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Nelly Furtado – Las Vegas is calling...

Auf Anhieb war es gar nicht zu erkennen, aber Nelly Furtado begann ihr gestriges Konzert in Wiesbaden vor dem Kurhaus mit ihrem ersten Hit „I’m Like A Bird“. Und das in einer Bühnenkulisse, die nun wirklich nicht besonders spannend und innovativ war. Hässlich weiß verkleidete Schlagzeug-, Percussion- und Keyboardbodeste rechts und links, dazwischen Stufen über die Nelly im sommerlich-bunten Hängerchen über so was Ähnlichem wie Leggins zu ihrem Publikum hinab stieg. Übrigens auch nach dem ersten Umziehen viel später wünschte man sich bei der wie bei Buntvieh gefleckten Jeans eine bessere Kostümberatung. Denn die Klamotten waren – unvorteilhaft.


Zurück zur Musik. Ich stehe noch dazu, dass Nelly Furtado sicherlich einer der spannendsten Popkünstlerinnen der letzten Dekade war (und vielleicht auch nicht ist). Tolles Albumdebüt, dann der sehr spezielle Umgang mit dem Begriff Folklore und überhaupt, einige wunderbare Hits und ein (natürliches) Crossover-Potential, Stile und Dekaden mit einer Selbstverständlich zu mixen – mit der eigenwilligen Persönlichkeit der Künstlerin als Klammer.


Vieles davon war sicherlich auch auf der Bühne vorhanden, aber irgendwie überlagert von einer Professionalität, die auch eine Furtado berechenbarer und zu einem ganz normalen Show(!)act macht. Ihr Anspruch sollte sein, dass die Jungen ihr nacheifern, nicht, dass sie mal — frei nach Warhol – für fünf Minuten Madonna nahe kommt auf der Bühne. Die kann das viel konsequenter und ist da auch – im positiven wie negativen Sinne – viel abgefuckter dabei. Nelly hat in der Besetzung schon eine Rockband auf der Bühne. Die ist zwar – für die Wiesbadener Innenstadt und Kurzone allemal – viel zu laut, rockt aber nicht wirklich. Denn dafür sind die Bässe (der Bassist lässt seinen Bass oft links liegen und benutzt Bässe aus den Synthesizer) zu synthetisch, zu maschinell, tendieren ganz klar in Richtung Dancefloor. Und ihr Publikum – das zumindest vor der Bühne dicht gedrängt steht - will die Künstlerin tanzen sehen. Gegen Ende wird der Sound gar „technoid“. Sven Väth (der DJ mit der Max Raabe-Frisur) würde Augen machen, nur Scooter blieben unbeeindruckt.


Auch wenn zwei, drei Balladen, auch mal fast pur zu Piano gesungen, die wirkliche Musikalität und auch die gute Stimme Furdatos unterstreichen, dazwischen wirkt das Ganze eher wie ein Discoact. Zwei Männlein und zwei Weiblein sind für Tanzeinlagen zuständig und die Choreographie mit ihren unkoordinierten Gezappel sind so nötig wie ein Kropf und lassen mich Abbitte an Namensvetter Detlef D! Soost leisten, den ich bis dato... Aber das ist eine andere Geschichte... Lang, lang ist´s her, aber was eine Kate Bush (dann doch noch mal ein anderes Kaliber...) auf ihrer damals ersten und einzige Tournee mit ihren Tänzern veranstaltete, hatte auch eine (text)inhaltliche Komponente und ist im Popbereich eh unübertroffen und wohl nicht mehr erreichbar. Federbüsche und anderer Accessoires ließen den Schluss zu, dass Nelly von der Pop-Innovatorin über den (progressiven?) Disco-Act auf dem direkten Weg Richtung Las Vegas ist. Die Showtreppe zum Üben hatte sie schon mal dabei. Aber mit 29 ist sie da aber noch zu jung dafür.


Was gibt es noch an Besonderheiten zu berichten aus Wiesbaden? Dass der Gitarrist, eigentlich klanglich oft gar nicht als solcher wahrzunehmen, einem Nelly-Beat das Riff von Nirvanas „Smells Like Teen Spirit“ (ja, so roch es die meiste Zeit, ohne Corbains Konnotation erreicht zu haben) unterlegte, wenn ich das richtig heraus gefiltert habe. Dass der Techno-Version von „Heart Of Glass“ der typische Blondie-Charme abhanden gekommen war. Dass die Tänzer bei „Forca“ (der Hit zur WM vor zwei Jahren) deutsche Trikots trugen und Fußbälle ins Publikum warfen. Und dass Nelly zur Zugabe im knallroten Mini auf die Bühne kam, darin endlich richtig gut aussah, und „Maneater“ ein echt fettes Finale war.


Und noch eine Randnotiz zum Vorprogramm. „Der singt wie jemand, den ich kenne, dessen Name mir jetzt nicht einfällt aber nur schlechter“, rätselte meine Begleiterin, an wen der junge Mann an der Gitarre, begleitet von einem Keyboarder, der einen Hauch von Jamaica ins wolkenverhangene Wiesbaden zauberte, sie denn erinnere. „Sieht aus wie Patrice, singt wie Patrice, aber das tun halt Viele“, entgegnete ich. Und dann war´s Patrice – ohne Band und ohne Tänzer, nur pure Musik. Aber das muss ja kein Nachteil sein.


Foto: Detlef Kinsler

 
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10. Juli 2008, 13.28 Uhr
red
 
 
 
 
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