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Frühlings-Nacht der Museen
Um 19 Uhr hatte Kulturdezernent Felix Semmelroth (CDU) gemeinsam mit Museumsdirektor Max Hollein die 9. Nacht der Museen im Liebieghaus eröffnet. Unter den Augen der vier Kirchenväter (Foto), einer Plastik vom Ende des 15. Jahrhunderts (Foto), äußerte Hollein seine Freude darüber, dass es so viele Menschen in Frankfurt gebe, die zu schätzen wüssten, „was in dieser Stadt kulturell geboten wird“. „Wir werden heute Nacht wieder die Chance haben ein breites Publikum an die Inhalte unserer Museen heranzuführen. Wir werden wieder eine gute Stimmung in allen Häusern haben.“
Semmelroth lobte seinerseits die neue Gestaltung des Liebieghauses, das nach halbjähriger Umbaupause Anfang März wiedereröffnet worden war. Die räumliche und inhaltliche Neuaufstellung einzelner Sammlungsbereiche war das Ziel der Umgestaltung. Ein übergreifendes Farbkonzept, optimierte Lichtverhältnisse, eine einheitliche Ausstellungsarchitektur, neue Wand- und Objekttexte und ein übersichtliches Leitsystem sollen dem Besucher bei seinem Rundgang durch das Museum eine neue Perspektive auf die Sammlung ermöglichen. Bis nach Mitternacht boten Mitarbeiter des Hauses Führungen zu den Highlights der Dauersaustellung und stellten die einzelnen Epochenabteilungen vor. Workshops für Kinder und Livemusik im Garten ergänzten das Programm.
Nur eine halbe Stunde später eröffnete Kulturdezernent Semmelroth einige hundert Meter weiter, im Museum für angewandte Kunst, die Ernst Young Benefizauktion „Junge Kunst mit Zukunft“. Unter den Hammer kamen Werke junger Künstler der Frankfurter Städelschule und der Offenbacher Hochschule für Gestaltung (HFG). Das teuerste Stück des Abends, ein buntes plastisches Bild aus Stoff und Papier von Städel-Schüler Ayaka Okutsu mit dem Titel „You know what you want“, war für 150 Euro angesetzt worden und wechselte für 9.500 Euro den Besitzer. Insgesamt wurde eine Summe von 101.250 Euro zugunsten der Fördervereine der beiden Hochschulen erzielt. Neben der Auktion, die in diesem Jahr gut besucht war, fand auch die schöne Ausstellung viel Beachtung.
„Donnerstag früh. – Mein phys. und psych. Ich sehnt sich nach dem Süden.“ Diesen Satz schrieb der Wiener Arzt und Schriftsteller Arthur Schnitzler am 19. Mai 1881 in sein Tagebuch. Solche und andere mehr oder weniger intime Einblicke in das Leben von berühmten und unbekannten Menschen bietet derzeit die Ausstellung „Absolut privat!? Vom Tagebuch zum Weblog“ im Kommunikationsmuseum. Während in den beiden oberen Etagen des offen gestalteten Hauses Führungen stattfanden, drang von unten aus dem Lichthof Musik des Salontanzorchesters durch das Treppenhaus. Im Cafébereich wurden Cocktails gemischt, ein ständiges Auf und Ab auf den Treppen. In dem lebhaften Treiben ging die Lesung von hr3-Moderatorin Minou leider etwas unter. Dabei waren die „geheimen erotischen Fantasien“ aus dem Tagebuch des englischen Dichters Samuel Pepys aus dem 17. Jahrhundert alles andere als langweilig. Mit spitzer Zunge trug Minou die amourösen Abenteuer mit Dienstmädchen, den Tratsch vom Königshof und die Streitigkeiten des Schreibers mit seiner Frau vor.
Draußen am Fluss genossen die Menschen an den Weinständen in den Gärten der Museen oder im Gras am Mainufer das erste Frühlingswochenende. Velotaxis und Shuttle-Busse fuhren entlang des gesperrten Museumsufers, auf dem Wasser schipperten die Passagiere an Bord der Mainlinien an der Skyline vorbei.
Auf dem Römerberg und bis zur Hauptwache herrschte ebenfalls beste Stimmung. Die Außenbestuhlung der Restaurants und Cafés war gut besetzt, die Nikolaikirche hatte geöffnet, aus Schirn und Haus am Dom drang Livemusik über den Archäologischen Garten hinweg, der in bunter Beleuchtung und mit Spinnennetzen verhangen ebenfalls Teil der Performances des Abends war. In der Schirn herrschte enges Gedränge. Lange Schlangen bildeten sich auf den Treppen zu den Ausstellungen „Impressionistinnen“ und „All inclusive“ – unten im Foyer bot ein Rockduo mit Gitarre und Schlagzeug eine wahnsinnige Trash-Performance.
Voll besetzt war auch der Ausstellungssaal der Evangelischen Stadtakademie am Römerberg 9. Hier bot im Stundentakt das 12-köpfige Ensemble des Theaters Willy Praml einen szenischen Auszug aus dem mehrteiligen Zyklus „Jesus d’amour“. „First Breafast/Last Dinner“, so der Titel der bissigen Satire zwischen 68er Abendmahl und 2008er Katerfrühstück auf Basis der Texte der vier biblischen Evangelien. In den Pausen konnten sich die Besucher am Frühstücksbuffet mit Müsli, Croissants und Kaffee für die Nacht stärken. Dazu gab’s die Ausstellung „Frankfurt, bitte lächeln“ zu bestaunen: Fotos von Migrantinnen, die ihre Frankfurter Umwelt mit der Kamera erkundet haben.
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