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Interview mit Gibson-Macher Madjid Djamegari

"Wir sind die Gastgeber der Stadt"

Gibson-Betreiber Madjid Djamegari, der Sprecher eines neuen Zusammenschlusses von Frankfurter Gastronomen, im Interview – über das Mainufer, Straßenfeste und Hygienekontrollen.
Wie kam es zur Gründung der Initiative Gastronomie Frankfurt e. V.?
Zuerst gab es eine WhatsApp-Gruppe, in der herumgefragt wurde, wenn der eine zum Beispiel einen Klimatechniker gesucht hat oder einen neuen Koch. Daraus entstand immer mehr das Bedürfnis, sich zu organisieren, weil wir gesehen haben, dass wir alle die gleichen Themen und Probleme haben. Wünsche für so einen Zusammenschluss gab es schon häufiger in den letzten Jahren, aber das ist jetzt der erste ernsthafte Anlauf. Da bin ich gern dazugestoßen. Das sind alles Kollegen, die ich sehr schätze.

Sie bilden zusammen mit James Ardinast von IMA den Vorstand ...
Dass ich zum Sprachrohr gewählt wurde, ehrt mich, aber es ist ja nicht so, dass James oder mir langweilig ist – wir haben gesagt, wir machen das jetzt so lange, bis wir 100 Mitglieder haben und dann eine ordentliche Hauptversammlung abhalten können, auf der sich vielleicht Personen bereitfinden, die diese Rolle ausfüllen wollen, die dann auch ein bisschen mehr Zeit mitbringen und Lust haben, für unsere Sache zu streiten.

Warum 100 Mitglieder?
Dieses Ziel wollen wir bis zum Ende des Jahres erreichen. Unter 100 wird es schwer zu erklären, warum wir jetzt stellvertretend für die Gastronomie sprechen wollen. Wir haben jetzt den ersten Schritt in die Öffentlichkeit gewagt, stehen aber noch ganz am Anfang. Wir sind nun dabei, die Kriterienkataloge auszuarbeiten, die ganzen Ziele sauber zu formulieren. Das alles braucht ein bisschen Zeit.

Welche Ziele sind das?
Wir möchten unsere Branche stärken, sowohl im Sinne des Gastes als auch im Sinne der Mitarbeiter. Es ist wichtig, dass wir in diesen Zeiten, in denen sich die Gastronomie im Wandel befindet, mal innehalten und drüber nachdenken, wo das Ganze hinläuft, welche Probleme wir haben und wie wir diesen Problemen entgegenwirken können. Man hört immer noch häufig: Wer nichts wird, wird Wirt. Wir wollen dieses Schubladendenken aufbrechen und zeigen, dass es eine neue Generation von Gastronomen gibt, die sich nicht als Konkurrenz betrachtet, sondern gemeinsam etwas bewegen will, die sich auch der Verantwortung als Arbeitgeber auch bewusst ist. Wir wollen als Diskussionspartner zur Verfügung zu stehen, sowohl für die Stadt als auch für andere Interessenverbände von IHK bis DEHOGA, und da gibt es eine ganze Reihe von Zielen.

Sie wollen den Dialog mit den Behörden verbessern.
Stichwort Standortpolitik. Wenn wir sehen, dass der typische Tourist in Frankfurt mehr Geld in der Gastronomie ausgibt als in der Hotellerie, dann sieht man schon, wo die Prioritäten des Gastes liegen, dass wir die Gastgeber der Stadt sind. Und da wollen wir eben auch mitsprechen, wenn es um Straßenfeste geht, oder um solche Plätze wie den Goetheplatz, dem es an Aufenthaltsqualität mangelt. Es gibt da viele Themen, bei denen wir mit der Stadt zusammenarbeiten können, bei denen die Stadt uns fragen kann: Wie sieht es an der Basis eigentlich aus? Die Gastgeber dieser Stadt, wie sehen die das?

Was stört Sie an den Straßenfesten?
Es gibt momentan etliche Organisatoren und Straßenfeste, vom Weinfest übers Fressgassfest und die ganzen Feste an der Hauptwache – es nimmt einfach Überhand. Wir sehen den Sinn in diesem Wildwuchs nicht. Wenn ich zuerst eine deutsch-italienische Woche habe und darauf eine ungarische Woche und derselbe Stand steht da mit seiner Meterwurst, dann frag ich mich, wo ist die Qualität für den Gast und wo ist der Mehrwert für die Stadt? Wie sind Gastronomen, die sehr viel Miete bezahlen, ihre Auflagen erfüllen, Mitarbeiter beschäftigen, die Gewerbesteuer zahlen und dann kriegen wir ständig was vor die Nase gesetzt – das kann so nicht sein!

Sie fordern ein Mitspracherecht bei stadtplanerischen Entscheidungen, Stichwort Goetheplatz.
Ich würde mir im Vorfeld dieser Planungen, die ja über Jahre gehen, einfach mal wünschen, dass man aus Gastgeber- beziehungsweise Gastronomen-Sicht überlegt, wie das Ganze wirkt. Ein Gastronom weiß einfach, wie man Aufenthaltsqualität schafft. Wir haben nur so wenige Plätze in dieser Stadt, da sollte man doch gemeinsam nachdenken, wie man damit umgeht, wie man das besser vielleicht machen kann.

Sie kritisieren auch den Umgang mit dem Museumsufer.
Es gibt da keine richtige Gastronomie, nur zwei Boote und ein Café am Wasser. Also veranstaltet jeder sein eigenes kleines Camping, zurück bleibt jede Menge Müll. Es ist aus stadtplanerischer Sicht wichtig, auch hier zu überlegen, wie ich Aufenthaltsqualität schaffe. Das Grünflächenamt befürchtet, dass dann noch mehr Menschen kommen als sowieso schon, und dass es dann noch mehr Verkehr gibt, aber wir haben die Menschen sowieso da, den Verkehr haben wir da und den Müll haben wir noch mehr da, warum es dann nicht gleich richtig machen?

Bei den Planungen zum Badeschiff waren Sie persönlich dabei.
Das ist ja kein neues Thema, sondern kommt jedes Jahr pünktlich zum nicht vorhandenen Sommer wieder auf die Tagesordnung, das hat Thomas Klüber vom Oosten vor Jahren schon angestoßen. Ich war involviert in die Planungen und die Diskussionen, aber nach einem Jahr hab ich gesagt, ich bin raus, ich kann das nicht. Zig Beiräte und Stadtbeiträte und das Grünflächenamt – es wurden immer mehr Menschen, aber wir kamen nie zu einer Lösung. Jeder hat gesagt, ich will dieses Boot haben, inklusive damals Frau Oberbürgermeisterin Petra Roth, die das Vorhaben protegiert hat, und dann verstrickt man sich da in parteipolitische Diskussionen; wer dieses Boot bezahlt, wo es liegen soll? Und dann heißt es, es gebe ja schon genug Angebote am Main.

Wer behauptet das eigentlich immer?
Die vielen Institutionen in der Stadt. Und wenn ich dann frage, wo ist denn bitte schön dieses Angebot, bekomme ich als Antwort: In jedem Museum gibt es ein Café. Aber das ist nicht die Lösung. Da sieht man schon, dass die Ansätze einfach falsch sind. Und da muss man einfach sagen: Lass uns darüber reden, lass uns diskutieren – dafür bieten wir uns an.

Ein anderes Thema sind die Kontrollen durch Ordnungsbehörden.
Es gibt Konfliktpotenzial, ja; es gibt erfreulicherweise aber auch eine Diskussion, die mittlerweile auf vernünftiger und sachlicher Ebene geführt wird. Dass wir uns richtig verstehen: Kontrollen sind richtig und wichtig, nur wenn dann bei laufendem Betrieb 40 Beamte einlaufen mit Pistolen und Polizei und alles absperren für zwei Stunden und der Gast gar nicht weiß, was da jetzt passiert, das ist nicht fair. Ich will gar nicht von dem wirtschaftlichen Schaden reden, der entsteht, wenn ich zwei Stunden keinen Betrieb habe, aber es ist sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Gäste ein Akt. Man fühlt sich wie ein Krimineller. Das hat Formen einer Razzia angenommen, wir werden kriminalisiert, und davon wollen wir weg. Na klar machen wir auch mal Fehler und müssen darauf hingewiesen werden, aber das alles kann man doch auf vernünftige Weise machen.

Zum Beispiel?
Im Gibson haben wir die Behörden dafür sensibilisiert, dass man die Kontrollen auch etwas früher am Abend ansetzen kann. Das Team ist schon zwei Stunden vor Öffnung in voller Mannschaftsstärke da, also kann man ja bereits dann zur Kontrolle kommen und nicht erst dann, wenn der Laden voll ist, da ändert sich nichts an der Situation. Und das Amt hat uns im Gegenzug seine Verbesserungsvorschläge bei den Kontrollen mitgeteilt, die wir umsetzen.

Sie haben aber auch den Medien etwas zu sagen ...
Wir haben natürlich keine Illusionen. Wir wissen, wie Medien funktionieren, Zeitungen verkaufen sich über Schlagzeilen. Aber die ärgern uns oft, zum Beispiel wenn von Razzien die Rede ist, oder dass ein Club, den es seit vielen Jahren in Frankfurt gibt, als Edel-Club dargestellt wird. Man verdreht die Tatsachen bewusst so, um eine Effekthascherei zu erzielen.

Sie spielen auf den Bild-Artikel über das Cookies an, das im Mai zeitweise von den Behörden geschlossen wurde.
Das ist nur eines der Beispiele. Die Presse bedient und fördert Schubladendenken mit dem Ziel, Auflage zu verkaufen, und dann merkt man, dass der eine vom anderen abschreibt, und das am Ende der Wahrheitsgehalt immer weniger wird. Das ist dann traurig. Das tut auf den ersten Blick niemandem weh, aber es geht um Existenzen.

Aber schwarze Schafe gibt es natürlich auch.
Deswegen haben wir auch von Vornherein gesagt, dass wir kein Verein für jedermann sein wollen. Die Vereinsmitgliedschaft soll eine Art Qualitätssiegel sein. Wir sind gerade dabei, den Katalog zusammenzustellen. Es sind Punkte dabei, die Nachhaltigkeit betreffen, Integration, Ausbildung. Der Betrieb muss sich außerdem verpflichten, den Vorschriften entsprechend zu arbeiten. Wir wollen Regionalität fördern und auch Hygiene ist ein Schlagwort. Wir müssen uns überlegen, wie wir für den Gast sichtbar machen, dass ein Betrieb sauber ist, zum Beispiel in Form eines Hygienesiegels. Auch hier sind wir bereit, mit unabhängigen Prüfern zu arbeiten. Transparenz für den Gast ist das Schlagwort überhaupt –auch um dem Gast zu erklären, warum es bei uns einen Euro teurer ist als anderswo.

Infos zum Verein, alle Mitglieder und Anmeldeformulare für Gastronomen auf www.initiative-gastronomie.de
 
Fotogalerie:
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1. Juli 2016, 10.31 Uhr
Florian Fix
 
 
 
 
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