Sechs Tierschutzorganisationen und Vereine wollen am 26. April gegen das Frankfurter Ernst-Strüngmann-Institut demonstrieren. Dieses darf seit knapp einem Monat wieder Tierversuche durchführen.
Jannis Seelbach /
Am 24. April war der Internationale Tag zur Abschaffung der Tierversuche. Begleitend zu diesem Tag hat der Verein „Ärzte gegen Tierversuche“ insgesamt 22 Aktionen in 19 Städten geplant. Auch in Frankfurt findet am Samstag, den 26. April, eine Demo gegen Tierversuche an der Hauptwache statt. Mitorganisatoren sind die Tierschutzgruppen „Peta“, „Ariva“, „Rhein Main Animal Liberation 269“, „Animal Liberators Frankfurt“ und „Soko Tierschutz“.
Ziel der Demo: Auf die Situation von Versuchstieren aufmerksam machen. Von 11 bis 16 Uhr gibt es Infostände, Reden und Musik. Danach bewegt sich eine Menschenkette – die an die Geister der verstorbenen Tiere erinnern soll – in Richtung Rossmarkt. Besonderer Fokus der Frankfurter Aktivisten: das Ernst-Strüngmann-Institut (ESI) in Niederrad. Die Aktivisten wollen sich vor dem Institut versammeln und eine Mahnwache halten. Die Tierschutzorganisation Peta schreibt auf ihrer Facebook-Seite: „Seid dabei. Es gibt Hoffnung für die Opfer des ESI. Dazu brauchen wir jede und jeden von euch.“
Info Das Ernst-Strüngmann-Institut ist ein Grundlagenforschungsinstitut. Dort werden Tierversuche – unter anderem an Menschenaffen – durchgeführt. Wegen fehlenden Qualifikationen wurden die Versuche ein Jahr lang pausiert. Seit knapp einem Monat sind das Personal wieder ausreichend qualifiziert und Experimente möglich.
Aktivisten werfen Institut Tierquälerei vor
Besonders die Grundlagenforschung sei für schlechte Lebensbedingungen von Versuchstiere bekannt. Ärzte gegen Tierversuche wirft dem ESI sogar vor, Affen zu foltern. Diese seien „durch Durst gezwungen, unermessliche Qualen in der Hirnforschung über sich ergehen zu lassen – oft 20 Jahre lang.“ Eine Anspielung auf den Affen „Gandalf“. Für ihn waren die Tierfreunde bereits schon einmal auf die Straße gegangen.
Gegenüber dem JOURNAL bestreitet das ESI die Anschuldigungen: „Vorwürfe über angebliche Praktiken am ESI, wie sie von bestimmten Tierschutzgruppen erhoben werden, entbehren jeder Grundlage. Sie sind nachweislich falsch. Das ESI arbeitet ausschließlich im Rahmen der geltenden gesetzlichen und ethischen Vorgaben. Tierversuche werden – dort, wo sie unverzichtbar sind – mit höchstem Verantwortungsbewusstsein und unter strengster behördlicher Aufsicht durchgeführt.“
Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema würde man begrüßen. Im Gegenzug erwarte man „ein Mindestmaß an Faktentreue und Differenzierung.“ Pauschale Verurteilungen, wie sie im Umfeld des Aktionstages geäußert würden, trügen dazu nicht bei.
Worum geht es in der Forschung?
Nach eigener Aussage besteht ein „klares Ziel“ des ESI darin, „das menschliche Gehirn in seiner Funktion besser zu verstehen“. Das bedeute, dass neue Therapien, diagnostische Verfahren und technologische Innovationen auf Basis der gewonnen Daten entwickelt werden. Anwendungsorientiert sei die Forschung nicht.
Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche, kritisiert: „In der Grundlagenforschung geht es nicht um die Heilung von Menschen, sondern darum, Forschungsgelder zu akquirieren und einen weiteren Artikel in einer Fachzeitschrift zu publizieren.“ Trotz technischer Fortschritte würden sich tierexperimentelle Forscher an ihr „altertümliches Wissen klammern“.
Das ESI widerspricht auch dieser Kritik: Es würde kontinuierlich an der Entwicklung und Erprobung alternativer Methoden gearbeitet. Ausreichend seien diese aber nicht. „Solche Ansätze leisten in einzelnen Bereichen wertvolle Beiträge, ersetzen aber heute und auf absehbare Zeit nicht die Möglichkeit, komplexe Gehirnfunktionen im Zusammenspiel biologischer Systeme zu untersuchen.“