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Post-Covid

Wenn man nach der Corona-Erkrankung nicht mehr fit wird

Der Corona-Test ist schon lange nicht mehr positiv und auch der Alltag ist wieder eingekehrt, aber so richtig fit fühlt man sich nicht. So geht es vielen Menschen. Maria Vehreschild von der Post-Covid-Ambulanz der Uniklinik Frankfurt erklärt warum.
JOURNAL FRANKFURT: Ab wann kann man von Long-Covid sprechen?
Maria Vehreschild: Ich bevorzuge die Definition von Post-Covid, weil diese aus meiner Sicht mehr Sinn macht für den klinischen Gebrauch. Wenn jemand zwölf Wochen nach Beginn der akuten Infektion immer noch Symptome hat, die man nur durch die Covid-Erkrankung erklären kann, dann spricht man von Post-Covid.

Was sind typische Post-Covid-Symptome?
Die Bandbreite der Symptome ist wirklich groß. Anders als bei anderen Erkrankungen, gibt es hier ganz viele Symptome und auch nicht jede Patientin und jeder Patient hat alle Symptome. Besonders häufig ist Abgeschlagenheit, Atemnot, Muskelschmerzen, Husten, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen oder auch Geschmacksveränderungen.

Mit welchen Problemen und Sorgen suchen die Menschen am häufigsten die Ambulanz auf?
Am häufigsten ist es die starke Abgeschlagenheit, ein Gefühl als wäre man weiterhin latent krank.

Wie wird Post-Covid in der Ambulanz therapiert?
Noch weiß man nicht genau, wie Post-Covid verursacht wird und somit wirklich eine Therapie anzubieten, die die Ursache bekämpft – das ist im Moment schwierig. Das Wichtigste ist, dass man die Situation gründlich diagnostisch und anamnestisch aufarbeitet. Man muss die Beschwerden genau erfassen – sowohl durch Gespräche als auch durch Fragebögen mit standardisierten Scores, die erhoben werden. Aber auch durch eine körperliche Untersuchung. Man muss sich wirklich Zeit nehmen für die Patienten und das macht die Behandlung auch so aufwendig.

Für diese Aufarbeitung kommen die Patientinnen und Patienten bei uns zunächst in eine Erstkontaktambulanz, wo erstmal diese breite Erfassung der Beschwerden erfolgt. Dann überlegen wir in welche andere Fachdisziplin wir diese Person weiterleiten müssen, um dann ganz spezifisch nochmal zu überprüfen, ob die entsprechenden Organfunktionen betroffen sein könnten.

Oft ist es so, dass man im Rahmen dieser Abklärungen auch andere Probleme identifiziert, die dann ursächlich sein können für die Beschwerden. Dass es also doch gar nicht Post-Covid ist. In anderen Fällen kann man zwar keine ursächliche, aber zumindest eine symptomatische Therapie anbieten – gerade wenn Patienten Probleme mit der Lunge oder mit dem Herzen haben, ist dies manchmal möglich.

Wie viele Patienten sind zwischenzeitlich auf Sie zugekommen, seit es die Post-Covid-Ambulanz gibt?
Wir haben bestimmt schon fast 800 Personen gesehen. In 2021 haben wir angefangen, aber damals noch in einem kleineren Rahmen. Ab dem vergangenen Jahr haben wir die Struktur formalisiert und den Weg der Patientinnen und Patienten durch die verschiedenen Fachabteilungen sehr viel besser definiert.

Gibt es überhaupt die Möglichkeit, Post-Covid komplett wegzubekommen oder wird man für immer irgendwie damit leben müssen?
Bei einem großen Teil der Patientinnen und Patienten geht es von selbst weg, aber es gibt eben auch Menschen – im Moment zum Glück nicht der Hauptteil – bei denen es eben nicht von selbst weggeht. Da hoffen wir, dass durch weitere Forschungsaktivitäten Therapien identifiziert werden, die diesen Menschen helfen können. Deshalb ist es auch so wichtig, dass in diesen Ambulanzen sorgfältig sehr viele Parameter erfasst werden. So können einerseits alternative Diagnosen ausgeschlossen werden, aber auch die Forschung vorangetrieben werden.

Gibt es bestimmte Personengruppen, die besonders anfällig für Post-Covid sind?
Es gibt Risikofaktoren. Dazu gehört etwa, wenn man nicht geimpft ist oder noch nie Covid hatte – also keine Immunität hat. Das bedeutet im Umkehrschluss auch: Impfung schützt vor Post-Covid. Das ist eine wichtige Information.

Dann ist es auch so, dass das weibliche Geschlecht überrepräsentiert ist in der betroffenen Personengruppe. Mehr Frauen haben Post-Covid-Symptome als Männer. Das verhält sich umgedreht zu den schweren Krankheitsverläufen von Covid, die eher bei Männern zu finden sind.

Auch vorbestehende Erkrankungen gehören zu den Risikofaktoren – sowohl körperliche als auch psychische Erkrankungen. Ich glaube vielen Patienten hilft es, wenn man sie genau untersucht. Oft haben sie Angst, dass es Organschäden gibt. Selbst wenn man dann keine Hinweise auf Schäden findet, hat es etwas beruhigendes für die betroffene Person. Die Tatsache, dass jemand ihre Beschwerden ernst nimmt, tut gut. Oft stoßen betroffene Menschen auf viel Ablehnung, wenn sie ihre Beschwerden in ihrem Umfeld kommunizieren.

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© Maria Vehreschild

Zur Person: Maria Vehreschild ist Leiterin des Schwerpunktes Infektiologie am Universitätsklinikum Frankfurt. Darüber hinaus leitet sie gemeinsam mit Prof. Gernot Rohde aus der Pneumologie die Post-Covid-Ambulanz des Universitätsklinikums, die sich auf die Behandlung von Menschen spezialisiert, die seit ihrer Covid-Infektion Beschwerden im Alltag haben, die auch Wochen nach der Erkrankung nicht abzumildern scheinen.
 
1. März 2023, 16.42 Uhr
Sinem Koyuncu
 
Sinem Koyuncu
Jahrgang 1996, Studium der Politikwissenschaft an der Goethe-Universität, seit Oktober 2021 beim Journal Frankfurt. – Mehr von Sinem Koyuncu >>
 
 
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