Das Verhältnis zwischen Welt-Chefredakteur Thomas Schmid und dem Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit darf man getrost schon seit Jahren als abgekühlt bezeichnen, nun streiten sich die beiden, die einst als Frankfurter Revolutionäre Seit' an Seit' marschierten, über das sogenannte Springer-Tribunal. In der Welt hatte Schmid öffentlich bedauert, dass die Protagonisten von einst nicht an einer Aufarbeitung interessiert seien. Und heute schlägt Cohn-Bendit, zusammen mit Peter Schneider und Bernhard Blanke, bei Spiegel Online zurück: "Die Entrüstung des ehemaligen Radikalen und jetzigen "Welt"-Chefs Thomas Schmid über die "klägliche Verweigerungshaltung" seiner ehemaligen Mitstreiter beruht entweder auf Täuschung oder Selbsttäuschung: Die Eingeladenen waren bisher nur telefonisch kontaktiert worden, so gut wie niemand hatte seine Teilnahme verbindlich zugesagt", schreiben die Drei.
Auch im Journal Frankfurt hatte Cohn-Bendit dem Ansinnen seines einstigen Pflasterstrand-Kollegen Schmid eine Absage erteilt. Anfang Juli, als die Idee des nun abgesagten Tribunals im Lichte der Enthüllung über die Stasi-Mitarbeit des Ohnesorg-Mörders Kurras erstmals aufkam, sagte der Politiker: Diese ganze Springer-Dynastie, diese Witwe, diese Emporkömmlinge, die haben doch alle einen Duppen. Die können einfach nicht loslassen. Das ist doch verrückt!" Und weiter: "Nö. Das hätte den gleichen Zweck, als wenn Sie mich nach einer Präsidentschaftskandidatur fragen: nämlich keinen."