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Frankfurt tanzt den Tango
Auf dem Rasen verspricht Deutschlands nächster WM-Gegner einen heißen Tanz. Kein Wunder, denn es gibt zahlreiche Verbindungen zwischen Tango argentino und Fußball. Frankfurt va por el tango! Für die nötige Eleganz im Zwei-Viertel-Takt sorgt schon seit mehr als 20 Jahren die Tangotänzerin und -lehrerin Fabiana Jarma und seit 2007 auch das deutsch-argentinische Paar Karin Emrich und Luis Blanc.
Die Tangotänzerin und -lehrerin Fabiana Jarma ist im Fußballfieber. Schließlich ist Fußball in Argentinien so populär wie Tango argentino. Im Sport wie im Tanz geht es um Leidenschaft und Improvisation, auf dem Rasen und auf dem Tanzboden sind Künstler der Bein- und Fußarbeit unterwegs. Und so weiß auch Fabiana, inzwischen gewissermaßen Frankfurts Vorzeigeargentinierin, was die Südamerikaner von den Deutschen auf dem Fußballrasen unterscheidet: "Die Argentinier können viel mehr improvisieren und spekulieren. Ein Latino betrachtet alles vom Endergebnis her und fragt sich: 'Bringt mir das was, oder nicht?' Die Deutschen machen immer gleich von Anfang an alles richtig und spielen sofort mit vollem Einsatz." Auf dem Rasen, findet sie, seien die Argentinier zwar nicht solche Tänzer wie die Brasilianer, aber sie hätten doch eine gewisse künstlerische Art zu spielen. Wie im Tango beherrschten die Argentinier auch im Fußball die Kunst der Improvisation und Geschwindigkeit.
Mehr als die Hälfte ihres Lebens hat Fabiana Jarma nun schon in Frankfurt verbracht. 1988 kam sie an den Main und wollte eigentlich nur drei Monate lang bleiben. "Bis jetzt habe ich noch keine Zeit gehabt zu überlegen, dass ich wieder zurück muss", sagt die quirlige und temperamentvolle Argentinierin mit den langen schwarzen Haaren lachend. "Ich bin eine Machmaschine. Ich sage zu nichts nein." Diese Unfähigkeit, nein zu sagen, gepaart mit der Kunst der Improvisation, hat dazu geführt, dass sie begann, in Frankfurt Tango argentino zu unterrichten und dann auch Tangoabende – die sogenannten Milongas – zu veranstalten. Fabiana hat die Tangoszene in Frankfurt aufgebaut und dafür gesorgt, dass die Mainstadt kein leerer Fleck mehr auf der inzwischen längst globalen Landkarte des Tango argentino ist. 1999 gründete sie ihre Tanzschule, die Academia de Tango, es folgte eine Tango y Tapas Bar, und mit ihrem Tanzpartner Julio Gordillo tanzt sie auf zahlreichen Events.
"Die Deutschen haben das, was wir nicht haben. Perfektionismus und Klarheit. Ich bin eine Kombination aus argentinischer Improvisationsfähigkeit und dem deutschen System." Fabiana hat für sich aus beiden Kulturen das Beste herausgezogen und fühlt sich inzwischen weder als Argentinierin noch als Deutsche. Beim Fußball allerdings hört für sie die Kulturfusion auf. Stolz trägt sie schon seit Tagen ein Trikot in Weiß und Himmelblau - den Farben der albiceleste, dem argentinischen Nationalteam. Wie auf so vielen dieser Trikots steht auch auf ihrem die Zehn, also die Nummer des einst weltbesten Fußballers Maradona. Die letzten Spiele der argentinischen Mannschaft hat sie gemeinsam mit zahlreichen Argentiniern geschaut, nach den Siegen gefeiert und auf den Tischen getanzt. Natürlich auch Tango.
Von der Verbindung zwischen Fußball und Tango argentino kann auch das deutsch-argentinische Paar Karin Emrich und Luis Blanc ein Liedchen singen. Beide unterrichten seit 2007 in Frankfurt Tango und haben inzwischen ein eigenes Studio: destinotango. Luis hat selbst 20 Jahre Fußball gespielt. "Der argentinische Tango hat viel mit Leidenschaft und Gefühlen zu tun, aber nicht immer mit Frauen und Liebe. Sondern auch mit Fußball", sagt Karin lachend. In zahlreichen Liedtexten geht es um Fußball, und jeder argentinische Fußball-Club hat einen Tango. Dass einige typische Schritte und Bewegungen aus dem Fußball in den Schritten des Tango zu finden sind, demonstriert Luis schnell und elegant: Er nimmt Karin in die typische Tangoumarmung und macht mit seinem rechten Fuß einen kleinen Kick hinter seinem linken Bein. Unschwer ist zu erkennen: Läge da ein Fußball – es wäre eine geschickte Täuschbewegung beim Fußball.
Dass der Tango bei den Tanzabenden nicht nur ein Paartanz, sondern gewissermaßen auch ein Gruppenspiel ist, versuchen Karin und Luis auch ihren Schülern zu vermitteln. Immerhin bewegen sich bei einer Milonga zahlreiche Paare über die Tanzfläche - da wird es manchmal sehr eng. Für Luis ist es beim Tanz ein "Foul", wenn der Mann an der Frau zerrt, sie schiebt oder ihr auf die Füße tritt. Aber auch Frauen können mit den lasziven Beinschlenkern "foulen", wenn sie allzu lang und ausladend geraten oder schlimmstenfalls die Beine der anderen Tangueros und Tangueras treffen. Fouls mögen die beiden, die mit Liebe und Begeisterung über den Tango erzählen, nicht. Welche der beiden Mannschaften am Samstag gewinnt, ist ihnen jedoch egal, denn so Karin: "Wir haben schon immer aus der jeweils anderen Kultur das Positive für uns als Bereicherung gezogen." Karin und Luis haben in jedem Fall schon jetzt gewonnen.
Astrid Biesemeier (pia)
Die Tangotänzerin und -lehrerin Fabiana Jarma ist im Fußballfieber. Schließlich ist Fußball in Argentinien so populär wie Tango argentino. Im Sport wie im Tanz geht es um Leidenschaft und Improvisation, auf dem Rasen und auf dem Tanzboden sind Künstler der Bein- und Fußarbeit unterwegs. Und so weiß auch Fabiana, inzwischen gewissermaßen Frankfurts Vorzeigeargentinierin, was die Südamerikaner von den Deutschen auf dem Fußballrasen unterscheidet: "Die Argentinier können viel mehr improvisieren und spekulieren. Ein Latino betrachtet alles vom Endergebnis her und fragt sich: 'Bringt mir das was, oder nicht?' Die Deutschen machen immer gleich von Anfang an alles richtig und spielen sofort mit vollem Einsatz." Auf dem Rasen, findet sie, seien die Argentinier zwar nicht solche Tänzer wie die Brasilianer, aber sie hätten doch eine gewisse künstlerische Art zu spielen. Wie im Tango beherrschten die Argentinier auch im Fußball die Kunst der Improvisation und Geschwindigkeit.
Mehr als die Hälfte ihres Lebens hat Fabiana Jarma nun schon in Frankfurt verbracht. 1988 kam sie an den Main und wollte eigentlich nur drei Monate lang bleiben. "Bis jetzt habe ich noch keine Zeit gehabt zu überlegen, dass ich wieder zurück muss", sagt die quirlige und temperamentvolle Argentinierin mit den langen schwarzen Haaren lachend. "Ich bin eine Machmaschine. Ich sage zu nichts nein." Diese Unfähigkeit, nein zu sagen, gepaart mit der Kunst der Improvisation, hat dazu geführt, dass sie begann, in Frankfurt Tango argentino zu unterrichten und dann auch Tangoabende – die sogenannten Milongas – zu veranstalten. Fabiana hat die Tangoszene in Frankfurt aufgebaut und dafür gesorgt, dass die Mainstadt kein leerer Fleck mehr auf der inzwischen längst globalen Landkarte des Tango argentino ist. 1999 gründete sie ihre Tanzschule, die Academia de Tango, es folgte eine Tango y Tapas Bar, und mit ihrem Tanzpartner Julio Gordillo tanzt sie auf zahlreichen Events.
"Die Deutschen haben das, was wir nicht haben. Perfektionismus und Klarheit. Ich bin eine Kombination aus argentinischer Improvisationsfähigkeit und dem deutschen System." Fabiana hat für sich aus beiden Kulturen das Beste herausgezogen und fühlt sich inzwischen weder als Argentinierin noch als Deutsche. Beim Fußball allerdings hört für sie die Kulturfusion auf. Stolz trägt sie schon seit Tagen ein Trikot in Weiß und Himmelblau - den Farben der albiceleste, dem argentinischen Nationalteam. Wie auf so vielen dieser Trikots steht auch auf ihrem die Zehn, also die Nummer des einst weltbesten Fußballers Maradona. Die letzten Spiele der argentinischen Mannschaft hat sie gemeinsam mit zahlreichen Argentiniern geschaut, nach den Siegen gefeiert und auf den Tischen getanzt. Natürlich auch Tango.
Von der Verbindung zwischen Fußball und Tango argentino kann auch das deutsch-argentinische Paar Karin Emrich und Luis Blanc ein Liedchen singen. Beide unterrichten seit 2007 in Frankfurt Tango und haben inzwischen ein eigenes Studio: destinotango. Luis hat selbst 20 Jahre Fußball gespielt. "Der argentinische Tango hat viel mit Leidenschaft und Gefühlen zu tun, aber nicht immer mit Frauen und Liebe. Sondern auch mit Fußball", sagt Karin lachend. In zahlreichen Liedtexten geht es um Fußball, und jeder argentinische Fußball-Club hat einen Tango. Dass einige typische Schritte und Bewegungen aus dem Fußball in den Schritten des Tango zu finden sind, demonstriert Luis schnell und elegant: Er nimmt Karin in die typische Tangoumarmung und macht mit seinem rechten Fuß einen kleinen Kick hinter seinem linken Bein. Unschwer ist zu erkennen: Läge da ein Fußball – es wäre eine geschickte Täuschbewegung beim Fußball.
Dass der Tango bei den Tanzabenden nicht nur ein Paartanz, sondern gewissermaßen auch ein Gruppenspiel ist, versuchen Karin und Luis auch ihren Schülern zu vermitteln. Immerhin bewegen sich bei einer Milonga zahlreiche Paare über die Tanzfläche - da wird es manchmal sehr eng. Für Luis ist es beim Tanz ein "Foul", wenn der Mann an der Frau zerrt, sie schiebt oder ihr auf die Füße tritt. Aber auch Frauen können mit den lasziven Beinschlenkern "foulen", wenn sie allzu lang und ausladend geraten oder schlimmstenfalls die Beine der anderen Tangueros und Tangueras treffen. Fouls mögen die beiden, die mit Liebe und Begeisterung über den Tango erzählen, nicht. Welche der beiden Mannschaften am Samstag gewinnt, ist ihnen jedoch egal, denn so Karin: "Wir haben schon immer aus der jeweils anderen Kultur das Positive für uns als Bereicherung gezogen." Karin und Luis haben in jedem Fall schon jetzt gewonnen.
Astrid Biesemeier (pia)
3. Juli 2010, 14.34 Uhr
red
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