Nach objektiven Maßstäben sieht alles dufte aus: gestern stimmte die hessische SPD für den Koalitionsvertrag, heute die Grünen – jeweils mit äußerst komfortablen Mehrheiten und wenigen Ablehnungen. Morgen dann die zweite Probeabstimmung unter den Parlamentariern, die erste war ja bereits erfolgreich. Doch die Unwägbarkeiten sind nach der Rede von Ypsilantis Konkurrenten Jürgen Walter größer geworden. "Der Regierungswechsel darf nicht am internen Zwist der SPD scheitern", warnte der Grünen-Vorsitzende Tarek Al-Wazir. Gleichwohl von den sozialdemokratischen Parteioberen offiziell Optimismus verbreitet wird, ist nach dem gestrigen Parteitag längst nicht jeder überzeugt, dass Roland Koch abgelöst wird. "Die Chancen, dass das am Dienstag klappt, liegen bei höchstens zehn Prozent", so ein führender Genosse. Die Angst vor einem Debakel ist berechtigt: Jürgen Walters Verärgerung über den Ausgang der Koalitionsverhandlungen waren deutlich spürbar – der rechte Flügel könnte sich übergangen fühlen, könnte Rache üben wollen. Das sind die subjektiven Maßstäbe an denen sich die Landtagsabgeordneten der SPD am Dienstag messen lassen müssen.