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Holocaust-Gedenktag
Orte des Erinnerns, Zeit des Handelns
Anlässlich des Holocaust-Gedenktags am 27. Januar finden zahlreiche Veranstaltungen statt; darüber hinaus erinnern viele Plätze an die Gräuel des Nationalsozialismus. Dabei geht es jedoch nicht nur um das Erinnern, sie sollen auch Wachrütteln.
Ob Stolpersteine verteilt im ganzen Stadtgebiet, der „Bertha-Pappenheim-Platz“ vor dem Jüdischen Museum oder seit Dienstag auch rund 800 Plakate – zahlreiche Orte in Frankfurt erinnern an jüdisches Leben. Doch es ist nicht nur die Erinnerung an die damit verbundene, tief verwurzelte Geschichte Frankfurts, sondern auch ein Gedenken an die vielen Menschen, die im Zweiten Weltkrieg Opfer des Nationalsozialismus wurden. Und neben der Erinnerung sollen sie noch mehr: Wachrütteln und Mahnen.
Ein weiterer dieser Orte könnte nun am Hauptbahnhof entstehen. Ortsvorsteher Oliver Strank (SPD) hat einen Entwurf in den Ortsbeirat 1 vorgebracht, in dem er die Umbenennung des mittleren Teils des Bahnhofsvorplatzes in Oskar-Schindler-Platz fordert. Neben dem Gedenken an Schindler und dessen Verdienste im Zweiten Weltkrieg soll an diesem zentralen Ort ebenfalls auf „das nach wie vor in der Gesellschaft verbreitete Thema Antisemitismus hingewiesen werden“, erklärt Strank. Damit wolle man dazu aufrufen, „jeglichen immer wieder aufkommenden antisemitischen Worten und Taten jederzeit rechtzeitig die Stirn zu bieten.“ Vor allem in den vergangenen Jahren hätten mehrere Ereignisse in Deutschland gezeigt, wie antisemitische Gewalt erstarkt – teilweise auch, „weil der Staat allzu oft versagt“, so Strank. Die Umbenennung des Platzes sei dabei nur ein erster Schritt, weitere müssten folgen.
Die Schulen könnten dabei bereits eine wichtige Rolle spielen. „In Zeiten, in denen Rechtsextremismus, Gewalt, Hass und Hetze zunehmen, kommt politischer Bildung und Demokratieerziehung insbesondere im Schulunterricht eine entscheidende Bedeutung zu“, teilte Silvia Brünnel, Sprecherin für politische Bildung der Grünen im Hessischen Landtag mit. Gemeinsam mit CDU, SPD und FDP hat das Bündnis einen Antrag im kulturpolitischen Ausschuss eingereicht. Darin fordern die Fraktionen, dass das Land die Gedenkstättenarbeit im Schulunterricht weiterhin nachhaltig unterstützt und fördert. Zusätzlich könnten auch Gespräche mit Zeitzeug:innen oder Besuche in Einrichtungen wie der Bildungsstätte Anne Frank e.V., im Jüdischen Museum Frankfurt oder im Fritz-Bauer-Institut fördern.
Neben der Arbeit in den Schulen sei es vor allem die aktive und gegenwärtige Auseinandersetzung, die wichtig sei, betont Strank. „Besuche von Konzentrationslagern sind wichtig, aber zeitlich für manche nicht mehr greifbar. Was wir brauchen, sind mehr gegenwärtige Annäherungen aber auch aktive Maßnahmen seitens des Rechtsstaats – wie etwa Strafschärfungen bei den sogenannten Hate Crimes und konsequentes Entfernen von Rechtsextremen aus dem Polizeidienst.“ Entsprechende Maßnahmen der Landesregierung fordert auch die Landesarbeitergemeinschaft Die Linke. queer in Hessen. „Um eine diverse, freie und demokratische Gesellschaft auf Dauer wahren zu können, muss jegliche Menschenfeindlichkeit, ob Rassismus, Sexismus oder Queerfeindlichkeit, auch strukturell begegnet werden. Wir fordern die hessische Landesregierung dementsprechend auf, Strukturen zu schaffen, die uns wehrhafter und widerstandsfähiger gegen jede Form der Menschenfeindlichkeit machen.“ Nur so könne eine Wiederholung der Vorfälle, wie sie sich in Hanau, Kassel oder Frankfurt ereignet hätten, vermieden werden.
„Noch lange nicht alles erzählt“
Der 27. Januar ist seit 1996 als „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ ein nationaler Gedenktag in Deutschland. Er erinnert an den 27. Januar 1945 – jenen Tag, an dem die Rote Armee die Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau befreien konnte. Aus diesem Anlass finden landesweit zahlreiche Aktionen statt.
„Die Erinnerung wahren, die Toten ehren und aus der Geschichte lernen“, heißt die am Mittwochabend ab 17.30 Uhr im Hessischen Landtag stattfindende Gedenkveranstaltung. Diese wird ausschließlich in rein digitaler Form stattfinden und kann über die Webseite des Landtages sowie auf Facebook und Youtube angesehen werden. Landtagspräsident Boris Rhein (CDU) teilte mit, auch knapp 76 Jahre nach den Verbrechen sei noch lange nicht alles erzählt. Angesichts eines wachsenden Antisemitismus und Rassismus reiche das Gedenken allein nicht aus: „Wir müssen handeln“, so Rhein. Wer ein freiheitliches Land wolle, müsse gegen jegliche Form des Antisemitismus und Rassismus aufstehen. Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) ergänzte, aus diesem Grund habe die Hessische Landesregierung unter anderem auch eine Meldestelle für antisemitische Vorfälle am Demokratiezentrum Hessen an der Universität Marburg beauftragt.
In Frankfurt fand bereits am Mittwochvormittag eine offizielle Gedenkveranstaltung der Stadt auf dem Paulsplatz statt. Am Abend sollen weitere, unter anderem vom Bündnis Akzeptanz und Vielfalt Frankfurt oder der Bildungsstätte Anne Frank, folgen. Darüber hinaus gibt es auch stille Aktionen: So ruft die Initiative Stolpersteine e.V. dazu auf, die 1550 im Stadtgebiet verteilten Stolpersteine zu schmücken. Dies könne beispielsweise durch angezündete Kerzen oder niedergelegte Blumen erfolgen. Wo nötig, sollten die Stolpersteine auch gereinigt und zum Glänzen gebracht werden. Die nächste Verlegung von Stolpersteinen in Frankfurt durch den Künstler und Erfinder Gunter Demnig ist für den 20. und 21. Mai vorgesehen. Verlegt werden dann voraussichtlich etwa 80 neue Stolpersteine.
Ein weiterer dieser Orte könnte nun am Hauptbahnhof entstehen. Ortsvorsteher Oliver Strank (SPD) hat einen Entwurf in den Ortsbeirat 1 vorgebracht, in dem er die Umbenennung des mittleren Teils des Bahnhofsvorplatzes in Oskar-Schindler-Platz fordert. Neben dem Gedenken an Schindler und dessen Verdienste im Zweiten Weltkrieg soll an diesem zentralen Ort ebenfalls auf „das nach wie vor in der Gesellschaft verbreitete Thema Antisemitismus hingewiesen werden“, erklärt Strank. Damit wolle man dazu aufrufen, „jeglichen immer wieder aufkommenden antisemitischen Worten und Taten jederzeit rechtzeitig die Stirn zu bieten.“ Vor allem in den vergangenen Jahren hätten mehrere Ereignisse in Deutschland gezeigt, wie antisemitische Gewalt erstarkt – teilweise auch, „weil der Staat allzu oft versagt“, so Strank. Die Umbenennung des Platzes sei dabei nur ein erster Schritt, weitere müssten folgen.
Die Schulen könnten dabei bereits eine wichtige Rolle spielen. „In Zeiten, in denen Rechtsextremismus, Gewalt, Hass und Hetze zunehmen, kommt politischer Bildung und Demokratieerziehung insbesondere im Schulunterricht eine entscheidende Bedeutung zu“, teilte Silvia Brünnel, Sprecherin für politische Bildung der Grünen im Hessischen Landtag mit. Gemeinsam mit CDU, SPD und FDP hat das Bündnis einen Antrag im kulturpolitischen Ausschuss eingereicht. Darin fordern die Fraktionen, dass das Land die Gedenkstättenarbeit im Schulunterricht weiterhin nachhaltig unterstützt und fördert. Zusätzlich könnten auch Gespräche mit Zeitzeug:innen oder Besuche in Einrichtungen wie der Bildungsstätte Anne Frank e.V., im Jüdischen Museum Frankfurt oder im Fritz-Bauer-Institut fördern.
Neben der Arbeit in den Schulen sei es vor allem die aktive und gegenwärtige Auseinandersetzung, die wichtig sei, betont Strank. „Besuche von Konzentrationslagern sind wichtig, aber zeitlich für manche nicht mehr greifbar. Was wir brauchen, sind mehr gegenwärtige Annäherungen aber auch aktive Maßnahmen seitens des Rechtsstaats – wie etwa Strafschärfungen bei den sogenannten Hate Crimes und konsequentes Entfernen von Rechtsextremen aus dem Polizeidienst.“ Entsprechende Maßnahmen der Landesregierung fordert auch die Landesarbeitergemeinschaft Die Linke. queer in Hessen. „Um eine diverse, freie und demokratische Gesellschaft auf Dauer wahren zu können, muss jegliche Menschenfeindlichkeit, ob Rassismus, Sexismus oder Queerfeindlichkeit, auch strukturell begegnet werden. Wir fordern die hessische Landesregierung dementsprechend auf, Strukturen zu schaffen, die uns wehrhafter und widerstandsfähiger gegen jede Form der Menschenfeindlichkeit machen.“ Nur so könne eine Wiederholung der Vorfälle, wie sie sich in Hanau, Kassel oder Frankfurt ereignet hätten, vermieden werden.
„Noch lange nicht alles erzählt“
Der 27. Januar ist seit 1996 als „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ ein nationaler Gedenktag in Deutschland. Er erinnert an den 27. Januar 1945 – jenen Tag, an dem die Rote Armee die Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau befreien konnte. Aus diesem Anlass finden landesweit zahlreiche Aktionen statt.
„Die Erinnerung wahren, die Toten ehren und aus der Geschichte lernen“, heißt die am Mittwochabend ab 17.30 Uhr im Hessischen Landtag stattfindende Gedenkveranstaltung. Diese wird ausschließlich in rein digitaler Form stattfinden und kann über die Webseite des Landtages sowie auf Facebook und Youtube angesehen werden. Landtagspräsident Boris Rhein (CDU) teilte mit, auch knapp 76 Jahre nach den Verbrechen sei noch lange nicht alles erzählt. Angesichts eines wachsenden Antisemitismus und Rassismus reiche das Gedenken allein nicht aus: „Wir müssen handeln“, so Rhein. Wer ein freiheitliches Land wolle, müsse gegen jegliche Form des Antisemitismus und Rassismus aufstehen. Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) ergänzte, aus diesem Grund habe die Hessische Landesregierung unter anderem auch eine Meldestelle für antisemitische Vorfälle am Demokratiezentrum Hessen an der Universität Marburg beauftragt.
In Frankfurt fand bereits am Mittwochvormittag eine offizielle Gedenkveranstaltung der Stadt auf dem Paulsplatz statt. Am Abend sollen weitere, unter anderem vom Bündnis Akzeptanz und Vielfalt Frankfurt oder der Bildungsstätte Anne Frank, folgen. Darüber hinaus gibt es auch stille Aktionen: So ruft die Initiative Stolpersteine e.V. dazu auf, die 1550 im Stadtgebiet verteilten Stolpersteine zu schmücken. Dies könne beispielsweise durch angezündete Kerzen oder niedergelegte Blumen erfolgen. Wo nötig, sollten die Stolpersteine auch gereinigt und zum Glänzen gebracht werden. Die nächste Verlegung von Stolpersteinen in Frankfurt durch den Künstler und Erfinder Gunter Demnig ist für den 20. und 21. Mai vorgesehen. Verlegt werden dann voraussichtlich etwa 80 neue Stolpersteine.
27. Januar 2021, 13.38 Uhr
Sina Eichhorn
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