Sekundenlang verbeugt er sich vor seinem Orchester, dann dreht sich Kurt Masur erst zum Publikum um, nimmt die Ovationen der 2400 Menschen entgegen. Mit einem umjubelten Konzert hat der inzwischen 81 Jahre alte Maestro seinen Beethoven-Zyklus in der ausverkauften Alten Oper begonnen. An vier Abenden spielt er alle neun Sinfonien des großen Komponisten hintereinander weg.
Doch trotz des tosenden Publikums war das Auftakt-Konzert mit den Sinfonien 1, 2 und 3 interpretatorisch eher Kantinenkost. Masur ging Beethoven völig ohne Risiko an. Zuweilen zwar rasant und mit starker Akzentuierung, aber immer unprätentiös. Stellenweise schlichen sich gar Unreinheiten ein. Das darf bei einem Weltklasse-Orchester wie dem Frankzösischen Nationalorchester nicht passieren.
Selbst die "Eroica" wikte lahm. Trotz eines mächtigen Bass-Fundaments - der Held ist kein kühner, der hier in den Kampf reitet. Es ist ein Titan, ein alter Mann. Und die Marcia funebre? Fällt auseinander, gezogen bis zum Geht-Nicht-Mehr. Ein Trauerspiel statt eines Trauermarsches. Schade.