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Gesichter der Stadt: Burkhard Bastuck
„Es gibt in Frankfurt Kultur für alle“
Frankfurt ist eine Stadt, die vom Engagement der Menschen lebt. Viele arbeiten ehrenamtlich, ohne sie hätte es besonders der Kulturbereich schwer. Burkhard Bastuck ist einer von ihnen und sprach mit dem JOURNAL.
JOURNAL FRANKFURT: Herr Dr. Bastuck, Sie haben den Ort für das Foto gewählt. Was bedeutet das Goethe-Haus für Sie?
Burkhard Bastuck: Das Goethe-Museum mit dem Hochstift und dem Romantik-Museum ist für mich einer der wichtigen kulturellen Orte in Frankfurt, an dem ich mich engagiere. Das Hochstift ist eines der ältesten Kulturinstitute Deutschlands, das sich der klassischen und romantischen Kultur widmet mit einer großen Handschriftensammlung und Kunstsammlung und einer Forschungsabteilung. Im Verwaltungsausschuss des Hochstifts bin ich seit 15 Jahren ehrenamtlich aktiv.
Sie bezeichnen sich als engagierten Kulturbürger. Können Sie erklären, was Sie damit meinen?
Kultur ist für mich schon immer wichtig gewesen. Ich bin in einem musikalischen Haushalt aufgewachsen und habe neben Jura auch Musik studiert. Die Musik, die Kultur allgemein, hat mich überallhin begleitet. Als ich vor 25 Jahren nach Frankfurt kam, habe ich mich natürlich für die hiesigen Kulturinstitutionen interessiert: für die Oper, die Alte Oper, das Goethe-Haus – mit einem besonderen Bezug zu Musik. Wenn man privilegiert ist, ein gutes Leben zu führen, dann kann man der Gesellschaft ruhig etwas zurückgeben. Ich engagiere mich, weil es mir gut gegangen ist, und ich tue das vor allem dadurch, dass ich mich ehrenamtlich engagiere.
Wie ist Ihr Blick auf die Entwicklung der Kultur in Frankfurt?
Sie befindet sich aus meiner Sicht auf konstant hohem Niveau. Ich glaube, die wichtigsten Weichen wurden bereits lange vor den 90er-Jahren gestellt: der Wiederaufbau von Paulskirche, Goethe-Haus und der Alten Oper zum Beispiel. Jetzt sind wir in einer Planungsphase zu den Städtischen Bühnen, da wird es eine neue Epoche geben.
Leider stagnieren die Planungen dazu momentan.
Ja, das ist ein eigenes Thema: die Zukunft der Städtischen Bühnen. Es gibt Studien und Grundsatzplanungen dazu. Dieses Problem hätte eigentlich auch bei der jetzigen OB-Wahl eine größere Rolle spielen
müssen. Ich hoffe, dass es sehr bald angepackt wird und es zu einer Entscheidung kommt. Mein Wunsch ist, dass das neue Opernhaus zwischen der jetzigen Oper und der Alten Oper entsteht.
Hilmar Hoffmann prägte ja den Begriff „Kultur für alle“ und plädierte für ein umfassendes Kulturverständnis. Die Kultur allgemein war kein großes Thema im Wahlkampf. Gerät die Idee Hoffmanns in Vergessenheit?
Ich glaube, es gibt in Frankfurt Kultur für alle, und es bemühen sich alle Institutionen, alle Bevölkerungsschichten anzusprechen. Es gibt den Kulturpass für Menschen mit geringem Einkommen. Jeder kann in die Alte Oper, in die Oper, in den Mousonturm, es gibt die Freie Szene. Für Kinder und Jugendliche wird enorm viel angeboten. Auch das Hochstift hat eine eigene Reihe mit Veranstaltungen für Kinder. Aber das Angebot muss auch angenommen werden.
Sie sind auch ehrenamtlich in der Museums-
Gesellschaft aktiv, einer Institution mit einer langen Tradition gegründet von Frankfurtern zur Förderung der Schönen Künste. Ist diese typisch für Frankfurt?
Ja, das ist sie. Die Museums-Gesellschaft wurde 1808 als Hort der Musen gegründet und hat sich zu Beginn mit Bildender Kunst, Literatur und Musik beschäftigt. Davon ist die Musik übrig geblieben, die anderen Künste wurden abgegeben. Es waren immer Bürger der Stadt, die die Gesellschaft und den Verein getragen haben. Goethe war Ehrenmitglied. Die Museums-Gesellschaft ist der älteste Konzertveranstalter der Rhein-Main-Region. Ich bin dort seit zwölf Jahren Vorsitzender.
Was ist heute die Aufgabe der Museums-Gesellschaft?
Das Wichtigste sind die Museumskonzerte. Die Museums-Gesellschaft präsentiert das Orchester der Oper in den Museumskonzerten auf der Bühne der Alten Oper. Das ist eine kuriose Konstruktion, denn normalerweise veranstaltet der Träger eines Klangkörpers die Konzerte selbst.
Die Museumskonzerte haben ein großes Stammpublikum. Wie erreichen Sie andere Zielgruppen?
Außer den Museumkonzerten veranstalten wir vier weitere Konzertreihen, etwa die Kammerkonzerte mit den besten Ensembles der Welt. Da haben wir ein ganz eigenes Publikum, das sehr kenntnisreich ist. Dann veranstalten wir die Familienkonzerte, ein Format, das von Generation zu Generation weitergereicht wird. Unsere Weihnachtskonzerte sind sehr beliebt, der Saal wird von Jahr zu Jahr voller. Mit unserem MuseumsSalon gehen wir nach draußen, in Häuser, Wohnungen und Hochhäuser. Mit diesem Format wollen wir Menschen erreichen, die sonst nicht ins Konzerthaus gehen. In diesen Konzerten können sich die Menschen in privater Atmosphäre vernetzen, das gehört zu den Salons dazu.
Salons gibt es traditionell zwar auch in anderen Städten mit einem starken Bürgertum. Was ist an Frankfurt besonders?
Ich habe von Anfang an gemerkt, dass die Stadtgesellschaft sehr offen ist und dass sie mich sofort aufgenommen hat. Ich hatte vermutet, dass ein alteingesessener Bürgerverein wie zum Beispiel der Patronatsverein (Anm. der Red.: Unterstützungsverein der Städtischen Bühnen) eher eine geschlossene Gesellschaft ist und man sich da erstmal hochdienen muss. Wenn man sich aber engagiert, wird man mit offenen Armen empfangen. Das ist das Besondere an Frankfurt als internationale Stadt in der Mitte Europas.
Sie sind Jurist, haben aber auch Musik studiert. Waren Sie mal an dem Punkt, sich ganz der Musik zu widmen?
Nein. Ich habe von klein auf Klavier gelernt, bei meiner Mutter und meinem Großvater, war Jungstudent an der Musikhochschule Saarbrücken. Ich wollte so gut wie möglich Klavier spielen. Aber ich habe mich schon immer für vieles interessiert. Ich wollte einen Beruf außerhalb der Musik haben und mir die Musik als meinen Schatz aufbewahren. Das ist mir geglückt.
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Zur Person: Burkhard Bastuck, geb. 1953 und aufgewachsen in Saarbrücken, ist Rechtsanwalt, Kulturmanager und Pianist. Er studierte Jura und Musik in Deutschland, der Schweiz und den USA und arbeitete als Wirtschaftsanwalt und Partner der Sozietät Freshfields Bruckhaus Deringer in deren Büros in Düsseldorf, New York, Frankfurt und Köln. Seit 1996 lebt er in Frankfurt.
Dieses Gespräch ist zuerst in der April-Ausgabe (4/23) des JOURNAL FRANKFURT erschienen.
Burkhard Bastuck: Das Goethe-Museum mit dem Hochstift und dem Romantik-Museum ist für mich einer der wichtigen kulturellen Orte in Frankfurt, an dem ich mich engagiere. Das Hochstift ist eines der ältesten Kulturinstitute Deutschlands, das sich der klassischen und romantischen Kultur widmet mit einer großen Handschriftensammlung und Kunstsammlung und einer Forschungsabteilung. Im Verwaltungsausschuss des Hochstifts bin ich seit 15 Jahren ehrenamtlich aktiv.
Sie bezeichnen sich als engagierten Kulturbürger. Können Sie erklären, was Sie damit meinen?
Kultur ist für mich schon immer wichtig gewesen. Ich bin in einem musikalischen Haushalt aufgewachsen und habe neben Jura auch Musik studiert. Die Musik, die Kultur allgemein, hat mich überallhin begleitet. Als ich vor 25 Jahren nach Frankfurt kam, habe ich mich natürlich für die hiesigen Kulturinstitutionen interessiert: für die Oper, die Alte Oper, das Goethe-Haus – mit einem besonderen Bezug zu Musik. Wenn man privilegiert ist, ein gutes Leben zu führen, dann kann man der Gesellschaft ruhig etwas zurückgeben. Ich engagiere mich, weil es mir gut gegangen ist, und ich tue das vor allem dadurch, dass ich mich ehrenamtlich engagiere.
Wie ist Ihr Blick auf die Entwicklung der Kultur in Frankfurt?
Sie befindet sich aus meiner Sicht auf konstant hohem Niveau. Ich glaube, die wichtigsten Weichen wurden bereits lange vor den 90er-Jahren gestellt: der Wiederaufbau von Paulskirche, Goethe-Haus und der Alten Oper zum Beispiel. Jetzt sind wir in einer Planungsphase zu den Städtischen Bühnen, da wird es eine neue Epoche geben.
Leider stagnieren die Planungen dazu momentan.
Ja, das ist ein eigenes Thema: die Zukunft der Städtischen Bühnen. Es gibt Studien und Grundsatzplanungen dazu. Dieses Problem hätte eigentlich auch bei der jetzigen OB-Wahl eine größere Rolle spielen
müssen. Ich hoffe, dass es sehr bald angepackt wird und es zu einer Entscheidung kommt. Mein Wunsch ist, dass das neue Opernhaus zwischen der jetzigen Oper und der Alten Oper entsteht.
Hilmar Hoffmann prägte ja den Begriff „Kultur für alle“ und plädierte für ein umfassendes Kulturverständnis. Die Kultur allgemein war kein großes Thema im Wahlkampf. Gerät die Idee Hoffmanns in Vergessenheit?
Ich glaube, es gibt in Frankfurt Kultur für alle, und es bemühen sich alle Institutionen, alle Bevölkerungsschichten anzusprechen. Es gibt den Kulturpass für Menschen mit geringem Einkommen. Jeder kann in die Alte Oper, in die Oper, in den Mousonturm, es gibt die Freie Szene. Für Kinder und Jugendliche wird enorm viel angeboten. Auch das Hochstift hat eine eigene Reihe mit Veranstaltungen für Kinder. Aber das Angebot muss auch angenommen werden.
Sie sind auch ehrenamtlich in der Museums-
Gesellschaft aktiv, einer Institution mit einer langen Tradition gegründet von Frankfurtern zur Förderung der Schönen Künste. Ist diese typisch für Frankfurt?
Ja, das ist sie. Die Museums-Gesellschaft wurde 1808 als Hort der Musen gegründet und hat sich zu Beginn mit Bildender Kunst, Literatur und Musik beschäftigt. Davon ist die Musik übrig geblieben, die anderen Künste wurden abgegeben. Es waren immer Bürger der Stadt, die die Gesellschaft und den Verein getragen haben. Goethe war Ehrenmitglied. Die Museums-Gesellschaft ist der älteste Konzertveranstalter der Rhein-Main-Region. Ich bin dort seit zwölf Jahren Vorsitzender.
Was ist heute die Aufgabe der Museums-Gesellschaft?
Das Wichtigste sind die Museumskonzerte. Die Museums-Gesellschaft präsentiert das Orchester der Oper in den Museumskonzerten auf der Bühne der Alten Oper. Das ist eine kuriose Konstruktion, denn normalerweise veranstaltet der Träger eines Klangkörpers die Konzerte selbst.
Die Museumskonzerte haben ein großes Stammpublikum. Wie erreichen Sie andere Zielgruppen?
Außer den Museumkonzerten veranstalten wir vier weitere Konzertreihen, etwa die Kammerkonzerte mit den besten Ensembles der Welt. Da haben wir ein ganz eigenes Publikum, das sehr kenntnisreich ist. Dann veranstalten wir die Familienkonzerte, ein Format, das von Generation zu Generation weitergereicht wird. Unsere Weihnachtskonzerte sind sehr beliebt, der Saal wird von Jahr zu Jahr voller. Mit unserem MuseumsSalon gehen wir nach draußen, in Häuser, Wohnungen und Hochhäuser. Mit diesem Format wollen wir Menschen erreichen, die sonst nicht ins Konzerthaus gehen. In diesen Konzerten können sich die Menschen in privater Atmosphäre vernetzen, das gehört zu den Salons dazu.
Salons gibt es traditionell zwar auch in anderen Städten mit einem starken Bürgertum. Was ist an Frankfurt besonders?
Ich habe von Anfang an gemerkt, dass die Stadtgesellschaft sehr offen ist und dass sie mich sofort aufgenommen hat. Ich hatte vermutet, dass ein alteingesessener Bürgerverein wie zum Beispiel der Patronatsverein (Anm. der Red.: Unterstützungsverein der Städtischen Bühnen) eher eine geschlossene Gesellschaft ist und man sich da erstmal hochdienen muss. Wenn man sich aber engagiert, wird man mit offenen Armen empfangen. Das ist das Besondere an Frankfurt als internationale Stadt in der Mitte Europas.
Sie sind Jurist, haben aber auch Musik studiert. Waren Sie mal an dem Punkt, sich ganz der Musik zu widmen?
Nein. Ich habe von klein auf Klavier gelernt, bei meiner Mutter und meinem Großvater, war Jungstudent an der Musikhochschule Saarbrücken. Ich wollte so gut wie möglich Klavier spielen. Aber ich habe mich schon immer für vieles interessiert. Ich wollte einen Beruf außerhalb der Musik haben und mir die Musik als meinen Schatz aufbewahren. Das ist mir geglückt.
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Zur Person: Burkhard Bastuck, geb. 1953 und aufgewachsen in Saarbrücken, ist Rechtsanwalt, Kulturmanager und Pianist. Er studierte Jura und Musik in Deutschland, der Schweiz und den USA und arbeitete als Wirtschaftsanwalt und Partner der Sozietät Freshfields Bruckhaus Deringer in deren Büros in Düsseldorf, New York, Frankfurt und Köln. Seit 1996 lebt er in Frankfurt.
Dieses Gespräch ist zuerst in der April-Ausgabe (4/23) des JOURNAL FRANKFURT erschienen.
10. April 2023, 10.00 Uhr
Jasmin Schülke
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. Mehr von Jasmin
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