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Mainova

„Ein unkontrollierter, länger andauernder Stromausfall gilt als unwahrscheinlich“

Im Interview erklärt Ferdinand Huhle von Mainova, warum es trotzdem zu kurzfristigen Abschaltungen kommen kann, wie in der Praxis Gas eingespart werden kann und welche Möglichkeiten es gibt, wenn die Rechnung nicht mehr bezahlt werden kann.
JOURNAL FRANKFURT: Herr Huhle, viele Menschen haben Angst, dass schon bald das Gas ausbleiben könnte. Wie ist die Lage in Frankfurt?
Ferdinand Huhle: Zu dieser Frage stehen wir in engem Kontakt mit der Bundesnetzagentur, die ja die Gasversorgung in ganz Deutschland auf dem Schirm hat. Und laut Bundesnetzagentur ist die Gasversorgung in Deutschland derzeit stabil, die Versorgungssicherheit sowohl für Haushaltskunden als auch für Unternehmen und Industrie ist weiterhin gewährleistet. Die Gasversorgungsunternehmen stellen weiterhin eigenverantwortlich die Versorgung mit Erdgas sicher. Auch in einer Engpasssituation steht die Versorgung geschützter Kunden im Vordergrund: Zu diesen gesetzlich besonders geschützten Kunden gehören alle Haushaltskunden, kleine und mittlere Unternehmen, grundlegende soziale Dienste und auch Fernwärmeerzeugungsanlagen, soweit sie Wärme an die zuvor genannten geschützten Kunden liefern.

Die Füllstände der Gasspeicher in Deutschland sollen bereits fast 100 Prozent erreicht haben. Warum müssen wir dann trotzdem einsparen?
Es ist richtig, dass die Gasspeicher in Deutschland insbesondere aufgrund von reduzierten Verbräuchen in der Industrie, Gewerbe und Haushalten und eines warmen Herbstes frühzeitig gefüllt werden konnten. Doch die Herausforderungen im Winter sind größer. Insbesondere wenn wir einen langen und sehr kalten Winter bekommen. Neben der Frage, welche Füllstände die Speicher nach Ende der Heizperiode haben, spielen mit Blick auf den Winter des nächsten Jahres diverse andere Faktoren auch eine Rolle. Wie ist das Verbrauchsverhalten in Deutschland und Europa? In welcher Höhe können Gasimporte aus anderen europäischen Ländern erfolgen? Und ab wann können die in Deutschland geplanten LNG-Terminals zur Verfügung stehen und ins Gasnetz einspeisen? Daher betont die Bundesnetzagentur weiterhin die Bedeutung eines sparsamen Gasverbrauchs und verweist auf das Einsparziel in Deutschland von mindestens 20 Prozent.

Und wie kann in der Praxis Gas eingespart werden?
Die Möglichkeiten des Einsparens sind vielfältig und können auch ohne größere Komforteinbußen realisiert werden: von der Absenkung der Raumtemperaturen über optimierte Einstellungen der Heizung bis hin zum Einsatz von smarten Thermostaten. Auf unserer Website stellen wir hierzu umfassende Tipps zur Verfügung.

Zur Stromversorgung: Die Angst vor einem Blackout geht um. Wie sicher ist das Stromnetz in Frankfurt?
Wir haben in Deutschland eines der zuverlässigsten Stromversorgungssysteme weltweit. Unsere Netzbetreiber sorgen seit Jahrzehnten für eine stabile Stromversorgung. Sie halten die Stromerzeugung und den Stromverbrauch im Gleichgewicht und beugen Überlastungen der Leitungen vor. Dazu verfügen sie über zahlreiche Sicherungsmechanismen, die selbst bei größeren Störungen einen völligen Zusammenbruch verhindern sollen. Unter anderem können sie Reserven mobilisieren, um das Stromnetz zu stabilisieren. Diese Mechanismen werden kontinuierlich geprüft und angepasst.

Bei Gas sind die Ursachen für die Engpässe ja bekannt. Woher kommt der Engpass beim Strom?
Zur Versorgungslage im Strombereich haben die Übertragungsnetzbetreiber kürzlich im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums in einem Stresstest verschiedene extreme Szenarien zur Stromversorgung im kommenden Winter durchgerechnet. Die Versorgungssituation kann im kommenden Winter aus vielfältigen Gründen angespannt sein. Gründe sind die Gasversorgung, aber auch die Frage, wie sich die angespannte Lage auf dem französischen Energiemarkt auswirkt und welche Kraftwerke in Europa insgesamt im Winter verfügbar sind. Selbst im schlechtesten untersuchten Szenario ist aber nicht mit einem unkontrollierten flächendeckenden Stromausfall zu rechnen.

Ganz konkret: Kann es zu Abschaltungen kommen?
Auch wenn ein unkontrollierter, großflächiger und länger andauernder Stromausfall als unwahrscheinlich gilt, kann es in diesem Winter an einzelnen wenigen Tagen doch notwendig sein, Verbraucher regional und für kurze Zeit von der Stromversorgung zu trennen. Diese Maßnahmen dienen dann der Netzstabilisierung und werden durch die Übertragungsnetzbetreiber veranlasst. Auch vor diesem Hintergrund raten wir davon ab, sich beispielsweise mit elektrisch betriebenen Heizlüftern auf den Winter vorzubereiten. Neben den Auswirkungen auf das lokale Stromnetz ist es zudem auch - trotz der gegenwärtig sehr hohen Gaspreise - viel teurer, seine Wohnung mit Heizlüftern zu beheizen.

Wie stellt Mainova die Versorgung mit Energie in Frankfurt momentan und in Zukunft sicher?
Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs befasst sich Mainova mit den möglichen Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit in Frankfurt und Rhein-Main und ergreift verschiedene Maßnahmen, um die Erzeugung von Strom und Wärme in unseren Kraftwerken auch in der aktuellen Situation und künftig zuverlässig sicherzustellen. Wir tun alles dafür, unserer Kundinnen und Kunden auch über den Winter zuverlässig mit Energie zu versorgen.
Für die Sicherstellung der Fernwärme-Versorgung in Frankfurt steht uns zudem ein breiter Mix an Primärenergiequellen von Müll und Biomasse bis zu Gas und Steinkohle sowie verschiedene Erzeugungsanlagen zur Verfügung. Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir daher nicht von einer Einschränkung bei der Wärmeversorgung aus.

Schon lange wird ja eine größere Unabhängigkeit von Russland und anderen Ländern gefordert. Was tut Mainova in diesem Kontext?
Neben der Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit von Energie muss der Klimaschutz weiterhin im Fokus bleiben. Dabei spielt auch die Unabhängigkeit von einzelnen Ländern eine wichtige Rolle. Mainova setzt hier auf die Diversifizierung und Dekarbonisierung ihrer Erzeugungslandschaft und den Ausbau der Strom- und Wärmenetze. So gewährleisten wir nicht nur Versorgungssicherheit, sondern werden in den kommenden Jahren einen wesentlichen Anteil unserer Investitionen in Höhe von insgesamt 1,8 Milliarden Euro für den Klimaschutz einsetzen.

Dazu gehört der Umbau unseres Heizkraftwerks West, das wir Wasserstoff-ready machen. Auf diese Weise sparen wir ab 2027 allein jährlich rund 400 000 Tonnen CO2 ein. Dazu gehört auch der Ausbau unserer Wärmeversorgung in Frankfurt mit verschieden Technologien, die verstärkte Einbindung von Biomasse und Müll in die Fernwärme oder auch die Abwärmenutzung aus Rechenzentren. Daneben baut Mainova zusammen mit den Übertragungsnetzbetreibern das Stromnetz für Frankfurt massiv aus. Bereits bis 2027 sollen die Netzkapazitäten um mehr als 500 Megavoltampere und damit um rund 50 Prozent wachsen. Dafür werden in den kommenden Jahren die Umspannwerke an den Haupteinspeisepunkten ausgebaut und die Stromleitungen in das Stadtgebiet Frankfurt verstärkt. Und natürlich ist hier der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien zu nennen, den wir intensiv vorantreiben. Derzeit bauen wir beispielsweise einen der größten Solarparks Deutschland mit 180 Megawatt in der Uckermark.

Viele Menschen belasten die extremen Preiserhöhungen bei Gas und Strom. Ist hier eine Beruhigung an den Märkten absehbar?
Der Krieg in der Ukraine stellt für die Energieversorgung eine enorme Herausforderung dar. Ausbleibende Energielieferungen aus Russland und die unsichere geopolitische Weltlage haben die Preise an den Energiemärkten in Rekordhöhen getrieben. Dies führt auch für Mainova dazu, dass wir Energie zu Höchstpreisen einkaufen müssen, immense Risiken tragen und viel häufiger unsere Preise neu kalkulieren und anpassen müssen als bisher. Ein Blick in die Zukunft gestaltet sich dabei schwierig. Aktuell zeigen die Märkte, dass sich Verbraucherinnen und Verbraucher zumindest für die kommenden ein bis zwei Jahre auf weiterhin hohe Energiepreise einstellen müssen.

Melden Ihre Kundinnen und Kunden verstärkt Zahlungsschwierigkeiten? Welche Möglichkeiten gibt es für diejenigen, die ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können?
Mainova hat ein großes Interesse daran, eine Versorgungseinstellung aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten möglichst zu vermeiden. Eine Versorgungseinstellung, auf Grundlage gesetzlicher Regelungen, ist für uns immer nur das letzte Mittel. Kommt es zu Zahlungsschwierigkeiten, besteht z.B. die Möglichkeit zu einem persönlichen Gespräch mit unseren Kundenbetreuern. Wir bieten u.a. den Kundinnen und Kunden nach Kontaktaufnahme Ratenpläne oder ähnliche Möglichkeiten an und weisen aktiv auf Möglichkeiten der Unterstützung durch externe Ansprechpartner hin. Darüber hinaus sensibilisieren wir kontinuierlich dazu, alles zu tun, was den Energieverbrauch senkt und informieren zu Energieeffizienzmaßnahmen und dem bewussten Umgang mit Energie.

Was unternimmt die Politik, um die Preiserhöhungen abzumildern?
Die Preisproblematik ist so immens, dass sie derzeit nur staatlich gelöst werden kann. Insbesondere Kundinnen und Kunden, die die Preisentwicklung in existenzielle Nöte bringt, muss der Staat unter die Arme greifen. Daher hat die Bundesregierung staatliche Entlastungen bei den Energiekosten beschlossen. Diese umfassen die Soforthilfe im Dezember und Energiepreisbremsen für Strom, Gas und Wärme. Auch wenn wir grundsätzliche Markteingriffe kritisch sehen, begrüßen wir in der aktuellen Energiekrise diese staatlichen Initiativen zum Wohle der Menschen und Unternehmen. Wir werden die Umsetzung der Entlastungsmaßnahmen für unsere Kundinnen und Kunden sicherstellen.

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Zur Person
Ferdinand Huhle, Jahrgang 1979, studierte Sportökonomie an der Universität Bayreuth und legte den European Master in Sportmanagement an der Universität Barcelona ab. Seit 2010 ist Ferdinand Huhle bei der Mainova AG tätig, erst als Teamleiter Sponsoring, CSR und Nachhaltigkeit und seit 2016 als Abteilungsleiter Unternehmenskommunikation. Zum 1. Oktober 2019 übernahm er die Bereichsleitung Konzernkommunikation und Public Affairs.

Über die Mainova AG

Die Mainova AG ist der führende Energiedienstleister in Frankfurt am Main. Das Unternehmen beliefert mehr als eine Million Menschen mit Strom, Gas, Wärme und Wasser und erzielte mit seinen rund 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Jahr 2021 einen bereinigten Umsatz von fast 2,9 Milliarden Euro. Mainova erzeugt in großem Maßstab selbst Energie und bietet neben klassischen Versorgungsinfrastrukturen auch Produkte und Dienstleistungen rund um Erneuerbare Energien, Elektromobilität, Car-Sharing, Energieeffizienz und digitale Infrastrukturen. Größte Anteilseigner der Mainova AG sind die Stadtwerke Frankfurt am Main Holding (75,2 Prozent) und die Münchener Thüga (24,5 Prozent). Die übrigen Aktien (0,3 Prozent) befinden sich im Streubesitz. www.mainova.de
 
1. Dezember 2022, 12.10 Uhr
Jasmin Schülke
 
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. – Mehr von Jasmin Schülke >>
 
 
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