kettenkarussell und das Pferdekarussell, die jedes Jahr auf mehreren Frankfurt Volksfesten zu finden sind. Während des Lockdowns habe man die Zeit damit verbracht, Renovierungsarbeiten fortzusetzen und an geeigneten Konzepten für einen eingeschränkten Wiedereinstieg zu arbeiten.

Zudem sei es für die Schaustellerfamilie wichtig gewesen, ihr Personal zu behalten; das befinde sich seit April in Kurzarbeit. „Der Druck ist natürlich noch größer, da es nicht nur um eine Arbeitsstelle, sondern um eine gesamte Existenz geht. Das ist auf uns eingeschlagen wie ein Hammer“, so Roie.

Die vier Wochen „Herbst in der Stadt“ könnten zwar nicht die durch die Pandemie entstandenen finanziellen Lücken schließen, dennoch schöpfe man dadurch wieder erste Hoffnung. „Wenn es ein schlimmeres Wort als Katastrophe geben würde, würde ich es benutzen. Aber in Deutschland sind Volksfeste ein Kulturgut und wir machen uns keine Sorgen, dass die Besucher ausbleiben.“

Zusammenhalt

Der Mandelstand von Monika und Markus Eiserloh steht mittlerweile seit 36 Jahren auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt. Die Familien beider Eheleute arbeiteten ebenfalls bereits seit mehreren Generationen als Schausteller. Sie teilten sich während der Krise auch die Sorgen. „Schausteller heiraten Schausteller. Das ist meistens so“, sagt Monika Eiserloh. Anders als Betreibende von Fahrgeschäften konnten Eiserlohs ihre Mandeln weiterhin verkaufen, wenn auch in kleineren Mengen. Im Hessencenter, im Forum in Hanau und vor mehreren Supermärkten und Baumärkten sind Stände zu finden.

Gemeinsam mit ihrem Schwager Wolfgang Eiserloh, der unter anderem Eis- und Früchtestände betreibt, konnte man den Betrieb aufrechterhalten. „Wir haben uns entschlossen, alle Einnahmen in einen Topf zu werfen. Wir mussten dennoch einige Kredite aufnehmen, aber wir sind froh, dass wir mit unseren Artikeln überhaupt tätig sein konnten“, so Monika Eiserloh. „Wenn man jeden Mais- und Mandelsack selbst schleppt, und jede Mandel selbst röstet, sieht man diese ganze Situation nochmal mit anderen Augen.“

Auf dem „Herbst in der Stadt“ wird Eiserlohs Süße Mandelbar nicht vertreten sein, man sei mit den Ständen aktuell ausgelastet. Auf dem Weihnachtsmarkt wird das Traditionsgeschäft jedoch, wie in normalen Jahren auch, anzutreffen sein.

>> Herbst in der Stadt, 8. Oktober bis 7. November, jeweils Mo–Sa 12–21 Uhr
 
Fotogalerie:
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6. Oktober 2020, 12.41 Uhr
Johanna Wendel
 
Johanna Wendel
Jahrgang 1993, Technikjournalismus-Studium an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, seit Januar 2019 beim Journal Frankfurt. – Mehr von Johanna Wendel >>
 
 
 
 
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